Irgendwie ist mein Schlafrhytmus komplett hinüber: Ich bin wieder gegen 7 Uhr wach. Zuhause und mit Wecker fällt mir das schwerer… Aber eigentlich ist das ganz praktisch: Mein Laptop ist im Lauf der Nacht mangels Festplattenplatz aus der Verarbeitung der Fotos der letzten Nacht ausgestiegen, so kann ich ihn erneut auf die Bilder der Nikon ansetzen. 24 Megapixel sind einfach zu viel – noch bis Mitternacht wird er an den 3500 Fotos der letzten Nacht rechnen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – die Nordkapp hat den Film schon auf ihrer Facebook-Seite, mangels Facebok-Konto kann ich es aber nicht direkt verlinken. Aber wenn ich wieder in Deutschland bin, gibt es wie gewohnt das Video der Reise auf meinem Vimeo-Kanal.
Weiterer Vorteil: Ich sehe mal wieder Harstad und kann noch ein paar Fotos der Trondenes-Kirche schießen, bevor es zum Frühstück geht. Die Kirche ist die nördlichste Steinkirche der Welt und markiert den Ort der ersten christlichen Taufen in Norwegen. Seit kurzem gibt es im Hafen von Harstad eine Wasserfontaine, die die Schiffe begrüßt. Den Sinn von den Dingern werde ich wohl nie verstehen… Als vor einigen Jahren eine russische Buran-Raumfähre auf dem Rhein nach Speyer ins Technik-Museum gebracht wurde, hatte mir auch so ein Feuerwehrboot mit Dauerfontaine die Bilder versaut, weil es ständig im Weg war.
Nach dem Frühstück war wieder Reiseleitersprechstunde mit Kai und Margit. Was ich ganz vergessen habe zu erzählen: Gestern war wieder Signierstunde mit Kapitän und Küchenchef. Gleichzeitig hatten wir eine Signierstunde für mein Buch angesetzt, das ja jetzt jeder kriegen sollte, die die Nordlicht-und-Sterne-Themenreise von Hurtigruten Deutschland bucht, auch wenn ich nicht dabei bin. Ich will ja nicht angeben, aber anscheinend war meine Signierstunde besser besucht. Gut, dass ich nicht in Sichtweite vom Captain war… Wer gestern nicht dazu kam, konnte das heute nachholen (oder zu jedem beliebigen anderen Zeitraum auf dem Schiff).
Das einzige Problem: Von der Risøyrinne kriege ich dadurch diesmal wenig mit. Aber unser Platz an Deck 4 bietet einen schönen Ausblick nach draußen und und wird so langsam zu meinem neuen Stammplatz, nachdem mein alter, bequemer Stammplatz an der Bar auf Deck 7 der Multe-Bäckerei mit ihren Holzstühlen weichen musste. Und da jeder hier auf dem Weg zum Restaurant vorbeikommt, ist er auch schön kommunikativ. Sehen und gesehen werden, außerdem gibt’s hier auch Strom für den Laptop. Ein paar Vorteile hat das neue Design der Nordkapp.
In Risøyhamn gehe ich nicht von Bord, sondern fotografiere den Königsstein nur von Deck aus. Hier liegt genug Schnee, dass ich ohnehin nur bis zur Treppe gekommen wäre.
Nach Risøyhamn geht die Fahrt weiter durch die traumhafte Landschaft der Vesterålen, die einige Passagiere per Bus von der Landseite aus erkunden. In Sortland treffen wir wieder zeitgleich mit den Bussen ein, die über die Brücke fahren, während wir darunter durch fahren.
Diesmal bin ich der einzige, der mit einem Handtuch zum Winken bewaffnet ist; Martin vom Expeditionsteam winkt mit der norwegischen Flagge, und Johan hält das ganze auf Video fest, für Facebook und das abendliche Gathering mit dem Expeditionsteam. Anschließen steht ein frühes Mittagessen an, bevor die ausgehungerten Ausflügler ins Restaurant strömen…
Kurz bevor wir Stokmarknes erreichen, wird an Deck Fisch filettiert. Irgendwie habe ich dafür aber keine Zeit, Gespräche sind wichtiger. In Stokmarknes grüßt schon die alte Finnmarken am Hurtigrutenmuseum. Wie immer kann ich jedem nur empfehlen, einen Blick in das 50er-Jahre-Schiff zu werfen, das von Hurtigruten-Enthusiasten betriebene Museum samt Schiff ist die 50 NOK Eintritt absolut wert. Denn ganz ehrlich: So viel hat Stokmarknes auch nicht zu bieten…
Da es dem privaten Museum an Geldern fehlt, leidet die Finnmarken leider unter ihrem Platz im Freien. Ein Schutzbau ist geplant, aber ob er rechtzeitig kommen wird…
Anschließend führt uns die Fahrt wieder durch die Alpen den Raftsund. Die hohen Bergen praktisch in Reichweite sind immer wieder beeindruckend. Gegen 17 Uhr halten wir auch am Trollfjord, diesmal gestattet uns das Wetter einen Besuch. Wegen der Lawinengefahr können ist der Fjord zwar gesperrt, aber im Rückwärtsgang kommen wir seiner Mündung doch ziemlich nahe. Zur berühmten Schlacht am Trollfjord kam es, weil er einst zugefroren war und die modernen dampfbetriebenen Schiffe das Eis zwar brechen konnten, die Besatzungen jedoch die ärmeren Fischer mit ihren alten Holzbooten an der Einfahrt in den Fjord hinderten. Auch heute treiben größere Eisschollen an der Mündung entlang, die für die Nordkapp kein Problem darstellen, aber für eine kleine Segelyacht zu dick sind.
Da wir um 18:30 in Svolvær sein wollen, gibt es heute bereits ab 17:30 Buffett statt Abendessen mit festen Sitzplätzen. Diesmal steht keine Kneipentour an (in Tromsø war es auch nichts – das wird eine billige Reise), sondern nur ein wenig Beine vertreten. Mein Ziel: Die Brücke zur Insel Svinøya, von der man einen netten Blick auf den Hafen haben soll (stimmt). Unterwegs treffe ich Margit, und gemeinsam geht es noch kurz auf die Insel, wo die Teilnehmer des Ausflugs “Rundgang durch Svinøya” in einem der Rørbua-Häuser sind. Durch die Wolken blitzen Spuren von Polarlicht auf…
Der Weg zur Insel dauert eine gute Viertelstunde; wenn man direkt nach dem Anlegen aufbricht, langt es, um dort ein dunkles Eck zu sehen und bei gutem Wetter Polarlicht zu schauen. Das setzt natürlich einen klareren Himmel voraus, als wir ihn gerade haben.
Zurück auf dem Schiff trifft man sich auf Deck 5, um der nordgehenden MS Nordnorge zu winken, die wir kurz nach dem Auslaufen aus Svolvær treffen. Und immer wieder der Blick in den Himmel. Da ist zwar Grün, aber keine wirklichen Strukturen – nur hintergrundbeleuchtete Wolken. Trotzdem kommt kurz nach der Abfahrt aus Svolvær eine Polarlichtmeldung über die Schiffslautsprecher. Am Heck auf Deck 5 bauen eine Handvoll Leute ihre Kameras auf, ab und zu blitzt auch Polarlicht durch die Wolken. Für das Auge ist nicht besonders viel dabei, aber die Kamera nimmt im Lauf des Abends doch einiges auf. Das Polarlichtoval sah zwar prächtig aus, aber die größrte Aktivität war weit im Süden. Wir sollten jetzt in Ålesund sein… Immerhin: auf dem Weg nach Stamsund gibt es ein paar nette Lichter am Himmel – aber wer stattdessen die Lesestunde mit Johan um 21:30 angehört hat, hat nicht viel verpasst. Heute wollte er die Legende von Utrøst vortragen. Dort, wo auf der Nordkapp heute das A-La-Carte-Restaurant ist, war früher das Café Utrøst mit einem schönen Gemälde von Karl Erik Harr zur Sage.
Polarlicht am 1. März vor Stamsund, aufgenommen an Bord der MS Nordkapp. Wir waren zu weit im Norden & hatten zu viele Wolken… pic.twitter.com/nh03uDc728
— Alexander Kerste (@AlexKerste) 3. März 2017
Nach Stamsund sieht es auch erst einmal schlecht aus, und ich verbringe einige Zeit in der Explorer-Bar (vulgo: Panorama-Salon). Irgendwann kommt Hans rein und erzählt, dass es gerade eine schöne Korona gab. So macht man sich keine Freunde… Also raus auf’s Deck und noch etwas Nordlicht schauen, dir große Show fällt aber der gleichmäßigen, wenn auch eher dünnen Bewölkung zum Opfer. Polarlicht durch Wolken-Weichzeichner macht nur begrenzt Spaß.
Während der anschließenden Fahrt über den Vestfjord gab es etwas mehr zu sehen. (Nacht 1. auf 2. März 2017) pic.twitter.com/xvtVOqVPWg
— Alexander Kerste (@AlexKerste) 3. März 2017
Um halb eins streiche ich dann aber doch die Segel – das Wetter sieht nicht wesentlich vielversprechender aus, und bis Bodø muss ich dann doch nicht durchmachen.