Schwups, schon sind wir wieder im Süden: Heute früh steht die südgehende Polarkreisüberquerung an. Vorher begegnen wir um halb neun, kurz nach dem Frühstück, noch der nordgehenden Polarlys.
Da wir wieder etwas später dran sind, erreichen wir den Polarkreis mit der Insel Vikingen etwa zehn nach neun. Diesmal ist es auf Deck 5 deutlich voller als bei der nordgehenden Polarkreisüberquerung – jetzt weiß jeder, dass da mehr Platz ist als auf Deck 7. Mitten im Dezember mit Wolken am Himmel ist es aber nicht wesentlich heller als auf der nordgehenden Passage, auch wenn die Uhrzeit jetzt deutlich angenehmer ist. Unscharfe Bilder gibt es trotzdem genug; nicht immer trifft der Scheinwerfer die Kugel.
A propos früh: Irgendwie hat heute die Müdigkeit alle im Griff. Nicht jedes bekannte Gesicht taucht überhaupt vor dem Sonnenaufgang auf…
Das arktische Tradition der südgehenden Polarkreistaufe – ein Löffel Lebertran für alle, und man darf den Löffel behalten! – findet diesmal in zwei Schichten statt: Um 10 Uhr für Deck 3 und 5, anschließend für Deck 6. Wegen Corona wird Abstand gehalten. Die Reaktionen auf den Lebertran schwanken zwischen “nochmal” und “nie wieder, das kann nicht gesund sein”; ich lehne mich lieber an unserem Stammplatz im Multe gemütlich zurück und überlasse das Erlebnis unseren Gästen. Dadurch verpasse ich aber das Geburtstagsständchen, das auf Deck 7 zweimal ertönt.
Davon abgesehen ist es ein ereignisloser Tag. Nesna erreichen wir zehn Minuten nach unserer geplanten Ankunft; am Kai steht ein Leichenwagen und erinnert daran, dass wir nicht nur Fracht und Passagiere befördern, sondern auch immer wieder Särge überführen, wenn jemand fern der Heimat gestorben ist. Nicht jeder kleine Ort hat ein Krankenhaus.
Von Nesna geht es unter bedecktem Himmel und auf ruhiger See weiter nach Sandnessjøen, das wir sieben Minuten vor der geplanten Abfahrt erreichen. Über die Durchsage “only a short stay” muss ich dann doch schmunzeln.
Damit haben wir natürlich keine Chance, in Sandnessjøen von Bord zu gehen und einen kurzen Streifzug durch die Fußgängerzone zu unternehmen. Schade eigentlich: Letztes Mal, als ich hier von Bord gehen konnte, gab es eine ganze Reihe von Kunst und Statuen zu sehen.
So bleibt es bei einem Blick vom Schiff. Schön: Im Hintergrund ist die Gipfelkette der Sieben Schwestern zu sehen – die Wolken hängen nicht so tief, dass sie die Gipfel verhüllen würden.
Nachdem wir ablegen, umrunden wir den Hafen und fahren an den Sieben Schwestern vorbei. Die Sage dazu habe ich wohl schon oft genug verbloggt, dass ich sie hier nicht wiederholen muss… Diesmal sei nur gesagt, dass sie gut zu sehen waren und wieder einmal die Fotografen angelockt haben.
Danach schlägt die Müdigkeit zu: Ich verziehe mich für eine Stunde oder so in die Kabine. Die Nächte waren lang und polarlichtreich. Da muss die Helgelandküste heute auf mich verzichten, ich bin ab kurz vor Brønnøysund wieder ansprechbar. Ich brauche Urlaub…
Brønnøysund erreichen wir mit einer Viertelstunde Verspätung; die Abfahrt ist dann wieder pünktlich. Im Ort wird groß gebaut: Das Brønnøysundregister reißt den hübschen, nicht allzu hohen Anbau ab und erweitert wohl. Gut zwei Stunden haben wir im Ort; das genügt für einige Gäste für den Ausflug zur Lachsfarm, der angeboten wird, und mir für einen Gang zum Schild in der Mitte Norwegens, dem neu gestalteten Hafenbecken im Anschluss mit Kletterwand, und dann zum letzten Norwegen-Shopping ins Amfi: Getränke, Weihnachtsschmuck, ein Blick in die Buchhandlung, und dann war es das mit Einkaufsmöglichkeiten: In Trondheim ist Sonntag, und am Montag sind wir ohnehin nur auf See unterwegs.
Zum Abschluss noch ein Softeis (das muss sein), dann geht es zurück aufs Schiff. Um 17:30, fünf Minuten nach der Abfahrt, haben wir den nächsten Termin: Margit und Andreas geben die Infos zu Abreise, Abflug und den ganzen organisatorischen Sachen, die wir übermorgen zu beachten haben. Dann geht es nahtlos weiter zum Abendessen, gefolgt vom gemütlichen Teil mit Handy, Blog und Stricken im Multe auf Deck 7. Der sporadische Blick in den Himmel zeigt nur gelegentliche Wolkenlücken – wir haben also frei.
Rørvik erreichen wir pünktlich und legen sogar überpünktlich ab – folgt mir der Captain etwa auf Twitter? Lästere ich zu viel?
Egal – wann wir morgen früh Trondheim erreichen, ist mir erst einmal egal. Nach Rørvik fahren wir auf die Folda, auf der zwar der Wind pfeift, die aber wellentechnisch sehr harmlos ist. So könnte es bleiben…
Allzu spät wird es für uns heute nicht – einmal ausschlafen wäre doch ganz nett, auch wenn für mich morgen nicht viel auf dem Programm steht. Wer die Ausflüge in Trondheim gebucht hat, muss früher raus.
In diesem Sinn: Allseits eine gute Nacht!