Die drei Bungalows bei Reykjadalur waren hübsch, aber für Durchreisende wie uns fehlt das Frühstücksbuffet – da hilft auch der Grill nichts. Statt Frühstück gibt’s also Kekse im Auto und den zehn Kilometer entfernten Goðafoss. Nachdem das Christentum zur Staatsreligion gewählt wurde, versenkte Þorgeir hier der Überlieferung nach seine alten Götterstatuen, daher der Name Götter(wasser)fall.
Die Wassermassen stürzen in einem weiten Bogen rund 12 Meter in die Tiefe – um den Wasserfall zu überblicken, bietet sich wieder einmal Luftunterstützung an. Wozu hat man eine Drohne dabei? Aber auch vom Erdboden aus macht er einiges her, der Zwischenstop lohnt sich. Um die Uhrzeit sind wir auch alleine an dem Wasserfall.
Nächster Halt: Die Universitätsstadt Akureyri, die mit 18.000 Einwohnern hoffentlich auch eine Frühstücksmöglichkeit bietet. Vorher wird aber erst der Hafen angesteuert: Dort liegt gerade die Fram vor Anker. Trotz Hurtigrutenjacke dürfen wir aber nicht an Bord: Anders als in Norwegen ist hier nichts mit Port Guests, wahrscheinlich wegen der internationalen Fahrtroute, dem ISPS-Gedöns und überhaupt. Jedenfalls bleibt es bei einem Blick von außen auf das Hurtigruten-Expeditionsschiff.
Dann also ab in die Stadt, einen Parkplatz suchen. Neue Erkenntnis: Die Mietwägen haben keine Parkscheibe. Das war jetzt auch das letzte, was ich ins Reisegepäck getan hätte – ein handschriftlicher Zettel mit der Ankunftszeit verschafft uns hoffentlich genug Zeit, um einmal durch die Hauptstraße zu schlendern und zu frühstücken. Ein unscheinbares Gebäude beherbergt ein uriges Restaurant/Cafe, in dem Onkel Steini dran glauben muss – so heißt das nicht-vegetarische Frühstückspaket mit Brot, Wurst und Käse, mit dem ich meinen Bargeldbestand auch noch gut reduzieren kann. Irgendwann gewöhne ich mich noch daran, dass Bargeld in den nordischen Ländern mittlerweile weitestgehend überflüssig ist.
Nach einem Gang durch die Hauptstraße/Altstadt entscheiden wir, alles wichtige gesehen zu haben, und steuern mit den Autos den nächsten Supermarkt und dann die Tankstelle an. Die Tanke nimmt wie üblich nur Karten und quittiert meine mit einem freundlichen Ekki heimilaðt – nicht erlaubt. Anscheinend haben die letzten Tankstellen so viel Geld reserviert, dass ich jetzt schon am Kreditlimit bin. Nächstes Mal nehme ich weniger Bargeld und mehr Kreditkarten nach Island mit… Zum Glück kann ich noch eine Kreditkarte schnorren und die Fahrt fortsetzen.
Jetzt heißt es wieder Kilometer schrubben – rund zwei Stunden oder 200 Kilometer trennen uns vom nächsten Ziel. Auf der Ringstraße ist in der Nähe von Akureyri überraschend viel Verkehr, und es dauert, bis wir freie Fahrt haben. Die einheimischen Sprinter-Fahrer sind aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier wohl nicht zu streng kontrolliert wird – oder die Knöllchen für isländische Verhältnisse bezahlbar sind…
Irgendwann verlassen wir die Ringstraße und fahren über Schotterpisten ans Meer. Das Ziel: Der Basaltfelsen Hvítserkur, angeblich ein versteinerter Troll, der heute einsam im Meer steht. Der Legende nach wurde er versteinert, als er das mittlerweile aufgegebene Kloster Þingeyrar mit Steinen bewarf.
Von den hohen Klippen hat man einen schönen Blick herab auf die 15 Meter hohe Formation; der Fußweg zum Ufer sieht dagegen etwas anspruchsvoller aus. Also bleibt es bei Luftaufnahmen ohne Drohne, bevor wir wieder zurück zur Ringstraße brettern. Island möchte ich wirklich nicht mit dem eigenen Auto machen, mit Miet-Allradler (und allen Vollkaskoversicherungen gegen Steinschlag und mehr) macht das mehr Spaß.
Fels und Festung Borgarvirki verpassen oder übersehen wir; wir halten uns lieber an die Nebenstraßen, wo wir sogar echten Isländern begegnen: Eine Herde Ponies versteckt sich in einem Graben und sucht Schutz vor dem Wind. Die Kameras klicken…
Vom nächsten Streckenabschnitt habe ich keine Fotos gemacht: Die Route nannte sich zwar Straße, war aber eindeutig für Allradbetrieb ausgelegt. Von einem Zwischenstop abgesehen hatte ich daher keine Chance, zur Kamera zu greifen. Und auf dem Halt sieht das deutlich mehr nach normalem Feldweg aus als während der Fahrt…
Wahrscheinlich (hoffentlich) war es eine Einbahnstraße, da am Ende ein Seil als Absperrung gespannt war. Dem Wohnmobil daneben würde ich diese Route aber in keiner Richtung empfehlen. Kurz nach der Piste kam schon unser nächstes Ziel: Deildartunguhver, eine sehr wasserreiche heiße Quelle, die zahlreiche Orte in bis zu 60 km Entfernung mit Warmwasser versorgt. Mein Eindruck von Deildartunguhver: Eine Spalte mit Wasser und sehr starkem Wind.
Keine halbe Stunde weiter weg ist der nächste Halt, wo wir auch länger bleiben: Gut eine Stunde gönnen wir uns am Hraunfossar-Gebiet, einer eindrucksvollen Ansammlung von Wasserfällen. Sie sind in Privatbesitz, oder zumindest das Toilettenhäuschen am Parkplatz – so ziemlich der einzige Ort in Island, an dem man wirklich Hartgeld benötigt…
Die Hraunfossar scheinen direkt aus der Lava zu kommen und sind eine breite Wand aus Wasserfällen. Ein paar Meter stromaufwärts ist der Barnafoss, der ganz klassisch zu einem Fluss gehört. Mit Brücken und Wanderwegen ist er gut erschlossen. Früher war das anders: Er verdankt seinen Namen Kinderfall einem Unglück, bei dem zwei Kinder von einem benachbarten Hof dort von einem Lavabogen stürzten und ertranken. Die Mutter ließ den Lavabogen dann zerstören, damit so etwas nicht noch einmal passieren kann.
Das letzte Ziel des Tages: Borgarnes an der Westküste Islands, wo wir gleich für zwei Nächte zwei Wohnungen angemietet hatten – wobei die Bäderlogistik wie gehabt war und für zehn Leute anspruchsvoll…Das warme Wasser dort kommt übrigens aus Deildartunguhver, das kalte aus anderen Regionen.
Die Restaurant-Auswahl ist wieder überschaubar, für den ersten Abend landeten wir im Grillhusid, da das Settlement Center ausgebucht war. Um eine Wartezeit kamen wir aber auch diesmal nicht herum, letztlich wurde uns aber sogar eine Tafel für 10 Personen frei gemacht. Die Speisekarte: Burger, und ein paar Steaks. Typisch isländisch halt, und nicht schlecht.