Es hat einen Grund, dass wir die Straße der Megalithkultur umgekehrt gemacht haben: Wenn wir im Süden aufhören, ist die Rückfahrt schon mal eine Stunde kürzer. Und ich hatte die Tour schon um einen Tag verlängert, weil mir vier Tage für 33 Stationen etwas knapp vorkamen. Das auch fünf Tage zu wenig sind für das, was mit dem Fahrrad in acht erledigt wird, war kaum abzusehen, bevor alle Parkplätze ins Navi eingespeist waren.
Damit hatten wir für den Freitag zwei Optionen: Kultur in Osnabrück (Das Museum am Schölerberg, und/oder das Kalkriese-Museum), oder doch noch einmal eine gute Dreiviertelstunde nach Norden fahren und in aller Ruhe zu den Kellergräbern und dem Visbeker Bräutigam fahren. (Oder alles machen…)
Also räumten wir am Freitagmorgen unser letztes Hotelzimmer, packten das Auto und fuhren nach Norden, bei wechselhaftem Wetter. Im großen ganzen war es trocken, aber ein paar Regenschauer gab es doch immer wieder. Aber letztlich hatten wir Glück mit dem Wetter, auch wenn der Regen statt einer Abkühlung eher einen Aufguss brachte.
Schließlich erreichten wir den Parkplatz beim Gasthof Engelmannsbäke, dieser aus der richtigen Richtung, aus der auch die Hinweisschilder besser zu sehen waren. Der Wald dahinter wurde immer noch von knorrigen Bäumen bewacht, das leicht regnerische Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch.
Am Heidenopfertisch vorbei erreichten wir wieder bald den Bräutigam. Vier weitere Gräber sollte es hier geben – wir umrundeten ihn und suchten nach allem, was wir fanden. Morgens um 11 war außer uns noch keiner unterwegs. Dabei konnte ich auch die Bilder der Gräber nachholen, bei denen mein Akku beim ersten Besuch versagt hatte.
Ein Stück hinter dem unauffälligen Hügel von Grab II mit seinem einen Meter hohen Hügel fanden wir dann auch Grab III, die durchaus imposante Brautjungfer. Es wäre eine Schande gewesen, ihr keinen Besuch abzustatten.
Die Kammer dieses Grabs ist länger als die des Bräutigams, allerdings ist die Umfassung deutlich kompakter. Dieses Grab passt komplett aufs Foto! Beim Bräutigam scheitere ich dagegen wieder daran, ihn eindrucksvoll aufs Bild zu kriegen.
Rund 20 Minuten sollen es dann noch bis zu den Kellersteinen sein, Station 24c und d. Die Beschilderung lässt zu wünschen übrig, aber mit GPS und der Karte auf dem Handy biegen wir sogar nur einmal falsch ab (wobei der längere Radweg wohl auch zum Ziel geführt hatte.)
Der Weg durch den Wald beeindruckt mit kräftigen Farben – der moosbedeckte Boden leuchtet richtig, trotz des Regenwetters. Ein völlig moosbedeckter Hügel sticht besonders heraus. Endlich mal kein Stein:-)
Nach einiger Zeit erreichen wir dann die beiden Ahlhorner Kellersteine – sie liegen in Rufweite zueinander, haben aber trotzdem eigene Unternummern, anders als die Gräber beim Visbeker Bräutigam. Das verstehe wer will… Das erste Grab ist gut erhalten. Seinen Namen verdankt es alten Spekulationen über seine Funktion: Wurde es einst als Keller genutzt?
Ein paar Meter weiter im Wald liegt unser letztes Ziel, 24d, der zweite Ahlhorner Kellerstein. Sein Deckstein ist zerbrochen: 1916 wurde er durch einen Soldaten des nahegelegenen Luftschiffhafens mit einer Handgranate gesprengt, seitdem liegt er zerbrochen da – ein Mahnmal für mutwillige und sinnlose Zerstörung.
Zeit für die letzten Fotos, und damit endet unsere teilweise abenteuerliche Tour zu den Stationen der Straße der Megalithkultur. So viele Steine, so viele Eindrücke – weit über 70 Gräber haben wir laut Plan gesucht und bis auf 15c auch alle gefunden. Ein paar Steine weniger hätten es auch getan, und dass man mit dem Auto doch besser den selben Zeitraum einplanen sollte wie mit dem Fahrrad, hätte ich nicht gedacht. Wobei die Check-In-Zeiten der Hotels ihren Teil dazu beigetragen haben. Touristisch ist diese Ecke Niedersachsens überhaupt nicht ausgebaut – Souvenirs habe ich diesmal keine mitgebracht, während aus der Bretagne gleich zwei kleine Menhire in meinem Regal stehen. Nur ein Foto will ich noch teilen – die Farben im Wald waren echt beeindruckend.
Sollte es uns noch einmal hierher verschlagen, würde ich etwas mehr Abwechslung einplanen – es gibt ja doch ein paar Mühlen, und vielleicht hat ja doch einmal ein Museum offen. Wenn der Corona-Alarm vorbei ist, kann man vielleicht auch guten Gewissens einen Blick in die Städte werfen; Oldenburg und Osnabrück bleiben so erst einmal weiße Flecken.
Die Idee, die Rückreise im Süden zu starten, war übrigens gar nicht so dämlich: Wir haben zwar keine größeren Staus, aber für die 528 km zurück brauchen wir doch sieben Stunden, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75km/h. Das zieht sich, nicht zuletzt dank einer ausreichenden Zahl an Baustellen. Uff. Da sind wir doch froh, als wir endlich das Auto abstellen und den Urlaub mit einem Wochenende zur Erholung beenden. Schön war’s.