Tromsø geht immer

Der Weihnachtsbaum in Tromsø.

Der Weihnachtsbaum in Tromsø.

Wie heißt es so schön? Tromsø geht immer, wenn’s um Polarlichter geht.

Obwohl wir auf dem Hinflug eigentlich nur Nebel sahen, nachdem wir den sonnigen Süden hinter uns gelassen hatten, empfing uns die Polarnacht in Tromsø mit klarem, kalten Wetter. Am Flughafen war nicht nur unsere kleine Gruppe, sondern auch alles Gepäck vollzählig eingetroffen, und mit einem Taxi-Bus war die Fahrt zum Hotel für sechs Personen sogar ein bezahlbares Vergnügen. Premiere: Ich habe noch nie vorher einen Kreisverkehr in einem Tunnel gesehen…

Wie üblich gab’s dann während dem Abendessen das erste Polarlicht; bis wir die Kameras bereit und den leckeren Nachtisch verputzt hatten, war es schon wieder schwächer. Aber sogar aus dem hellen Hafengebiet war es schon grün zu fotografieren und zumindest in grau auch zu sehen.

Polarlicht über dem Hafen von Tromsø – 23.11.2014, 21:48, 15 Sek. @400 ISO mit f/2,8 und 11mm.

Polarlicht über dem Hafen von Tromsø – 23.11.2014, 21:48, 15 Sek. @400 ISO mit f/2,8 und 11mm.

Die Suche nach einem besseren Standort endete im Kongsparken und mit der Erkenntnis, dass auch die hochwertigen, reflexfreien Schutzfilter Reflexe machen…

Also Filter runter, während das Polarlicht nochmal loslegte. Nächste Erkenntnis: Zumindest in Tromsø ist die Einstellung “Kunstlicht” für den Weißabgleich besser geeignet als “Sonne”. Aber wofür gibt’s das RAW-Format:-)

Polarlichter über dem Kongsparken.

Polarlichter über dem Kongsparken.

Das war’s dann zum Warmwerden, morgen soll das schöne Wetter halten. Zum Abschied gab’s um Mitternacht noch einen Blick auf die MS Polarlys. Ich hatte schon ganz vergessen, wie groß so ein Hurtigrutenschiff ist…

Nordlicht und Hurtigruten 2014/2015

Mittlerweile stehen meine Termine für diesen Winter in Norwegen, die Flüge sind gebucht, wieder umgebucht und schließlich bestätigt, die Hotels ebenfalls, und ich werde insgesamt immerhin einen Monat in Norwegen sein. Wenn das mal keine Heizkosten spart…

Die MS Nordkapp

Die MS Nordkapp

Hurtigruten darf ich dieses Jahr gleich zweimal machen: Eigentlich sollte ich die GRP100 vom 18.-29. Januar 2015 auf der Midnatsol begleiten, aber dann wurde kurzfristig umdisponiert, und ich starte zwei Tage später mit der Nordkapp: Vom 20. bis zum 31. Januar hoffe ich dann auf klaren Himmel und ruhige See. Das Schiff kenne ich ja, die Tour im letzten Februar war ja ebenfalls mit diesem Schiff. Das ganze ist die GRP107, es sind übrigens noch Plätze auf dieser Nordlicht und Sterne-Reise frei. Die Fahrt geht fast in die Polarnacht, das wird bestimmt spannend.

Dann schaue ich mal kurz in BaWü vorbei, bevor es vom 11. bis zum 22. Februar heißt: GRP101, die selbe Tour nochmal – dann wieder mit Volker und wieder auf der MS Nordkapp, wie letzten Februar. Selbes Schiff, andere Kabine und anderer TourGuide (Marco ist ja jetzt auf der Midnatsol). Die Februar-Tour ist bereits ausgebucht, wer mich live erleben will, muss also entweder im Januar mitfahren oder noch etwas warten.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Bleiben wir mal regional: Am 2. Januar 2015 werde ich voraussichtlich meinen Hurtigruten-Vortrag im Keplersaal des Planetarium Stuttgart halten. Organisieren wird das die Schwäbische Sternwarte. Das ist noch ein bisschen unter Vorbehalt; wenn ganz Württemberg unter Neujahrsglatteis liegt, werde ich eher nicht nach Stuttgart rutschen… Der Vortrag ist vor allem ein Rückblick auf die letzte Hurtigruten-Tour, aber:

Vom 23.-27. November (also demnächst) bin ich für ein paar Tage in Tromsø, Polarlichter jagen. Heute Abend habe ich schon einmal das Equipment getestet (es gibt Fotoläden in Tromsø, aber wer will sich das schon leisten): Den StarAdventurer mal im TimeLapse-Modus getestet, Batterien getestet, Schutzgläser für die Objektive besorgt und ein Auto samt Fahrer fürs Polarlichtjagen organisiert (das war’s dann mit meinem Reisebudget). Die letzten Teile habe ich letzte Teile mal wieder bei Fernrohrland/Photo Universal besorgt. Jetzt muss ich nur noch ein paar Optiken putzen, Batterien kaufen und auf gutes Wetter hoffen.

Winter is coming – ich freu mich drauf!

Polarlichtgarantie bei Hurtigruten?

Am Samstag ist die eine der beiden größten Astro-Messen, die AME in Villingen-Schwenningen, und was mach ich? Hurtigruten planen. Auf die AME geh ich sowieso, da braucht’s keine Planung.

So wie es aussieht, bin ich Anfang nächstes Jahr gleich auf zwei Touren dabei, wobei noch nicht ganz sicher ist, auf welchen. Aber ich bin sehr optimistisch. Hurtigruten selbst auch: Ein paar Touren sind schon ausgebucht, und jetzt geben die anscheinend auch noch Polarlichtgarantie. Hat zumindest @MulteMusic getwittert

Demnach gilt wohl, dass jeder, der eine 11-Tages-Tour bis zum 30.11. 2014 bucht und auf der Tour keine Polarlichter gesehen werden, anscheinend nochmal darf. Eine Quelle ist unter anderem Bergens Tidende.

Trotzdem kann man nur hoffen, dass es auf der ersten Fahrt klappt – bevor nur ein Schimmer hinter Wolkenlücken zu sehen ist oder die Fahrt so läuft:

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Kleiner Trost für mich: Wenn auf dem nächsten Trip irgendwer wieder bei mir die Polarkreistaufe wiederholen will, weil es keine Polarlichter gibt, dem kann ich was entgegenhalten (falls rechtzeitig gebucht wurde). Aber mit etwas Glück hab ich auf beiden Schiffen einen beheizten Whirlpool, da kann dann ruhig Eis reingekippt werden, wenn ich drin lieg…

Ob die Garantie real ist, bitte beim Reiseveranstalter nachfragen, nicht bei mir. Garantien geb ich keine – evtl gilt das Angebot nur bei Buchung über Großbritannien.

Ach ja, weil’s so schön ist:

Ein Polarlicht von der letzten Reise.

Ein Polarlicht von der letzten Reise.

Ja, Winter is coming

Hurtigruten Tag 11 – Trollfjord, Antarktis, 7 Schwestern und ein letztes Mal

Langsam ist wirklich Endspurt bei unserer Reise, kaum zu glauben. Und endlich: Ein schönes Bild vom Trollfjord! Oder zumindest von der MS Trollfjord, die uns nordgehend um kurz nach acht Uhr morgens begegnet – ein schöner Auftag für einen herrlichen Tag.

Die nordgehende MS Trollfjord, an einem richtge gudn Morgn in Paradies.

Die nordgehende MS Trollfjord, an einem richtge gudn Morgn in Paradies.

Warten auf das perfekte Bild

Warten auf das perfekte Bild

Die Begrüßung der beiden Schiffe sollte auch jeden noch so motivierten Langschläfer geweckt haben, sodass eine Stunde später alle Mann auf dem Sonnendeck sind: Wir überqueren erneut den Polarkreis. Nach etwas Verwirrung (Tourguide Marco: Backbord/Links sehen Sie die Insel mit dem Globus [hektisches Gerenne nach links] die wir gleich Steuerbord/Rechts passieren werden [hektisches Gerenne zurück]) sind dann alle auf Position, und bei bestem Wetter verlassen wir gegen 9:20 das Polargebiet. Bis zum nächsten Mal… Immerhin dürfte bei diesem herrlichen Wetter jedem das gewünschte Bild gelungen sein, und es gibt noch eine Überraschung: Das Nebelhorn der Nordkapp hat nicht nur alle Passagiere, sondern auch ein paar Seeadler geweckt, die nun den Globus umkreisen. Ein hübscher Anblick.

Natürlich gibt es auch bei dieser Polarkreispassage eine kleine Überraschung: Einen Löffel Lebertran, und man darf den Löffel sogar behalten. Von wegen, in Norwegen gibt’s nichts geschenk. Unverschämt sind allerdings die älteren Passagiere, die den Lebertran wegschütten und sich nur Löffel und den Schnaps hinterher sichern. Leider hatte ich das nicht gesehen, so geht’s ja mal gar nicht.

Polarkreiskugel mit Seeadler

Polarkreiskugel mit Seeadler

Um 11:15 stand dann ein ganz besonderes Highlight an: Marco zeigt die Bilder, die er bei 60? Antarktis-Reisen gemacht hat. Ein eindrucksvoller Kontinent, aber man muss Eis und Pinguine mögen. Durchaus sarkastisch berichtet er von den Problemen, die bei diesen Expeditionsreisen auftreten (zum Beispiel, dass bei Kap Hoorn bei schlechtem Wetter eigentlich jedem schlecht wird – aber die Passage dauert ja nur 36 Stunden) und wie klein die Nordkapp neben den riesigen Kreuzfahrtschiffen ist. Der Vortrag war auf Englisch, da wir den deutschen ein paar Tage zuvor verpasst hatten. Aber dass er nur ein wenig geknipst hat, glaubt ihm bei diesen Bildern niemand. Wenn das keine Lust auf eine Antarktistour macht… Schon mal mit dem Sparen anfangen.

Und weiter geht’s im Programm: Mittagessen (ein letztes Mal), dann ein kleiner Umtrunk mit der Gruppe zum Abschied, garniert mit meinen Reisefotos, die die letzten Tage noch einmal Revue passieren lassen, und Infos zum Ausschiffen morgen früh: Wir haben eine Stunde länger als die normalen Passagiere, die in Trondheim aussteigen, und da wir erst später am Flughafen sein müssen, bleibt uns noch genügend Zeit für einen weiteren Aufenthalt in Trondheim.

Anschließend gibt’s schon den nächsten Fototermin: Die sieben Schwestern, dieses Mal nicht der Wasserfall in einem Fjord (der nur im Sommer befahren werden kann), sondern eine Bergkette, die in einigen Sagen eine Rolle spielt. So nah wie wir an der Küste vorbeifahren ist das ein klarer Fall für’s Ultraweitwinkelobjektiv.

De syv Søstre – die sieben Schwestern.

De syv Søstre – die sieben Schwestern.

Noch einmal die herrliche Landschaft genießen, und dann erreichen wir auch schon Brønnøysund – ein malerisches Städtchen mit einer wunderschönen Hafeneinfahrt. Hier haben wir über eine Stunde Zeit – genug, um die Ortschaft zu erkunden, Bilder vom Schiff zu machen oder im Einkaufszentrum Braunen Käse zu bunkern. Diese Norwegische Spezialität ist allerdings nicht mein Ding und hat denjenigen, die zugeschlagen haben, am nächsten Tag leichte Probleme bereitet: Der Scanner der Flughafensecurity konnte mit dem Zeug auch nichts anfangen, da war dann Taschen ausräumen angesagt.

Das Loch im Torghatten von Norden...

Das Loch im Torghatten von Norden…

Im Sonnenuntergang ging die Reise dann weiter – rechtzeitig, um das Loch im Berg aufs Bild zu bannen. Von Brønnøysund aus kommen ist es sehr dezent, beim Blick zurück dann deutlich auffallender.

... beim Blick zurück dagegen deutlich auffallender.

… und beim Blick zurück deutlich auffallender.

Viel Zeit für Fotos blieb aber nicht, da um 18:30 schon wieder das Abendessen serviert wurde. Und so segelten wir in den herrlichen Sonnenuntergang, und das Abenteuer nahm sein Ende.

Moment.

Klarer Himmel? Da war doch was. So weit südlich sind wir noch nicht, dass Polarlichter keine Chance hätten, und die Prognosen sehen gar nicht schlecht aus. Also wird gleich nach dem Essen auf Deck gestürmt (nach einem Abstecher auf die Kabine, Kamera und Stativ holen), der Kapitän gebeten, das Licht abzuschalten (klappt hervorragend – vielen Dank für diesen Service) und Ausschau gehalten.

Vorerst ist nichts zu sehen, also sammeln wir uns erstmal im Svalbard-Salon mit der Bar. Einige unserer Gäste laden uns zum ein oder anderen Drink ein, und so habe ich dann auf einmal zwei Guiness vor mir stehen (nachdem ich meins ausgetrunken hatte). Auch nicht schlecht – nur das mitten drin der Polarlichtalarm los geht. Schnell ein guiness ausgetrunken und ab an Deck: Die Show geht weiter. Ab 23 Uhr können wir über eine Stunde noch einmal das Schauspiel in der Ferne bewundern, das wir langsam hinter uns lassen. Das gute daran: Draußen wird mein Guiness auch wieder kalt:-)

Ein letztes Mal klicken die Kameras, und zum Abschied gibt sich das Polarlicht noch einmal Mühe – auch wenn es das letzte überwältigende Ereignis nicht mehr toppen kann.

Ein Polarlicht zum Abschied, Blick vom Heck zurück.

Ein Polarlicht zum Abschied, Blick vom Heck zurück.

Diesmal machen sich die neu zugestiegenen Fahrgäste negativ bemerkbar: Irgendjemand, der zumeist nur Englisch versteht, steht immer vor der Kamera. Aber wir haben doch die Gelegenheit für letzte Abschiedsfotos. Was bleibt, sind randvolle Speicherkarten und die Erinnerung an eine einmalige, wiederholenswerte Fahrt. Der Hurtigrutenvirus hat eindeutig identifiziert.

Nochmaaal!

Hurtigruten Tag 9 – Hammerfest, Øksfjord und Mitternachtsspektakel

Der erste Schneefall

Der erste Schneefall

Erneut nehmen wir Kurs auf Hammerfest, gut ausgeruht nach einer ereignislosen Nacht und einer überraschend ruhigen Barentssee. Allmählich gibt es sogar erste Spuren von Winter: Etwas Schnee liegt auf dem Sonnendeck und den Rettungsbooten. Für Ende Februar und diesen Breitengrad allerdings erschreckend wenig…

Bei der Gelegenheit noch ein Wort zur Schiffsausstattung: Um das Stromnetz zu schonen, stehen private Föns auf der Verboten-Liste, dafür gibt es in jeder Kabine einen fest installierten Fön. Dieses Milliwatt-Modell und ich werden aber wohl keine Freunde mehr. Der Schlauch wird zwar schön warm, aber mit der lauen Warmluftbrise, die er produziert, sind trockene Haare ein Geduldsspiel. Naja, besser als nicts, und die Hurtigruten-Schiffe sind ja bekanntlich keine Kreuzfahrtschiffe.

Mit 10.000 Einwohnern nennt sich Hammerfest nördlichste Stadt Europas, obwohl Honnigsvåg seit ein paar Jahren ebenfalls Stadtrecht hat. Das Städtchen hat einiges zu bieten, wie wir beim Studieren des Stadtplans (und beim Ausprobieren unserer Norwegischkenntnisse) herausfinden. Zum Beispiel das Lekeland, an dem wir leider vorbeistürmen. Oder den Mikkelgammen – das Zelt vom Mikkel, zu dem wir leider nicht vordringen können, da an Land doch noch einiges an Schnee liegt. Und natürlich der Isbjørnklubben, den wir auf Rat der erfahreneren Mitreisenden aber erst auf dem Rückweg machen.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Da in Hammerfest doch noch einiges an Schnee liegt, brechen Nick, Sandra und ich den Weg zum Mikkelgammen nach dem ersten Meter des steilen Zickzackwegs ab. Andere trauen sich fast bis ganz oben, und einige wenige unserer Reisegruppe sogar bis ganz oben – aber nicht mehr herunter. Zum Glück fährt ein Bus zurück zum Hafen… Mit rund 10.000 Einwohnern ist auch Hammerfest sehr übersichtlich, und die Zahl der Sehenswürdigkeiten ist überschaubar. Auf dem Rückweg treffen wir wieder mit Volker und Sabine zusammen und nutzen den örtlichen Supermarkt, um uns mit Süßigkeiten einzudecken. Eis gibt’s auch – wenn ich am Nordkap schon keines hatte, dann wenigstens in Hammerfest. Auf dem Weg zum Hafen treffen wir dann noch Kirsten, die uns zu einem Fotoshooting an einem Eisbärpärchen überredet. Dabei erregt die wohl nördlichste Dönerbude Europas unsere Aufmerksamkeit: Nach einer sehr fischlastigen Woche wäre das eine willkommene Abwechslung, aber sie macht erst um 13:00 auf – eine Viertelstunde, nachdem wir Hammerfest verlassen haben. Schlechtes Timing.

Im Isbjörnklubben gibt es Ausstellung und Souvenirshop (Immerhin: Ich finde einen kleinen Eisbär als Magnet, ideal um z.B. den Magnetstreifen der Cruisecard zu löschen…), und wer will, kann auch Clubmitglied werden. Damit haben wir Hammerfest dann auch abgehakt (einige Cafes sehen ganz einladend aus, aber die Zeit drängt), und die Fahrt geht weiter südwärts. Mein heutiger und letzter Vortrag gegen 15 Uhr (Thema: Sternbilder und Sternsagen) hat eine fixe Deadline: Um 16:30 sollen sich alle an Deck zum Gruppenfoto versammeln. Dann passieren wir nämlich den Øksfjord-Gletscher, der eine schöne Kulisse abgibt. Bei über 70 Teilnehmern habe ich zum Glück ein Weitwinkelstativ dabei…

Polarlicht-Tromsoe2014-1Beim Abendessen werden wir unter Druck gesetzt: Der Kapitän meldet erste Polarlichter. Und das heute, wo noch das Mitternachtskonzert in Tromsø auf dem Plan steht. Wir bleiben standhaft und essen brav auf (bezahlt ist bezahlt), und dann geht’s an Deck. Zunächst ist nicht so viel los, und die Polarlichter sind Bug voraus – da ist ohnehin kein Platz, sich mit der Kamera an Deck 5 zu positionieren. Nachdem das Polarlicht steuerbord voraus nachlässt, geht’s auf das Sonnendeck – und dann geht die Show erst richtig los. Mal zieht sich ein breiter, langsam verändernder Bogen quer über den Himmel, mal tanzt das Polarlicht richtig schnell über den Himmel. Die Grünfärbung ist deutlich zu erkennen – umwerfend.

Ach da kommt das Polarlicht her...

Ach da kommt das Polarlicht her…

Mal ist das Polarlicht eher schwach, um sich dann wieder voll ins Zeug zu legen – es gibt fast keine Pause, und das Himmelsschauspiel schlägt alle in den Bann. Die Frage, wohin man die Kamera richten soll, ist praktisch unbeantwortbar: Es flackert immer wieder an den verschiedensten Stellen auf. Einmal zischt sogar eine Sternschnuppe durch ein Polarlicht!

Mal unscheinbar und breit...

Mal unscheinbar und breit…

... mit langsamen Veränderungen...

… mit langsamen Veränderungen…

... und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

… und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

Irgendwann ist klar: Wenn das so weitergeht, kann das Mitternachtskonzert in Tromsø noch so toll sein: Dann wird Polarlicht geguckt! Nach fast drei Stunden, als wir uns Tromsø nähern, verblasst das Schauspiel aber dann doch langsam, und gegen die Lichter der Stadt dürfte es keine Chance mehr haben. Eigentlich schade…

Das Finale.

Das Finale.

Immerhin können wir uns so doch das Konzert in der Eismeerkathedrale anhören: Drei Musiker geben eine Stunde lang eine sehr schöne Darbietung, mit Orgelmusik, mal a capella. Die Stimmung passt zu dem Himmelsschauspiel, das wir erleben durften, und nach etwa einer Stunde geht es zurück auf’s Schiff. Feierabend für heute (auch wenn einige noch einmal Ausschau nach Polarlichtern halten, obwohl morgen früh der Vesterålen-Ausflug auf dem Programm steht).

Hurtigruten Tag 8 – Kirkenes

Willkommen in Russland?

Willkommen in Russland?

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Kirkenes markiert den Wendepunkt unserer Reise. Weiter nach Osten kommen wir nicht, auch wenn mein Laptop meint, wir wären schon viel weiter – er hat auf Zeitzone Moskau/Murmansk umgestellt und meint, er wäre in der russischen Föderation. Naja. Wer will, kann immerhin einen Ausflug zur russischen Grenze machen, aber Schlittenhunde und Schneehotel reizen mich doch mehr.

Nach kurzer Busfahrt erreichen wir kurz nach 9 Uhr morgens das Lager der Schlittenhunde. Über 100 Hunde warten hier gespannt auf Bewegung; jeweils sieben bis acht ziehen einen Schlitten mit zwei Gästen und einem Musher oder einer Musherin. Bei Bedarf wird warme Kleidung gestellt; ich verlasse mich auf meinen Mantel und – was sich als weise herausstellt – meine Sonnenbrille. Immerhin legen die Hunde in 20 Minuten fünf Kilometer zurück. Bei Tempo 15 wird es durchaus frisch, auch wenn es für die Huskies schon fast zu warm ist. Dank der eisigen Wegstrecke erreichen sie trotzdem ein gutes Tempo, wälzen sich aber auch bei jeder Pause zum Abkühlen im Schnee. Wir haben ein gutes Gespann erwischt: Unser Schlitten fällt bei der wilden Hatz nicht um. Ein Riesenspaß für uns und die Hunde, die eindeutig Spaß an ihrer Arbeit haben.

Kurze Abkühlung im Schnee.

Kurze Abkühlung im Schnee.

Nach der Fahrt gab es für uns ein warmes Getränk, während die Hunde schon wieder durchstarteten: 60 Teilnehmer hatten die Tour gebucht (eigentlich sogar 62, aber die letzten Nachzügler mussten wieder zurücktreten – die Schlittenhundefahrt und die Schneemobile sind die Touren, die man frühzeitig buchen sollte), daher wurde die Masse in drei Fahrten abgearbeitet.

Das "WC" im Schneehotel – eine von vielen Skulpturen.

Das “WC” im Schneehotel – eine von vielen Skulpturen.

Im Anschluss an die Fahrt war genug Zeit, um das Schneehotel anzusehen. Ganz aus Schnee ist ein Hotel mit Rezeption, Bar und mehreren Zimmern errichtet worden. Jedes Zimmer ist mit Wandreliefs verziert, die von sehr schön bis sehr kitschig reichen. Wem das WC (oder heißt das EC? Eis-Closett?) zu kalt war, kann auch im Hauptgebäude aus Stein sanitäre Einrichtungen nutzen. Wenn es draußen -40° hat, soll die Temperatur in den Zimmern bei molligen -18° liegen. Die Betten sind auch aus Eis, Bettwäsche (und wohl auch Schlafsäcke) immerhin nicht. Perfekt, um eine Beziehung abkühlen zu lassen…

Kirkenes selbst bietet wohl keine weiteren Sehenswürdigkeiten, und viel Zeit bleibt ohnehin nicht mehr: Das Schiff ruft. Auch die Gruppe, die die russische Grenze besucht hat, ist wieder vollständig zurückgekommen. Das nächste Ziel ist Vardø, wo man die alte Festung besuchen kann (die wohl gerade geschlossen ist) oder im Eismeer baden kann (was einige australische Touristen sogar machen. Viel Spaß).

Vardø bietet die Option, im Eismeer zu baden.

Vardø bietet die Option, im Eismeer zu baden.

Für mich wird’s wieder ernst: Vor dem Abendessen steht noch mein vierter Vortrag an – Unser Kosmos, eine Reise durch das Universum. Natürlich steht auch wieder die Frage nach Polarlichtern an, aber obwohl der Kapitän wieder so lieb ist, das Licht auf dem Sonnendeck abzuschalten, gibt es nur ein paar strukturlose grüne Schimmer hinter den Wolken – zu wenig für schöne Beobachtungen, aber ideal um mit den Mitreisenden zu plaudern.

Besser wurde es an diesem Abend nicht, und visuell war noch weniger zu sehen als auf dieser Aufnahme

Besser wurde es an diesem Abend nicht, und visuell war noch weniger zu sehen als auf dieser Aufnahme.

Übrigens, was man bei der Polarlichfotografiererei nicht vergessen sollte: Danach die Kamera wieder auf Normalbetrieb zurücksetzen. Ansonsten macht man beim nächsten Fotohalt erst ein Bild mit hoher ISO-Zahl, Spiegelvorauslösung und Langzeitbelichtung. Das nervt:-)

Hurtigruten Tag 7 – Nordkap

Heute ist’s beinahe stressig: Um 11 Uhr war Anmeldeschluss für die Schlittenhundefahrt in Kirkenes (gebucht), und um 11:15 legen wir in Honnigsvåg an. 3,5 Stunden liegt die Norkap hier. Wer einen Ausflug gebucht hat, geht entweder in das Fischerdorf Skarsvåg und besucht das Weihnachtshaus oder fährt wie wir zum Nordkap. Wer dazu keine Lust hat, kann das Highlight von Honnigsvåg mitnehmen: Wer zu Fuß bis zur Shell-Tankstelle geht, kann so den 71. Breitengrad zu Fuß überqueren. Hey hey!

Markiert den 71. Breitengrad: Die Shell-Tankstelle.

Markiert den 71. Breitengrad: Die Shell-Tankstelle.

Wir nehmen den Bus zum Nordkap.

Mittlerweile lassen sich Nordkap und Honnigsvåg bequem auf der Straße erreichen, sogar ohne Maut: Die Straße ist abbezahlt, und somit keine Maut mehr fällig. Das wäre mal was für Deutschland, wo eher umgekehrt gehandelt wird.

Die letzten Kilometer bis zum Nordkapp besteht Konvoi-Pflicht: Alle müssen auf der schmalen Straße hinter dem Schneepflug herfahren, der bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aber nicht viel zu tun hat und ein ordentliches Tempo vorlegen kann. Der Hund des Fahrers, der auf den glatten Wegen so seine Probleme hat, zieht einige Blicke auf sich. Endlich geht’s im Konvoi los, über eine Hochebene, die schon sehr arktisch aussieht – weit mehr als das Plateau bei Tromsø gestern. Immerhin nähern wir uns dem nördlichsten Punkt Europas. Das Wetter sieht (fürs Nordkap) gut aus: Immer wieder scheint die Sonne durch die Wolken

Gleichzeitig trostlos und faszinierend

Gleichzeitig trostlos und faszinierend

Am Nordkap selbst folgen wir wieder dem Rat von Tourguide Marko und stürmen nicht sofort zum Globus, sondern schlittern über eine Eisfläche zum Aussichtspunkt im Westen. Mit dem Geländer geht es ziemlich gut, auch wenn wir den Mitreisenden böse Blicke zuwerfen, die sich mit Spikes ausgestattet haben. Einfach so über das Eis zu gehen, so eine Unverfrorenheit.

Aber der Weg lohnt sich, und auf die letzten Meter stört auch kein Eis mehr. Wir haben nicht nur freien Blick auf das Kliff des Nordkaps samt Globus und Touristen, sondern auch nach Westen: diese Landzunge namens Knivskjellodden ist in Wirklichkeit Europas nördlichstes Ende. Genau wie das Nordkap selbst liegt es auf der Insel Magerøya, aber noch einmal 1400 Meter weiter nördlich, markiert also nicht das nördlichste Ende des europäischen Festlands. Der Fußmarsch dorthin dauert aber länger als wir Zeit haben.

Blick aufs Nordkap

Blick aufs Nordkap

Als wir dann zurückgehen und uns das Nordkap samt Globus ansehen, sind die meisten anderen schon wieder in der Nordkaphalle (mit dem Cafe, das sogar für Norweger zu teuer ist), und wir haben freie Bahn. Nachdem alles fotografiert ist, was zu fotografieren ist, geht es auch für uns in die Nordkaphalle. Wer dort den Informationsfilm nicht ansehen will (der sich wirklich lohnen soll), kann die Zeit im riesigen Souvenirshop vertreiben. Ich werde da zwar auch nicht fündig, andere ergattern ein Glas Marmelade.

Arktis-Stimmung am Nordkap

Arktis-Stimmung am Nordkap

Als wir das Nordkap schließlich verlassen (auch hier wieder die Warnung, pünktlich zu sein – wer zu spät kommt, wird erst am nächsten Tag abgeholt), wird das Wetter auch wieder etwas schlechter: Es zieht zu. Honnigsvåg selber bietet wenig sehenswertes, sodass wir direkt aufs Schiff gehen.

Gegen 16:30 passieren wir die kleine Felsformation der Finnkirche, und anschließend bekommen wir Besuch von Krabbenfischern. Die großen Königskrabben breiten sich langsam westwärts aus und werden gefischt. Bei der Vorführung der Krabbenfischer, die in voller Fahrt am Schiff anlegen und ihren Fang präsentieren, kann jeder eines der großen Tiere in die Hand nehmen. Man darf raten, was es später zu Essen gab:-)

Was ist das? Grünes Polarlicht. Was macht das? Grüne Wolken.

Was ist das? Grünes Polarlicht.
Was macht das? Grüne Wolken.

Nach dem Abendessen versammelt sich alles auf Deck 7, aber der Blick vom Sonnendeck in den Nachthimmel zeigt keine nennenswerten Polarlichter. Genauer gesagt: Da ist grün zu sehen, vor allem auf Fotos, aber das ganze ist hinter den Wolken. Mit anderen Worten: Wir sehen fahlgrün-schimmernde Wolken, was nur mäßig spektakulär ist. Kurz nach 20 Uhr fange ich daher mit meinem dritten Vortrag an: Das Sonnensystem. Merkur und Venus kann ich problemlos abhaken, und auch meine kleine Meteoritensammlung zeigen. Irgendwann kommt Volker rein, der Polarlichtwache gehalten hat, und meint, dass Lichter zu sehen sind – allerdings nur “kameragrün” und nicht “bloßes-Auge-grün”. Die Mehrheit entscheidet sich, dass es sich nicht lohnt, deshalb raus zu gehen, und ich kann mit Mars weitermachen. Mit Rot-Blau-Brillen sind 3D-Ansichten des roten Planeten möglich, bis Volker kurz vor halb zehn wiederkommt: Jetzt lohnt es sich wirklich! Also zeige ich noch rasch die letzten vier 3D-Bilder in 15 Sekunden, und dann geht’s ab an Deck. Das war’s mit dem Vortragsprogramm für heute, und nachdem ich abgebaut und meine Kamera geholt habe, geht’s auch für mich ab an Deck.

Wow.

Polarlichter über uns: Eine Corona.  Mitten drin: Der Große Wagen.

Polarlichter über uns: Eine Corona.
Mitten drin: Der Große Wagen.

Wir sind jetzt mitten im Polarlichtoval direkt unter einem Polarlicht, die Lichtvorhänge sind auf allen Seiten von uns. Grün ist deutlich zu erkennen, manchmal auch ein Hauch von rot. So muss das. Die Fahrt auf der Barentssee, bei der wir eher unruhige See befürchtet hatten, belohnt uns mit einem unruhigen Himmel. Wahnsinn. Wenn das letzte Mal die Pflicht war, gibt der Feuerfuchs, der über den Schnee rennt und dabei Funken schlägt (um meine Lieblingserklärung für Polarlichter zu zitieren) sich diesmal richtig Mühe. Wahnsinn. Das Grün ist gut zu sehen, und die Bewegung der Lichtbänder ebenfalls.

Tanzende Vorhänge aus Licht.

Tanzende Vorhänge aus Licht.

Etwa eine Dreiviertelstunde währt das Schauspiel, bevor wir vorläufig einpacken und den Abend bei Guiness und Gesprächen ausklingen lassen können. Im Warmen bemerke ich dann auch, warum mich mein Kugelkopf im Stich gelassen hat: Jedesmal, wenn ich ihn drehen wollte, hat er sich vom Stativ abgeschraubt. Am Stativ sind drei kleine Inbusschrauben, mit denen er fixiert werden kann. Jetzt weiß ich, warum Dörr da zwei Inbusschlüssel beigelegt hat, die in Heilbronn liegen… Die Bilder sehen schon einmal vielversprechend aus, und wenn man sie zu einem Film zusammenfügt, stört das Schwanken des Schiffs auch weniger als bei Einzelaufnahmen.

Ein geisterhaftes Schauspiel

Ein geisterhaftes Schauspiel

 

Hurtigruten Tag 6 – Tromsø und erste Polarlichter

Heute ist mein freier Tag – genauer gesagt, es steht kein Vortrag an, und am morgen ist auch kein Ausflug fällig. Dementsprechend nutze ich die Nacht, um mal einen Blick in die Reiseunterlagen zu werfen: Das kleine Buch, das Hurtigruten verteilt (früher gab’s wohl mal einen DuMont Reiseführer, jetzt machen sie’s selber – und gut) ist sehr interessant, und gegen halb zwei morgens will ich dann doch Feierabend machen. Nur noch mal kurz rausschauen, ob Polarlichter zu sehen sind: Es ist taghell. Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir mittlerweile in Stokmarknes angelegt haben und daher alle Lichter an sind, wie im Hafen üblich. Der Gang um’s Schiff zeigt dann den geschäftigen Hafen und die alte Finnmarken, die mittlerweile Teil des Hurtigrutenmuseums ist. Um diese Nachtzeit gehe ich aber nicht rüber, sondern mache lieber ein paar Fotos und dann ab ins Bett.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen (mittlerweile ist Mittwoch, der 26. Februar – der sechste Tag unserer Reise und der fünfte im Schiffsplan – unser Tag in Bergen zählt ja nicht zum Schiffsprogramm) ist malerisch: Die Sonne ist nur hinter leichter Bewölkung versteckt, und die Berge sind schneebedeckt. Das ist fast der erste Schnee, den ich in diesem Winter sehe…

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Mit spätem Aufstehen, Gesprächen mit den Gästen, Frühstück und Mittagessen kriegt man den Tag auch sehr schnell rum, dazu noch ein bisschen Planung für die nächsten Vorträge: Ich versuche, sie schnell rum zu kriegen, da wir zwar einige Ausweichtermine haben, falls das Wetter doch einmal schlecht wird, aber man weiß ja nie… wenn ich vorne im Vortragsraum rumtanze, um Windstärke zehn auszugleichen, ist das nicht besonders produktiv, und von den Zuhörern hätte auch niemand was davon. Außerdem ist das Schiff zwar frisch aus der Werft und gut mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, aber bevor doch ein Virus zuschlägt, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Jedenfalls sind alle Termine so gelegt, dass möglichst alle an Bord sind (es werden doch einige Landausflüge angeboten) und wir nicht ständig anlegen bzw. nicht in einer Region sind, wo es viel zu fotografieren gibt. Morgen ist ein Abendtermin vorgesehen, ansonsten sind alle Vorträge tagsüber.

Den ersten Halt des Tages habe ich verschlafen: Harstad mit der nördlichsten mittelalterlichen Steinkirche der Welt. Macht aber nichts: Beim Vesterålen-Ausflug ist sie auch eine Station. A propos Ausflug: Heute war auch Anmeldefrist für den Ausflug zum Nordkap (das sich anders als unser Schiff wirklich nur mit einem p schreibt). Unser Tischnachbar beim Abendessen (neben dem wir auch schon auf dem Hinflug gesessen hatten) hat die Nordlicht-und-Sterne-Tour schon zweimal gemacht und will dem Nordkap ebenfalls noch eine Chance geben: Bislang kennt er es nur mit Schneegestöber oder Nebel – sehr mystisch, aber nicht sehr fotogen.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Der interessanteste Hafen ist heute Tromsø. Etwa vier Stunden haben wir in der größten nordnorwegischen Stadt zur Verfügung, von 14:30-18:30. Da die größte Stadt Nordnorwegens nur 69.000 Einwohner hat, sollte das reichen. Im Hafen liegen wir neben dem zum Glück einzigen Kreuzfahrtschiff, dem wir auf der Reise begegneten: Die 1973 in Dienst gestellte Boudicca. Schon im Vergleich mit ihr wirkt die Norkapp gar nicht mehr so groß, aber viel gemütlicher und sympathischer.

Wir erkunden Tromsø wieder auf eigene Faust. Der Weg führt uns am schnurstracks am Polarmuseum vorbei über die markante Brücke bis zur Eismeerkathedrale. Der moderne Bau prägt das Statdtbild und liegt mehr oder weniger auf einer Verkehrsinsel. Das Design ist nicht ganz mein Geschmack, aber durchaus interessant. Das Eintrittsgeld sparen wir uns allerdings – auf der Rückfahrt steht das Mitternachtskonzert auf dem Plan, da sind wir dann eh in der Kirche. Stattdessen ist der Storsteinen unser nächstes Ziel: Der Hausberg, auf den eine Seilbahn fährt. Über die zum Teil mit gut 5-10 cm Eis bedeckten Straßen finden wir die Talstation dann auch, und auf dem Weg erreicht mich auch der erste Anruf aus der Heimat: Auf meinem Blog tut sich gar nichts mehr – ob alles klar ist, oder ob ich mit dem Gepäck verloren gegangen wäre? Ich sollte die Seite doch besser pflegen…

Vom Berg aus bietet sich eine überwältigende Aussicht nicht nur auf Tromsø: Das eis- und schneebedeckte Plateau vermittelt einen Eindruck von Arktis oder Hochalpen, und die Geländer zum Abhang hin bieten einen Hauch von Abenteuer. Sie sind vorhanden, aber weitestgehend unter Eis und Schnee verborgen…

Sonnenuntergang über Tromsø.

Sonnenuntergang über Tromsø.

Auf dem Plateau sind wir alles andere als alleine, es wird nicht nur als Ausflugsziel genutzt, sondern auch von vielen Fotografen. Da steht einiges an professionellem Equipment, viele haben Fotostative aufgebaut. Nun, wir fotografieren uns und die Umgebung freihand, und als die Sonne sich vom Himmel zurückzieht, verlassen wir auch allmählich das Plateau. Immerhin haben wir ein Schiff zu erreichen. An der Seilbahn gab es erst einmal Stau, und wir können dem Quietschen der Bahn zuhören. Deutscher Standard ist das nicht, aber sie funktioniert, und unten angekommen entscheiden wir uns, mit dem Stadtbus zurück zum Schiff zu fahren. Von dem Plan, der Dame in der Hurtigrutenjacke zu folgen, nehmen wir Abstand: Der Bus macht erst noch eine kleine Stadtrundfahrt, und sie steigt fern vom Hafen aus – wohnt wohl hier und gehört nicht zur Nordkapp.

Domkirche in Tromsø

Domkirche in Tromsø

Am Hafen angekommen bleibt noch genügend Zeit für einen kurzen Stadtrundgang. Sehr sehenswert (und für meinen Geschmack hübscher als die Eismeerkathedrale) ist die Domkirke, die vor dem tiefblauen Abendhimmel noch schöner wirkt. Ein Reinfall ist der weltbeste Souvenirshop ein paar Meter weiter, den wir ohne Beute wieder verlassen. Schade eigentlich. Der Drop-In-Tattoo-Laden reizt auch niemanden von uns.

Zurück auf dem Schiff ist beim Abendessen die Spannung hoch: Wird es heute was geben? Noch ist alles ruhig, aber später gibt der Kapitän dann Alarm: Polarlichter! Um 20 Uhr gelingt mir meine erste Polarlichtaufnahme, die ich weiter unten ja schon gepostet hatte.

Tour Guide Marko gibt Tipps zur Fotografie (maximal 800 ISO, ruhig 20-30 Sekunden belichten), und damit gelingen einige gute Aufnahmen. Was weniger gut geklappt hat: Mein Rat vom ersten Vortrag, man möge sich doch im Voraus schon einmal mit seinen Kameraeinstellungen vertraut machen. Aber die meisten Probleme sind lösbar, und es wird fotografiert was das Zeug hält. Andere halten sich auch an meinen Rat, sich nicht nur mit der Technik zu beschäftigen, sondern das Schauspiel auch mit bloßem Auge zu beobachten. Ich hab da leicht reden: Meine Kamera steht auf Serienaufnahme und werkelt alleine vor sich hin, was auch gut so ist: Sie steht an der Reling, und vor lauter Menschen komme ich eh nicht mehr an sie ran. Bös erwischt hat es unser junges schweizer Pärchen: Das hat zwar ein gutes Stativ und eine gute Kamera, aber der Händler hat keine Adapterplatte beigepackt. In dem seiner Haut möchte ich nicht stecken, wenn die beiden wieder zuhause sind. Später verleiht Volker immer wieder sein Stativ, während eine Auswahl meiner Aufnahmen den Teilnehmern zur Verfügung steht (die Geheimseite ist mittlerweile online, mit einer Auswahl der gelungen Fotos). Problematisch sind eigentlich nur die Leute, die ständig vor Kameras stehen oder über Stative fallen – anscheinend sind die Polarlichter immer da am schönsten zu sehen, wo gerade eine Kamera steht, obwohl sie sich über den gesamten Himmel erstrecken. Noch besser ist eigentlich nur der Kollege, dem bei dem Schauspiel nur die Frage einfällt: “Wo ist eigentlich das Sternbild Krebs?” Das hat mich dann doch etwas aus der Bahn geworfen…

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Und wie sieht ein Polarlicht aus? Ich nenne mich zwar Schriftsteller, aber ich wünschte, ich hätte die richtigen Worte… Die Bilder und Filme vermitteln einen falschen Eindruck. Sie bestehen aus Einzelaufnahmen von 5-30 Sekunden, dementsprechend läuft das Schauspiel wesentlich langsamer ab (obwohl wir im Lauf der Reise auf innerhalb von Sekunden Veränderungen sehen). An diesem Abend ist es eher ein breites Band mit vertikalen Strukturen, das sich langsam verändert. Die grüne Färbung ist sehr dezent, aber es ist auch kein besonders starkes Polarlicht, das wir heute sehen. Da geht noch mehr! Das geisterhafte Schimmern lässt aber leicht verstehen, welchen Eindruck das Polarlicht früher auf die Menschen gemacht haben muss. Fast zwei Stunden lang können wir es beobachten, dann verblasst das Schauspiel, ohne ganz zu verschwinden. Gegen Mitternacht mache ich die letzten Bilder, aber hier ist es nur schwach hinter Wolken zu erkennen. Und in unserer Gruppe herrscht Erleichterung: Entgegen aller Befürchtungen seit dem regnerischen Bergen hatten wir Erfolg, (fast) alle sind beeindruckt, und die Pflicht ist erledigt. Was jetzt an Polarlichtern kommt, ist die Kür.

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck

Hurtigruten – Polarlichter gesehen!

Ja, ich bin ein schlechter Blogger – mittlerweile hat die MS Nordkapp Tromsö passiert, und ich habe den Überblick verloren, welchen Tag wir eigentlich haben. Morgen steht das Nordkapp auf dem Programm, es sind endlich alle Gepäckstücke auf dem Schiff angekommen, und nur mein Twitterfeed war in letzter Zeit ein Lebenszeichen. Die Tage sind gut ausgebucht.

Bevor ich mit Tag 2 (Stadtrundfahrt durch Bergen und die erste Nacht an Bord) weitermache, hier ein kurzer Zwischenstand: Zwei von fünf Vorträgen sind gehalten, den Regen haben wir hinter uns gelassen, einige Passagiere hat man näher kennen gelernt, und heute Abend gab es die erste Polarlichter. Relativ schwach, aber die grünliche Färbung war erahnbar, und das Schauspiel war fast zwei Stunden lang sichtbar. Die ersten Bilder:

Polarlicht mit 30mm f/1,4

Polarlicht mit 30mm f/1,4

Und dann mit mehr Bildfeld:

Polarlicht mit 11mm f/2,8; 20 Sek bei 800 ISO.

Polarlicht mit 11mm f/2,8; 20 Sek bei 800 ISO.

Damit ist der Erfolgsdruck auch von dieser Reise genommen, und alle können es genießen. (Bis auf meinen Ersatzakku der Nikon – der ist keine zwei Monate alt und schon tot, als ich ihn gerade aus dem Ladegerät in die Kamera verfrachten wollte.

 

Polarlichtjagd mit Hurtigruten

Jetzt ist es offiziell: Vom 21.2.-4.3. 2014 bin ich an Bord der MS Nordlys und betreue für die Hurtigruten und Astronomie.de eine Polarlichtreise. Wer Lust hat, mitzukommen: Es sind noch Plätze frei:-)

MS NordlysBislang hab ich nur ein Wikipedia-Bild der Nordlys, aber das wird sich dann bald ändern:-)

Auf der Reise wird es nicht nur Chancen zum Polarlicht-Gucken geben (wenn das Wetter hoffentlich mitspielt), wobei es Ende Februar ja noch schön lang dunkel ist, sondern auch eine Reihe von Vorträgen. Ein Vortragsthema passt auch zum nächsten Buch, das ich in Arbeit habe.

Und wer mich vorher erleben will: Am 13. Oktober hat die Sternwarte Heilbronn Tag der offenen Tür.