Es hat Nachteile, wenn man ein Hotel mit Frühstück bucht. In diesem Fall: Frühstück nur bis 9 Uhr. Und dementsprechend frühes Aufstehen. Dafür erwarten uns heute wohl keine großen Abenteuer mehr auf der Straße der Megalithkultur. Wir sind in Osnabrück, am Start der Route – da sollte sie sich wohl von ihrer besten Seite zeigen. Und geplant sind nur sieben Stationen, plus die zwei von gestern und etwas rundrum auf der Strecke. Also los geht’s, in die große Stadt.
1a – Teufelssteine
Das erste Ziel liegt in einem Gewerbe- und Wohngebiet und ist ausgeschildert – das Schild scheint auf das Werksgelände eines Stromversorgers zu zeigen. Echt jetzt? Fängt ja gut an…
Wir parken ein paar Meter weiter und sehen noch einen weiteren, dezenten Hinweis auf das Großsteingrab Teufelssteine. Hinter einem Privathaus finden wir das hübsche Grab dann, das auch ausgewählt wurde, um die Koexistenz von alten Steinen und moderner Industrie zu demonstrieren. Die Bauarbeiter in der Umgebung sorgen für die richtige Kulisse dafür.
Die 12 Meter lange Kammer ist noch gut erhalten, ein Deckstein fehlt, einer liegt noch oben drauf – den Bau des Gewerbeviertels hat es gut überstanden. Und zum Glück stehen hier ein Umspannwerk und eine Spedition, und keine Großschlachterei. Ich muss wieder an 15c denken – und an Asterix und der Seher. Der Witz mit der Gerberei. Jetzt verstehe ich den besser…
1a – Gretescher Steine
Das nächste Ziel ist nur gut einen Kilometer und eine Baustelle entfernt und liegt in einer Anwohner-Frei-Zone – also nicht in der Seitenstraße parken, sondern bei der Wirtschaft gegenüber.
Auch die Gretescher Steine liegen in einem kleinen Wäldchen in einem schmucken Wohngebiet. Wir finden zunächst eine Zeitleiste, die einige Ereignisse der letzten 5000 Jahre auflistet, und an deren Ende das Grab steht. Hübsch gemacht.
Mit seinen massiven Decksteinen erhebt es sich aus der Erde – kein Wunder, dass es schon früh romantisiert und des öfteren gezeichnet wurde. Sehr nett: Zum Gretescher Bach geht es steil herunter, sie stehen also über einem hübschen kleinen Abhang. Ein Stein ist wohl einst den Hang heruntergestürzt. Eine schöne kleine Oase der Ruhe, nach der wir Osnabrück dann auch schon verlassen.
Osnabrück mag durchaus einen Besuch wert sein, aber wir sind hier ja nicht wegen der jüngsten Geschichte (Westfälischer Frieden 1648, die älteren unter uns erinnern sich), sondern wegen der Vorgeschichte. Also nehmen wir Kurs auf das offene Land.
2 – Großsteingrab Jeggen
Jeggen liegt dann auch schon sehr abgeschieden, und in einer überraschend hügeligen Gegend – nach dem Flachland weiter im Norden wirken die Hügel fast wie Berge. Von der Straße aus präsentiert es sich von seiner besten Seite: Große Steine in einem von einer Hecke eingerahmten Areal, dazu eine Skulptur, die an seine Erbauer erinnert. Nett.
Einige große Bäume wachsen im Grab und um es herum – ein schönes Ausflugsziel, bis wir es einmal umrunden. Irgendein Idiot konnte es nicht lassen, es mit Hakenkreuzen zu beschmieren. Kulturlose Banausen. Es ist das erste Mal, das wir moderne Vandalismus-Spuren sehen. Wir sind eindeutig in der Nähe der Zivilisation.
Unterwegs kommen wir noch an der Schelenburg in Schledehausen vorbei, einer der ältesten Burganlagen der Region. Seit 2011 ist das Restaurant geschlossen und die Anlage wird privat genutzt – es bleibt also bei einem kurzen Blick von außen auf die Wasserburg.
Kurz danach geht es auch nicht mehr weiter, wir haben eine Vollsperrung gefunden. Also zurück nach Jeggen und mal sehen, wann wir wieder auf die offizielle Straße der Megalithkultur stoßen
3a – Driehauser Steine
Das Navi führt uns auf einen asphaltierten Feldweg, der zu einem zugewucherten Fußweg führt, der zu einem Wäldchen führt – sieht gut aus, wir haben die Driehauser Steine gefunden. Eine kleine, isolierte Baumgruppe ist ein gutes Indiz für alte Steine.
Die Anlage ist gut erhalten und hat – angeblich – einige Megalithen, die mit Näpfchen versehen wurden, wohl noch von ihren Erbauern. Von den gut fünf Zentimeter großen, flachen Vertiefungen sehen wir aber wieder einmal wenig bis nichts. Egal – die Anlage ist trotzdem hübsch.
Der Reiseführer empfiehlt nun noch einen Besuch im Schnippenburg-Museum, das sich vor allem mit den Kelten beschäftigt. Sagenhafte Funde aus der Keltenzeit erwarten uns da – allerdings nur Sonntags zwischen 14 und 18 Uhr; im Winter sogar nur an jedem ersten Sonntag im Monat. Wir haben zwar Sommer, aber Donnerstag. Also können wir uns den Besuch sparen und fahren direkt zur nächsten Station.
3b-d – Darpvenner Steine
Gegen halb 12 erreichen wir den Wanderparkplatz in der Nähe der Darpvenner Steine und gehen erst einmal in die falsche Richtung; wir müssen ein Stück and er Straße entlang auf die andere Seite der Wirtschaft, wo es auch eine winzige Parkbucht gibt. 3 c und d liegen auf einer Seite der Straße, 3b gegenüber. Wir kommen gut voran!
Nach wenigen Metern und vielleicht eineinhalb Höhenmetern erreichen wir das Grab 3c. Die Decksteine liegen zwischen den Tragsteinen, aber sonst sieht es gut aus. 3d ist durch die Bäume auch schon zu sehen.
Die Kammer von 3d ist gut erhalten, dafür fehlen die Decksteine. Ich weiß nur langsam nicht mehr, was ich über die Megalithanlagen noch so schreiben soll – alles hübsch und idyllisch und ruhig und abseits…
Aber wir haben ja noch eine an dieser Station: 3b liegt auf der anderen Straßenseite und ist die größte im Bunde. Die Kammer ist länger als die ihrer Kollegen, dafür ist von einer Umfassung nichts zu erkennen.
So viele Steine – ob das auffallen würde, wenn man ein paar davon nach Süddeutschland brächte? Egal, Zeit für was anderes.
Eisenzeithaus Darpvenne
Im Augenblick kreisen wir um Darpvenne und landen schließlich am Eisenzeithaus. Hier wurde ein Eisenzeitliches Gehöft rekonstruiert. Das kann sehr spannend sein – auf den äußeren Hebriden in Schottland hatten wir einmal das Bostadh Iron Age House besucht und gar nichts erwartet; stattdessen gab es dann eine eindrucksvolle kleine Führung, mit der wir gar nicht gerechnet hatten. Und offen hatte es auch! Und Darpvenne?
“Öffnungszeiten ohne Buchung:
http://schnippenburg.server1.citywerk.net/staticsite/staticsite.php?menuid=8&topmenu=7
April-September: jeden 2. Sonntag im Monat 14-18 Uhr”
Natürlich in Zeiten ohne Corona. Aber die Außenbesichtigung ist möglich.
In der Umgebung gibt es noch ein paar Mini-Ausgaben von Pferden (wer braucht da schon Island-Ponies) und sogar öffentliche Toiletten. Sie wurden erst kürzlich errichtet, um das Konzept des “Tourismus” zu verbreiten.
Viel Erfolg! Die gute Nachricht: Die Toiletten sind offen und gepflegt; und die Wirtschaft gegenüber macht gelegentlich sogar auf.
Wir fahren weiter zum nächsten neuzeitlichen Zwischenziel:
Venner Mühleninsel
Die Venner Mühleninsel ist eine hübsche kleine Insel mit zahlreichen alten Gebäuden, die zu der Mühle auf der anderen Straßenseite gehören. Sie ist frei zugänglich und auf viele Besucher ausgelegt, wenn ich mir den Parkplatz anschaue. Am Donnerstag-Mittag sind wir fast alleine. Die Mühleninsel bietet schöne Gärten und alte Wirtschaftsgebäude, die Mühle selbst mit dem Dorfmuseum macht nicht so viel her und ist bei unserem Besuch auch nicht zugänglich – ein mächtiges altes Steingebäude, aber ohne sichtbares Wind- oder Wasserrad. Trotzdem ein hübscher Zwischenhalt.
4a – Süntelstein
Weiter geht’s in die Jungsteinzeit, zum einzigen Monolith der Route: Dem Süntelstein. Der vier Meter große, breite Brocken steht an einem leichten Abhang und wirkt daher gar nicht so groß, wenn man nicht direkt davor steht. Angeblich hat ihn der Teufel hierher geschleudert, weil ihn die Venner Kirche gestört hat – er wollte mit ihm das Kirchentor versperren, aber der Brocken war dann doch selbst dem Teufel zu schwer, sodass er die Aktion abbrach.
Heute führt ein 600 Meter langer Weg vom Parkplatz durch den Wald zum Süntelstein, man sollte also etwas Zeit einplanen. Schon seit langem hat jemand die Strukturen auf dem Stein zu einem Gesicht ergänzt – das kann man immerhin als Kunst durchgehen lassen statt als mutwillige Verschandelung.
Ursprünglich war er wohl von einem Kreis aus Steinen umgeben, von denen sich aber nichts mehr findet. Dafür sind in direkter Nachbarschaft jede Menge Findlinge aufgehäuft – anscheinend aber kein gestörtes historisches Monument, sondern nur ein Haufen Steine.
4b/c – Teufels Backtrog und Teufels Backofen
Die offizielle Wegbeschreibung meint, man solle vom Parkplatz vom Süntelstein zu 4b/c laufen – an das andere Ende vom Ort. Wir fahren lieber mit dem Auto und erreichen nach ein paar Minuten das Ziel, von dem aus ein Fußweg zu den beiden Gräbern führt. Parken am Straßenrand ist auch kein Problem.
Wir gehen zuerst zu Teufels Teigtrog oder Backtrog – die Schilder sind sich da nicht ganz einig, beide Namen scheinen verwendet zu werden. Ein hübsches, kleines Grab, das nur wenig aus der Erde ragt. Irgend jemand hat Blumen auf den Steinen abgelegt – ein Opfer? Es ist nicht das einzige Mal, dass wir das sehen.
Im Prinzip ist die Gegend sogar richtig touristisch ausgebaut: Hinweisschilder, eine große weiße Pyramide für das regionale Projekt “Magische Orte“, und die Hufeisenroute rund um Osnabrück führt hier auch vorbei. Ein QR-Code verspricht Informationen zum Teufelstrog, für aber nur zu einem 404 – Keine Ergebnisse. Das muss Teufelswerk sein…
Dieses Tourismus ist halt doch noch Neuland hier oben.
Der Weg zum nahe gelegenen Teufels Backofen führt an einer alten Minengrube vorbei. Schwarzkreidegneis wurde hier einst abgebaut (bis 1967) und zu einem Farbstoff zermahlen. Der Backofen ist von hier aus leicht zu finden, wenn man weiß, wonach man suchen muss: Ein freistehendes kleines Wäldchen.
Hübsche kleine Anlage, auch wenn die Decksteine wild verstreut liegen. Aber es ist ganz gut, dass sie eigentlich am Anfang der Route liegt – ähnliche Gräber haben wir doch schon einige gesehen. Jedes für sich einen Besuch wert. Also machen wir uns auf den Rückweg. Mittlerweile ist es doch schon wieder 14 Uhr. Eigentlich wollten wir im Museum und Schlacht Kalkriese vorbeischauen, aber ich bin mir immer noch nicht sicher, was dieser Park eigentlich zu bieten hat. Und bevor wir da nur durchhetzen, streichen wir ihn lieber von der Liste und fahren zur nächsten Station. Bei Bedarf können wir da immer noch morgen hin.
5 – Helmichsteine
Das Navi führt uns zu einem Parkplatz am Ortsrand, zu einer Hecke. Dahinter liegt unser nächstes Ziel verborgen, auf einer sauber gemähten Grasfläche: Die Helmichsteine.
Das schlecht erhaltene Grab wurde vor einiger Zeit restauriert renaturiert. Eine Hecke stellt die Umfassung dar, aus Metall wurden denkmalschutzgerecht (ohne Witz: Es soll ja klar sein, was neu ist, deshalb verbietet das Denkmalamt gerne mal schöne Anbauten und will Glas, Metall und Beton, die wie die Faust aufs Auge passen) fehlende Tragsteine nachgestellt, und das ganze ist zugewuchert. Viel ist also nicht zu sehen. Ein überwucherter Hügel mit Steinen drin.
Kloster Rulle
Warum ich das Kloster Rulle auf dem Plan hatte, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Heute ist dort eine Jugendbildungsstätte und wohl auch ein Treffpunkt – zumindest liefen irgendwelche Vorbereitungen, und die Toiletten waren für die nächsten zwei Wochen gesperrt und stanken gottserbärmlich.
Wir machen nur einen kurzen Stop und fahren weiter, auf der Suche nach älteren, schlechter erhaltenen Zielen:-)
6a/b – Oestringer Steine
Die Ostringer Steine liegen in einem Naherholungsgebiet. Dementsprechend hat es hübsche Eckchen, aber auch viele Leute. Eine Familie sitzt auf den Steinen – soll das die erste Station sein, von der wir keine Fotos ohne Menschen kriegen? Die Kinder essen, und die Parentalgeneration spielt mit ihren Handies. Kann also etwas dauern…
Ein Blick auf Open Streetmap zeigt, dass noch ein drittes Grab direkt ums Eck ist. Wir folgen dem asphaltierten Feldweg, machen ein paar Bilder der Steine, wobei wir auf dem Weg bleiben – sie scheinen auf einem der hier üblichen riesigen Grundstücke zu liegen – und werden bald von einer Frau gefragt, ob sie uns helfen könne – und darüber aufgeklärt, dass das hier ein Privatgrundstück ist. Wir entschuldigen uns und erkennen auf dem Rückweg, dass der Gartenzaun wohl das ewig lange, offene Hoftor ist – zur Seite hin ist das Grundstück ganz offen. Muss man auch erst wissen…
Aber mittlerweile sind die eigentlichen Ziel-Steine frei, und wir kommen zu unseren Fotos. Die beiden Gräber sind groß, aber ziemlich zerstört und zeigen auch deutliche Spuren von weiteren Sprengversuchen.
Hier ist es uns zu voll, sodass wir nur kurz bleiben. Weiter geht’s, bald haben wir den Plan für heute erledigt.
7a/b – Karlsteine
Die Karlsteine fahren wir wieder von der falschen Seite an, mein Navi hat eine leicht andere Routenplanung als die Straße der Megalithkultur. Mit dem Ergebnis, dass der Parkplatz auf der anderen Straßenseite liegt und gar nicht so leicht zu erreichen ist.
Die großen Karlsteine liegen auf einem nicht zu hohen Hügel und wirken von Ferne genau so, wie man sich ein Hünengrad vorstellt; nach hinten verlaufen sie flacher, und die Tragsteine ragen nicht mehr ganz so weit aus dem Boden. Eine gut erhaltene Anlage, deren Name ausgerechnet an Karl den Großen erinnert, der im Zuge der Christianisierung die Zerstörung vieler alter, heidnischer Überbleibsel anordnete. Manch Hügelgrab hat er auf dem Gewissen, auch den zerbrochenen Deckstein dieses Grabs soll er höchstpersönlich verursacht haben.
Von den nur wenige Meter entfernten Kleinen Karlsteinen ist weniger übrig, nur ein paar Tragsteine ragen aus dem Erdboden. Das könnte man leicht übersehen, wenn nicht eine verbogene und zerstörte Hinweistafel neben ihnen stünde. Die Zivilisation ist nicht weit weg…
Eine Besonderheit sei noch erwähnt: Statt aus Granit wurden die beiden Karlsteine aus Kohlesandstein errichtet. Er scheint aber deutlich robuster zu sein als der Sandstein, den ich so kenne. Sonst hätten die beiden Megalithbauten kaum 5000 Jahre überdauert.
Damit haben wir unseren Tagesplan (bis auf das Kalkriese-Museum) eigentlich geschafft. Und das schon um 15:30, gar nicht schlecht:-) Aber wir haben ja noch was aufzuholen, also fahren wir weiter nach Norden.
8 – Großsteingrab am Wiemelsberg
Das Großsteingrab am Wiemelsberg liegt am Rand des Örtchens Ueffeln, wo uns eine Parkbucht erwartet, in die mit Müh und Not zwei Autos passen – eines steht schon da, aber wofür habe ich schließlich Parkpiepser?
Vom Parkplatz aus sind es rund 500 Meter Fußweg bis ins nächste Wäldchen. Beunruhigend: Für heute war ja doch einmal Regen angekündet, und Donner grollt irgendwo in der Ferne. Gewitterwolken sind keine zu sehen, aber muss das etwas heißen? Die Wetter- und Blitzapps zeigen nichts, also riskieren wir es.
Im Wald liegt links des Wegs ein unauffälliger Hügel, den ein dezentes grünes Schild als Grabhügel ausweist – einer von zweien in der Nähe. Das Grab selbst liegt ein paar Meter weiter schon wieder am Waldrand und rühmt sich, das einzige vollständig erhaltene Megalithgrab des Osnabrücker Landes zu sein. Schön ist die Anlage allemal, und das gelegentliche Donnergrollen untermalt die Szene im Wald. Ein bisschen liegt es wie ein erschöpft zusammengebrochenes Tier zwischen den Bäumen.
Wenn ich das richtig sehe, heißt die nächste Ortschaft, die wir zwischen den Bäumen sehen, Ägypten, und Alfhausen liegt auch in der Nähe. Interessante Ortsnamen haben die hier. Unser nächstes Ziel ist aber der Artland Golfclub.
9a-i – Steingräberweg Giersfeld
Die letzte Station ist der Steingräberweg Giersfeld, Station 9a-i. Macht locker-flockig nochmal neun Stationen für unseren letzten Halt, oder einen Rundweg von bis zu drei Kilometern.
Wir parken schließlich am Golfplatz, wo das größte Grab 9h direkt am Abschlag liegt. Ja, das ist eindrucksvoll: Zwei gut erhaltene Kammern mit einer gut 30 Meter langen Umfassung bilden Grumfeld West. Flach, aber lang.
Hier finden wir auch eine Infotafel mit dem Rundweg und entscheiden uns für die 1km lange Kurzversion, die fünf Gräber abdeckt, um den Rest dann vom alternativen Parkplatz ein Stück die Straße runter anzusteuern.
Wir gehen an den übenden Golfern vorbei, dann zieht ein gut gepanzertes Auto unsere Blicke auf sich: Damit werden wohl die Golfbälle im laufenden Betrieb eingesammelt. Naja, ich wollte auch keinen Golfball an den Kopf kriegen…
Der Weg führt in den Wald (wohin auch sonst, und nach wenigen Metern treffen wir auf 9e, das rund 20 Meter lange Grumfeld Ost. Die Namen stammen übrigens immer vom Grundstücksbesitzer…
Laut Reiseführer sind hier nur noch Reste zu sehen, vier von einst wohl zehn Decksteinen, aber schön ist es immer noch. Wie gesagt, ich mag Ruinen.
Wir überqueren einen Weg und kommen zu 9f, einer rekonstruierten frühbronzezeitlichen Steinkiste in einem Grabhügel. Das hat schon eher das Format eines modernen Grabs. Wenn man davor steht, sieht man nur den Hügel, die Steine schließen zurzeit recht bündig ab.
9g macht noch weniger her: Hier ist der Grabhügel noch vollständig, lediglich eine Mulde ist an seiner Spitze zu sehen. Sowas kennen wir schon aus dem Wald.
Dann ist der kurze Rundweg auch schon am Ende, und wir machen noch einen Abstecher zu 9d – ein weiteres bronzezeitliches Hügelgrab, bei dem der Hügel ungestört erscheint. Er stammt aus der Zeit zwischen 2000 und 1200 v.Chr.
Dann gehen wir wieder zurück und holen unser Auto, um zum Rest des Steingräberwegs zu fahren. 9i – Rickelmann I – ist schnell erreicht und neben einer Bienenzucht. Auch wenn Bienen harmlos sind gegen die Wespen der vergangenen Tag, halten wir hier daher nur kurz. Schöne, mittelgroße Steingräber im Wäldchen sind jetzt nichts besonderes mehr…
Noch einmal parken, und die letzten drei Gräber sind in Reichweite. Wir parken am Rand eines Feldwegs beim Schild der Megalithstraße. Von dem drohenden Gewitter ist nichts mehr zu sehen, und die Sonne knallt runter, als wir den Weg zum schützenden Wald in Angriff nehmen. An 9a laufen wir vorbei, also geht es zuerst zu 9b, ein gutes Stück in den Wald hinein. Gut verborgen liegt da die niedrige Anlage aus moosüberwachsenen Steinen. Nur ein Deckstein ist noch erhalten, dazu die teils verschobenen Wandsteine, die die Grundfläche markieren. Die niedrigstehende Abendsonne taucht den Wald in ein beeindruckendes Licht.
Bis 9c ist es nicht mehr weit. Meyer heißt das Grab, von dem nicht mehr viel zu sehen ist – zumindest dafür, dass es laut Reiseführer einst als größtes und schönstes Grab der Gegend gerühmt wurde. Was ihm wann passiert ist, darüber schweigt der Reiseführer leider. Die Tafel gibt etwas mehr Infos: 1841 wurden die ersten Gräber unter Schutz gestellt, und so gepriesen wurde Meyer noch 1902. Sogar erst 1972 wurde das letzte Grab auf dem Giersfeld vollständig geräumt. Lange kann sich Meyer also nicht in diesem Zustand befinden.
Machen wir uns also auf den Rückweg, zur letzten Station: 9a fehlt uns noch. Es versteckt sich etwas abseits im Waldrand, nicht allzu weit weg von unserem Auto. Unter einem großen Baum liegen einige große Steine. Rickelmann II erreichen wir um 18 Uhr 30. Die Buche, die heute aus dem Grab wächst, prägt das Bild. Zeit für letzte Fotos. Uff, geschafft. Wobei, da war noch was… wir sind nicht allzuweit weg von 24c/d, den Kellersteinen. Die fehlen uns noch. Wird aber knapp…
Egal, jetzt fahren wir erst mal nach Ankum, den Artland-Dom anschauen – der weder im Artland liegt noch ein Dom ist. Prächtig ist die Kirche aber allemal. Statt zu den Kellergräbern zu hetzen (morgen vielleicht?), nutzen wir die Zeit für einen kleinen Ortsrundgang und für das Abendessen. Gerade noch rechtzeitig: Als wir mit unserem Essen im Burgerladen fertig sind (eine Hähnchen-Großbraterei wäre die Alternative gewesen), kommen verärgerte Touristen aus dem Restaurant und regen sich über das Kuhdorf hier auf – der Laden macht tatsächlich schon um 20 Uhr zu. Die Eisdiele gegenüber hat immerhin bis 21 Uhr offen, das langt noch für einen größeren Nachtisch.
Damit beenden wir die Tagestour rund um Osnabrück und fahren zurück ins Hotel. In der Nacht ist es endlich auch so weit: Es gibt rundrum Wetterleuchten, und dann regnet es sogar – ein wenig Abkühlung für die Nacht!