Eigentlich sollte ich die Route ja mittlerweile gut genug kennen, um vor Fehlplanungen gefeit zu sein, aber wie es halt so läuft… Kurz nach halb neun begegnen wir kurz vor Havøysund der südgehenden MS Spitsbergen, was natürlich für ein Fotoshooting genutzt wird – Ende Februar ist es um diese Zeit längst schön hell. Wie das Schiffchen sich durch die Wellen kämpft ist auch ein hübscher Anblick.
Anschließend laufen wir in Havøysund ein und wecken die Einwohner mit dem Schiffstyphoon, dann noch schnell ein paar Gespräche führen und den Zeitrafferfilm von gestern twittern, und endlich ab zum Frühstück.
Nur dass heute Nordkapp-Tag ist und es nur bis 9:30 statt bis 10 Uhr Frühstück gibt. Dafür gibt es schon um 10:30 Mittagessen, für alle, die mit dem Bus zum Nordkapp fahren. Naja, ein Frühstück weniger ist auch kein Fehler, und ich habe ja noch den Ambassador-Orbstkorb auf der Kabine. Muss der halt dran glauben.
Vor der Fahrt durch den Magerøya-Sund kommt noch eine Warnung über die Schiffslautsprecher: Wir werden etwa eine Stunde ohne Internet sein, weil es hier oben kein Netz gibt. Aber wir kriegen die Zeit auch so rum: Die schneebedeckte Landschaft ist faszinierend, dazu perfektes Wetter mit tiefblauem Himmel. Am Vormittag haben wir wieder Sprechstunde mit Tipps für Honningsvåg, aber die meisten machen eh den Nordkapp-Ausflug oder den Hiking-Trip mit dem Expeditionsteam. Aber ein paar wollen sich doch den Ort anschauen.
Kurz vor Honningsvåg gibt es schon die ersten Vorbereitungen für die übliche Rettungsübung: Das kleine Motorboot auf der Backbordseite wird abgesetzt – schließlich liegen wir immer mit der backbord-linken Seite am Kai. Nachdem wir in Honningsvåg angelegt haben, mache ich ein paar Fotos von Schiff und gehe dann Essen, anschließend starte ich einen kleinen Rundgang: Erst einmal auf die andere Hafenseite, um die Nordkapp von der Steuerbordseite zu fotografieren, dann wieder mal hoch zum Aussichtspunkt mit der Büste des Regisseurs. Einige andere Passagiere haben den Weg auch gefunden. Bemerkenswert: Es liegt eigentlich kaum Schnee. Zwar muss man sich schon ein wenig den Weg entlang kämpfen, aber auf dem alten Friedhof über der Stadt ist teilweise der nackte Erdboden zu sehen. Es ist der schneeärmste Winter seit 60 Jahren, zweifellos.
Sonntags hat Honningsvåg eher wenig zu bieten. Das Cafe Retro und die Buch- und Schreibwarenhandlung in der Nähe des Anlegers sind geschlossen und suchen neue Mieter, und der Souvenirshop hat bis heute Urlaub – auch wenn ein Kundenfänger behauptet, er hätte heute offen. So bleibt mir nur ein Besuch beim Denkmal von Bamse.
Auf dem Schiff werden wieder Waffeln und heiße Schokolade angeboten, damit keiner der Ausflüglers wegen des frühen Mittagessens verhungert. Ich mache es mir im Panoramasalon/Bar bequem, um mein Blog für gestern zu schreiben. Auf den neuen Sesseln halte ich es aber nicht lange aus, zum Glück gibt es noch ein paar Sofas… Derweil wird das Wetter draußen wie angekündigt schlechter, dunkle Wolken ziehen auf. Aber die Nordkap-Besucher hatten Glück und perfektes Wetter. Timing ist alles.
Für 15 Uhr steht eine Präsentation über das Nordlicht von Martin auf dem Tagesprogramm, die Durchsage kündigt dann aber einen Film an – darauf kann ich verzichten. Der nächste Programmpunkt ist dann um 16:20 eine Smacksprobe auf Deck 7: Bidos wird serviert, eine samische Suppe mit Gemüse und Rentier. Irgendwie habe ich die vegetarische Version erwischt… aber andere hatten doch Fleisch drin. Seis drum.
Der nächste Programmpunkt ist die Gesteinsformation der Finnkirche. Als Point of Interest erzählt Martin etwas dazu, während sich alle an Deck 7 an der Reling drängen. Pro-Tipp: Auf Deck 5 war fast keiner, und man hatte guten Blick auf den Krabbenfischer aus Kjøllefjord, der wenige Minuten später mit seinem Boot anlegte und die Nordkapp enterte.
Kurz vor der Finnkirche ist das Wetter noch gut, und Venus steht hell leuchtend über den Wolken. Dann kommt mal wieder ein Schneeschauer, und die Felsformation ist noch zu erahnen. Als wir sie passieren, hört der Schnee wieder auf, und der Fischer kann anlegen. Diesmal wird die Finnkirche allerdings nicht beleuchtet.
In Kjøllefjord steht schon der nächste Termin an: Kaum haben alle einen Blick auf die Königskrabben geworfen, ist das Meeting dem dem Expeditionsteam angesagt. Mein Polarlichtfilm wird nicht im Tagesrückblick gezeigt… Dafür gibt es eine halbe Stunde später das Nordkappbuffett.
Danach haben wir den Rest des Abends frei: Die Wolkenprognose hat recht, heute gibt es keine Chance für Polarlicht. Stattdessen spielt Johan wieder live in der Multe-Bäckerei (der ehemaligen Bar auf Deck 7), und gegen halb elf treffen wir vor Berlevåg noch die Nordlys. Allerdings lassen wir Berlevåg mit Schleichfahrt rechts liegen, und die Nordlys zieht mit einigem Abstand hinter uns vorbei. Nichts mit Winken oder schönen Fotos. Mal sehen, wie es morgen mit der Finnmarken läuft, wenn wir als südgehende Hurtigrute wieder in Berlevåg vorbei kommen.