Hurtigrute Tag 11: Südlich von Trondheim

Trondheim am Morgen

Über Tag 11 der Reise gibt es nicht viel zu berichten – außer vielleicht, dass Tag 11 der vorletzte unserer 11-tägigen Seereise ist. Die dreieinhalb Stunden am ersten Abend in Bergen zwischen dem Ablegen um 20:30 und Mitternacht zählen als erster Tag des Tagesprogramms; die 11 Tage Reisedauer beginnen also jeweils um 20:30 – und da wir am letzten Tag gegen 14:45 Bergen erreichen, vergehen somit nur 11 Reisetage.

Viel passiert heute aber nicht. In Trondheim gäbe es für Frühaufsteher die Möglichkeit zu einer Stadtrundfahrt, aber um 7:20 bin ich nicht in Ausflugsstimmung. Von den drei Stunden Aufenthalt bleibt somit nicht genug übrig, um einmal in die Stadt zu gehen, also gibt es Frühstück und ein paar Bilder von Deck, während die Dämmerung langsam einsetzt.

Wir legen kurz nach halb zehn ab, während die Richard With schon vor Trondheim rumdümpelt und darauf wartet, dass wir den Anleger frei machen.

Nachdem wir den Anleger verlassen haben, geben wir nicht etwa Gas, sondern werden langsamer: Eine kleine Sicherheitsübung kostet uns eine halbe Stunde. Eigentlich wird sowas ja in Ålesund oder Honningsvåg gemacht, wo das Schiff einige Stunden im Hafen liegt; heute wird in Sichtweite von Trondheim ein Beiboot zu Wasser gelassen, dreht einige Runden ums Schiff und wird dann wieder hochgeholt. Wir witzeln, ob da noch jemand was aus Trondheim braucht, oder ob für die stürmische Fahrt nach Bergen geübt wird…

Norwegen unter Wolken

Anschließend beginnt ein weitestgehend ereignisloser Tag. Wir tuckern durch den Trondheimfjord und das Wetter wird schmuddelig: Zu den Wolken gesellt sich gelegentlich etwas Regen. Ansonsten ist die See noch ruhig, nach Mittag macht sich etwas Seegang bemerkbar.

An Bord gibt es um 10 Uhr einen Vortrag vom Schiff, dann Mittagessen (Altnordischer Pilzeintopf mit Kartoffelbrei) und das letzte Treffen mit dem Expeditionsteam. Onkel Heinz warnt vor bis zu vier Meter hohen Wellen, die uns heute Abend und morgen erwarten – einige Gäste überlegen sich, die Hustadvika auszulassen und mit dem Ausflug ins Marmorbergwerk über Land nach Molde zu fahren. Seegang sind wir auf der Tour ja praktisch noch gar nicht begegnet. Morgen könnte es interessant werden…

Neue Mülleimer

An Bord gibt es sonst wenig neues. In Trondheim kamen lange Kartons an Bord, in denen neue Mülleimer steckten – langsam wird das Schiff durchrenoviert und die alten Eimer ersetzt. Neu im Mülltrennungssystem sind Essensreste; gebrauchte Masken haben weiterhin eine eigene Tonne.

Um 14:45 nutzt Margit die freie Zeit für einen abwechslungsreichen Vortrag über norwegische Weihnachtsbräuche, und das war es dann auch fast schon für heute. Die Zeit bis Kristiansund vergeht mit Gesprächen, und trotz der Rettungsübung kommen wir nur etwas verspätet an – das Schiff hat doch tatsächlich etwas Zeit aufgeholt. Für einen kleinen Spaziergang durch den Ort, an dem uns die Bergwerks-Ausflügler verlassen, ist die Zeit trotzdem etwas knapp – schließlich will der Vortragsraum noch aufgeräumt werden.

Aber immerhin lockert die Wolkendecke in Kristiansund auf, und der Halbmond bietet einen netten Anblick über dem nächtlichen Örtchen.

Auf der Hustadvika

Danach geht es auf die Hustadvika – im letzten August war die Kong Harald hier mit Motorproblemen einige Stunden in Seenot geraten, diesmal geht alles gut – auch wenn der etwas stärkere Seegang einige überredet, zu Reisetabletten zu greifen. Von bis zu drei Meter hohen Wellen ist aber nicht viel zu sehen: Die See wirkt ruhig, nur wenn man am Schiff entlang schaut sieht man, dass das Heck sich doch sichtbar hebt und senkt.

Gegen 20 Uhr passieren wir Bud und biegen in geschützteres Fahrwasser ab. Die Lichter eines Gasterminals bei Aukra zeigen, dass die Fahrt nun erst einmal ruhiger wird. Molde erreichen wir ziemlich pünktlich, der Bus mit den Ausflüglern erreicht auch gerade den Kai, als wir anlegen.

Molde

Und damit beginnt unsere letzte Nacht an Bord so richtig. Die nächsten Häfen – Ålesund um halb eins, Torvik um halb drei und Måloy um halb sechs – sind weitestgehend uninteressant. Wenn es heller wäre, wäre Måløy interessant: Dort begegnen wir der nordgehenden Havila Capella, die nun endlich auf ihre Jungfernfahrt geht. Aber für ein Treffen in der Finsternis stehe ich nicht um die Zeit auf.

Zwischen Torvik und Måløy liegt auch die Stad-Halbinsel mit dem Vestkapp (eigentlich die Halbinsel Kjerringa) und einem Örtchen namens Honningsvågen – fast wie am Nordkapp. Da könnte es stürmisch werden – nicht umsonst wurde jetzt der Bau eines Schiffstunnels beschlossen, um die Halbinsel Stad nicht mehr umrunden zu müssen. Mehrere Meeresströmungen kreuzen sich dort, und uns erwartet ordentlicher Gegenwinf.

Ein Highlight gibt’s am Abend noch: Wir begegnen der nordgehenden Nordnorge. Allerdings ohne Ansage, daher schaue ich ihr nur aus dem Multe zu. Irgendwie scheint sie eine neue Hupe zu haben…

Im großen Ganzen war’s das für die heute. Noch ein paar Bilder tauschen, und dann gehen die meisten ins Bett, bevor wir wieder offene See erreichen. In diesem Sinne schon einmal: Gute Nacht.

Hurtigrute Tag 12: Back to Bergen

Viel gibt es heute nicht mehr zu berichten. Die Wetterprognose sah übel aus, aber ich hatte schon schlimmere Westkapp-Passagen – es war zwar Bewegung im Schiff, aber ziemlich gleichmäßig. Leider war es auch genug, um meine Kabine ordentlich zum quietschen und knarzen zu bringen. Ab halb vier war ich wach, und während die Wellen mich in den Schlaf wiegen wollten, kam die Kabine mit einem Qiiiiiietsch-knarz, quiiiiietsch-krrrrrr dazwischen. Und nein, das waren nciht nur die klappernden Kleiderbügel – die kann man ja in den Schrank legen. Als der Wecker kurz nach sieben klingelte, war ich also alles anderes als ausgeschlafen.

Punktlandung

Florø erreichten wir nur mit geringer Verspätung, was für die letzte Etappe Hoffnung machte. Die Stadt wurde erst 1860 für den Heringsfang gegründet und ist die westlichste Stadt Norwegens; zu sehen gibt es vor allem die Containerstapel und ein Polizeirevier, das mich immer an die alten Lego-Polizeistationen erinnert. Also statt Landgang Duschen, Frühstück und dann finales Kofferpacken. Noch ein paar mal umpacken, und meine Kofferwaage steht bei 22,6kg. Dann in der Kabine umschauen und feststellen, was noch alles fehlt, dann bin ich bei 22,95kg (die vom Flughafen zeigt dann 22,7 an – beim letzten Flug waren Koffer- und Flughafenwaage sich noch einig). Das passt genau zu den 23kg, die KLM ohne Aufpreis gestattet, und mein Rucksack ist auch bis zu m Platzen gefüllt. Ich hätte für den Rückflug natürlich auch die dicke Thermohose anziehen können, aber das wollte ich mir doch nicht antun – und so passt es ja gerade.

Bis 10 Uhr muss der Koffer an den Aufzügen stehen, um später an Land gebracht zu werden, und die Kabine geräumt sein. Ein letzter Kontrollblick: Mist. Ich hatte ja noch einen KAlender gekauft und an die Wand gehängt. Jetzt wird’s wirklich eng… Quetsch, passt.

Ha det brat

Dann war es das mit der Kabine. Das Handgepäck kann im rechten Konferenzraum des Schiffs zwischengeparkt werden, im linken machen wir unsere Abschiedsveranstaltung. Letzte Fragen und gute Wünsche, dann noch ein kurzer Reiserückblick, und das war es dann – das alles bei wieder erwarten ruhiger See, wobei der Captain sich auch immer sehr nah and er Küste hält und wo möglich den Windschutz von Inseln sucht.

Wir sind rechtzeitig fertig, um den hübschen Steinsund durch die Fenster an uns vorbeiziehen zu sehen (wir müssen ja noch aufräumen), während Onkel Heinz den letzten Point of Interest an Deck macht, und dann gibt es vier Stunden lang bis zur Ankunft in Bergen nichts weiter zu tun als Mittagessen, ein letztes Eis im Multe und Abwarten.

Auch der Schiffshund hat genug…

Dazu immer der bange Blick auf die Uhr: werden wir rechtzeitig da sein? Allmählich könnte die Reise zu Ende gehen – das Wetter ist nicht so ansprechend, dass man viel Zeit draußen verbringen wollte. Aber immerhin ist die See überraschend ruhig, und die Temperaturen deutlich im Plus-Bereich. Von dem Schnee, der uns vor eineinhalb Wochen in Bergen begrüßt hatte, ist nichts mehr übrig, stattdessen gibt es das für diese Jahreszeit eher typische Schmuddelwetter.

Letztendlich erreichen wir Bergen mit gerade einmal einer Viertelstunde Verspätung etwa um 15 Uhr. Bis die Gangway unten ist und alle das Schiff verlassen haben, vergeht noch einige Zeit, sodass wir letztlich um 15:40 alle im Bus sind. Dann noch gute 20 Minuten Fahrt bis zum Flughafen, und etwa um 16 Uhr fluten wir die beiden Check-In-Schalter vom KLM. Dann ab durch die Security, und ich habe noch gut 15 Minuten Luft, bevor das Boarding beginnt.

Der Rückflug ist gemütlich: Vor uns sitzt Margit, hinter uns die beiden Ärztinnen aus Mannheim, die zum harten Kern der Nordlichtbeobachter gehörten udn mit denen wir viel Spaß hatten. Amsterdam erreichen wir überpünktlich (der Flugzeug-Captain sollte vielleicht mal bei der Hurtigrute anheuern, dann schaffen wir Reise sogar in zehn Tagen), und am Flughafen trennen sich unsere Wege: Für mich geht es nach Stuttgart, für die anderen nach Frankfurt. Aber wir stehen gleichzeitig an der Startbahn. Dann noch der Rückflug, Auto suchen und ab nach Hause, auspacken, Corona-Schnelltest machen (alles okay) und Feierabend. Uff.

Meine nächste Tour soll im Februar stattfinden – mal sehen wie die Lage dann ist und ob die Reise wieder so schön wird.

Wer selbst auf die Reise gehen will, gebucht werden kann übrigens auch bei unseren beiden Reiseleitern: