Tag 12 & 13 – Bergen und der Rückflug

Es ist eine seltsame Stimmung an Bord, während wir uns langsam nach Süden vorarbeiten: Bereits um 10 Uhr mussten die Kabinen geräumt werden, damit die Crew eine Chance hat, das Schiff für die nächste Reise fertig zu machen. Immerhin kommen wir erst gegen 14:30 in Bergen an, und rund zwei Stunden später dürften schon die nächsten Gäste an Bord kommen und sich auf das Bergen-Buffet freuen. Das große Gepäck wird im Laderaum verstaut und in Bergen dann über ein Gepäckband ausgegeben, bis dahin ist es außer Reichweite. Dummerweise habe ich meinen Kaffeebecher da ebenfalls mitverpackt… Nur das Handgepäck behält man, aber ich denke, nächstes Mal gebe ich das auch mit ab. Ständig darauf aufzupassen macht auch keinen Spaß.

Allerdings muss ich sagen, dass der Kontrast vom Schiff zu Flughäfen und der Bahn größer nicht sein könnte.

Auf dem Flugplatz: Never leave your baggage unattanded, or it will be SHOT because of terrorism. Oder vielleicht wegen der Diebstahlgefahr.

Auf der Nordkapp: Stell’s einfach irgendwo hin, wird schon keiner klauen.

Das Schiff ist mir da sympathischer… Trotzdem habe ich den letzten Teil der Reise im Computereck Reiseleitereck verbracht, um die nächste Reise zu planen, und es war ganz praktisch, den Laptop gelegentlich in Reichweite zu haben. Für den gelegentlichen Blick und Gang nach draußen war trotzdem genug Motivation da, schließlich wurde das Wetter immer besser.

Je näher es zum regenreichen Bergen ging, desto schöner wurde es, und letztlich hieß es dann, Abschied nehmen: In Bergen endete die Reise, und für alle, denen ich am Ausgang nicht mehr begegnet war: Macht’s gut, es war eine schöne Tour! Mir hat’s Spaß gemacht.

Im Bus zum Flughafen war nur etwa ein Drittel der Gruppe, der Rest durfte noch einen Tag in Bergen bleiben, da es keinen passenden Rückflug mehr gab. Für Felicitas und mich ging die Reise ebenfalls zum Flughafen, aber erstmal ins Hotel: Auch für uns gab es erst am nächsten Morgen einen Rückflug nach Stuttgart, und zumindest mir war ein Hotel am Flughafen sympathischer: So liegt das Frühstück näher an meinem Tagesrhythmus. Das Clarion Hotel am Bergen Lufthavn kann ich sehr empfehlen, auch wenn ich in den Matratzen fast versunken wäre. So kuschlig…

Immer wieder süß: Der Regionaljet 900, der uns gen Süden bringen würde.

Immer wieder süß: Der Canadair Regionaljet 900, der uns gen Süden bringen würde.

Über die Rückreise gibt’s nicht viel zu erzählen: Vom sonnigen Bergen gings ins verschneite Württemberg, das Auto beim FlyAway-Service abgeholt (perfekter Service: Raus dem Zollbereich und der Gepäckausgabe vom Flughafen, den im Preis inbegriffenen Shuttleservice angerufen, die Treppe hoch und bis zum Auto gefahren worden. Und dann in das süddeutsche Schneechaos gestürzt, um irgendwann gegen Abend nach Hause zum kommen.

Der Plan für die Woche: Das Blog fertigschreiben (mittlerweile erledigt, da der Hackerangriff geendet hat), Bilder sortieren und die Seite für die Kursteilnehmer fertigstellen, und dann die ganzen Polarlichtbilder zu einem Zeitraffer-Film verrechnen. Und zwischendrin etwas Geld verdienen. Die Deadline: 11. Februar, wenn ich wieder auf der Nordkapp bin. Volles Programm, aber es könnte klappen.

Achja: Der Nordlichtfilm ist dann öffentlich, den wird es hier und auf Vimeo geben.

Tag 11 – Trondheim und südwärts

Abschiedsfoto vor Trondheim – war eine schöne Zeit

Abschiedsfoto vor Trondheim – war eine schöne Zeit

Jetzt kommt der Teil der Reise, der mir auch neu ist: Letzten Februar endete die Reise ja schon in Trondheim. Da das Feuerwerk gestern noch mindestens bis 1 Uhr ging (zumindest hatte ich dann die Kamera abgebaut), verzichtete ich auf einen erneuten Gang durch Trondheim, obwohl wir zwischen 6:30 und 10 Uhr eigentlich ausreichend Zeit hätten. Diejenigen, die sich den Stadtbummel nicht nehmen ließen, stellten fest, dass die Geschäfte erst so gegen zehn Uhr aufmachen. Immerhin war so jeder rechtzeitig zum Gruppenfoto wieder an Bord, das wir mit Trondheim im Rücken auf Deck 7 aufnahmen. Ein Gruppenfoto gehört zu jeder Reise, und gegen den bedeckten Himmel kann man später ja immer noch etwas unternehmen:-)

Ich muss zugeben, dass ich von der Landschaft nicht zu viel mitgekriegt habe. Die letzte Reise war entspannender – stärkeres Polarlicht, aber dafür deutlich weniger. Dafür nutzte ich den Tag, um meinen Koffeinhaushalt wieder auf ein Arbeitsniveau zu bringen und mich in die Bildbearbeitung mit Pixelmator einzuarbeiten – Photoshop fehlt noch auf dem Reiselaptop, und das Gruppenbild musste noch etwas aufgehübscht werden. Aber das Ergebnis gibt’s nur für die Teilnehmer der Reise.

Am Ende dieses Relax-Tages mit ständig wechselndem Wetter stand Kristiansund, gefolgt von einem kleinen Abschiedstrunk in der Bar: Ein kurzer Rückblick auf die Reise, zu dem ich wenig beizutragen hatte – langsam versagte die Stimme, und große Reden waren von meiner Seite nicht mehr drin. Aber dafür hab ich ja die Webseite.

Beim Tagesausklang in der Bar gab es dann zwei große Fragen: “Gibt’s heute Abend nochmal Polarlicht?” und “Kannst du es für eine Stunde abstellen, damit wir packen können?” Den Gefallen konnte ich den Gästen tun, ohne Polarlicht konnte tatsächlich in Ruhe gepackt werden – schließlich müssen die Kabinen am nächsten Tag bereits um zehn Uhr geräumt sein. Das Ende der Reise ist nah…

Tag 10 – die längste Sage

Nachdem es in der letzten Nacht früh zu Bett ging (also schon kurz nach Mitternacht), hatte ich mich eigentlich auf Ausschlafen gefreut. Bis um viertel nach sechs mein Kabinenfenster per Hochdruckreiniger gereinigt wurde.

Gegen acht Uhr weckte mich dann die Durchsage, dass wir gleich der MS Trollfjord begegnen.

Und gegen neun Uhr kam dann die Durchsage, dass wir jetzt wieder den Polarkreis südgehend passieren, wegen des Wetters die Insel auf der linken Seite sehen würden, und es anschließend eine kleine Arktische Zeremonie gäbe.

Südgehend am Polarkreis-Monument vorbei.

Südgehend am Polarkreis-Monument vorbei.

Irgendwann gebe sogar ich das kuschlige Bett auf, und mittlerweile lag die Nordkapp auch nicht mehr so schief im Wasser wie noch gegen acht, also war letztlich doch Aufstehen angesagt. Und der Griff zur Kamera, weil ich die Insel mit der Polarkreiskugel vom Fenster aus sehen konnte. Soll doch keiner sagen, ich hätte den Polarkreis verschlafen:-)

Für mich beginnt nun der gemütliche Teil der Reise: Alle Vorträge sind gehalten, und je weiter nach Süden es geht, desto geringer sind auch die Aussichten auf Polarlicht. Parallel dazu darf ich meine Ernährung auf Ricola und Kaffee umstellen: Die trockene Luft der Klimaanlage fordert ihren Tribut in Form eines rauen Halses. Den Tipp, immer ein nasses Handtuch als Luftbefeuchter an den Türgriff zu hängen, habe ich in den ersten Nächten leider vergessen, und vielleicht sollte ich die Klimaanlage wärmer einstellen. Aber was soll’s.

Die sieben Schwestern sind heute etwas schüchtern.

Die sieben Schwestern sind heute etwas schüchtern.

Das Wetter ist mittlerweile nicht mehr so schön wie am Anfang unserer Reise, sondern eher trüb und wolkig. Die sieben Schwestern zeigten sich auch eher scheu. Der Sage nach sind sie die Töchter des Königs Sulitjelmakongen, dessen Reich auf der Höhe von Svolvaer lag, jedoch auf der anderen Seite des Vestfjords. In Svolvaer herrschte zu dieser Zeit König Vågekallen. Sein Sohn Hestmannen bemerkte eines Tages die Aufpasserin der sieben Schwestern, die schöne Jungfrau Lekemøya. Er schwang sich auf sein Pferd, woraufhin Lekemøya und die sieben Schwestern die Flucht ergriffen. Die Schwestern gaben die Flucht auf, dorch Hestmannen war nur an Lekemøya interessiert und ließ sie links liegen. Als die Jungfrau ihm zu entkommen drohte, schoss er ihr einen Pfeil hinterher. Der König der Sømnaberge bemerkte das und warf seinen Hut, um den Pfeil abzufangen – noch heute liegt der durchschossene Hut als Torghatten, der Berg mit Loch, vor Brønnøysund. An Lekemøya erinnert heute die Insel Leke, auf der sie Schutz suchte.

Ansonsten war es ein angenehm ruhiger Tag, der mit Gesprächen und der Landschaft gut ausgefüllt war. In Brønnøysund war es schon zu dunkel für schöne Bilder des Torghatten, und das Captain’s Dinner am Abend war wie immer eine lockere Veranstaltung.

MS Nordkapp trifft MS Kong Harald in Rørvik

MS Nordkapp trifft MS Kong Harald in Rørvik

In Rørvik konnten wir dann noch der Kong Harald beim Anlegen zusehen. Das Schiff hatte einen schlechten Start in das Jahr: Wegen einem Generatorschaden mussten die Passagiere im Januar auf die Midnatsol umsteigen (auf der ja Volker mit seiner Nordlicht-und-Sterne-Gruppe war), und am 2. Februar – also kurz nach unserer Reise – wurde sie bei Berlevåg von einem schweren Brecher beschädigt, der zwei Fenster eingedrückt hatte. Am 29.1. in Rørvik sah sie aber noch gut aus.

Da sowohl der Wetterbericht als die Polarlichtvorhersage schlecht aussahen, wurde dieser Abend für Gespräche genutzt, ganz gemütlich. Im Fernsehen (ja, das hat auch auf der Nordkapp Einzug gehalten) liefen Berichte über einen Sturm, der in halb Norwegen für Stromausfall gesorgt hatte, während wir weiterhin eine ruhige Fahrt hatten. Kurz nach Mitternacht hatten sich dann die letzten Gäste ins Bett verabschiedet, und ich ging noch für einen letzten Kontrollblick an Deck. In der Bar war niemand mehr, und draußen am Heck auch niemand. Ein Blick nach oben:

Åååååå!

Ein großer Fetzen grünen Lichts hing über dem Heck; das Nordlicht lieferte noch einmal eine großartige Show. Also einmal durch’s Schiff zur Rezeption rennen, um eine Durchsage machen zu lassen, zur Kabine, die Kamera hoelen, und die Show genießen. Noch eine Stunde lang gab es ein Abschiedsfeuerwerk, dass ich in diesen Breiten nicht erwartet hätte. Mittlerweile gab es auch wieder Wolken, aber das Nordlicht tanzte lange genau zwischen den Wolkenlücken. Ich durfte mir nur eine Kritik von den Gästen anhören: Nächstes mal bitte zehn Minuten früher Bescheid sagen, bevor alle im Bett sind.

Ich probier’s:-)

Tag 9 – Vesterålen, Hurtigrutenmuseum & Generalstreik

Ab jetzt schreibe dieses Reiseblog wieder im Rückblick. Daran sind nicht nur die kurzen, polarlichtreichen Nächte schuld, der norwegische Generalstreik oder das Schiffs-WLAN, sondern auch ein Hacker-Angriff auf meine Webseite. Irgendjemand hat meinen Server tagelang mit Login-Versuchen bombardiert, bis zu viermal pro Sekunde. Zum Glück haben die Sicherheitseinstellungen meines Servers gehalten, aber das hat auch dafür gesorgt, dass ich mich selber auch nicht mehr in mein Blog einloggen konnte (außer über’s Handy). Jetzt läuft alles wieder, und ich bin für ein paar Tage in Deutschland und versuche, Zeit dafür zu finden. Also, weiter geht’s.

Morgens um 10, nordwestlich von Harstad: Ein schöner Morgen!

Morgens um 10, nordwestlich von Harstad: Ein schöner Morgen!

Ich muss zugeben, dass ich wegen der langen Nächte ein wenig aus dem Rhythmus gekommen bin und heute einfach mal das Frühstück ausfallen ließ. Ebenso verpasst habe ich die Vesterålenrundfahrt, aber die hatte ich eh nicht gebucht. War zwar schön, und eigentlich wollte ich im Museum an der Kirche von Trondenes noch einkaufen, aber für diesmal war ohnehin die Fahrt mit dem Schiff durch die Inselwelt der Vesterålen geplant: Auch sehr schön, die Gegend einmal vom Wasser aus zu sehen.

In der Risøyrenna

In der Risøyrenna

Groß angekündigt wurde im Taagesprogramm die Fahrt durch die Risøyrenna. Die Fahrrinne ist nur 7m tief, von der Wasseroberfläche aus wirkt das aber gar nicht so bedrohlich… eine schöne Strecke, die unter einer großen Brücke hindurch nach Risøyhamn führt, wo die Teilnehmer der Walsafari ausstiegen. Der Ausflug ist neu, aber nachdem wir vor ein paar Tagen schon vom Schiff aus Orcas gesichtet hatten, dürfte es interessant werden. (Einige Unternehmen geben sogar eine Erfolgsgarantie: Wer keine Wale sieht, darf am nächsten Tag nochmal. Das Angebot dürften nur wenige Hurtigrutenfahrer wahrnehmen). Das Wetter ist jedenfalls wunderbar – kaum zu glauben, dass auf der Midnatsol neulich Sturmwarnung war.

In Risøyhamn verschwand jede Menge Pflanzenerde im Schiff. Es ist immer wieder interessant zu sehen, was so alles transportiert wird, und in welchen Mengen. Der 200-Einwohner-Ort ist wohl eine Sackgasse: Nach dem Ablegen fährt unser Schiff rückwärts unter der Brücke hindurch und wendet erst später…

Winkekonkurransje bei Sortland? Heute nicht.

Winkekonkurranse bei Sortland? Heute nicht.

Sortland als Mittelpunkt der Vesterålen war letztes Mal sowohl für die Busreisenden der Rundfahrt als auch für die auf dem Schiff zurückgebliebenen ein Höhepunkt: Da der Bus genau dann über die Brücke fährt, wenn das Schiff darunter ist, wurden letztes Mal alle Passagiere zum Winken nach vorne geschickt. Entweder waren diesmal zu wenige auf der Nordkapp, oder unser Tourguide war unmotivierter, jedenfalls bemerkte ich die Brücke erst, als ich im Speisesaal mein Frühstück am Mittagsbuffet nachholte. Die Handykamera erwischte den Bus nur gerade so durch die Scheiben. Vielleicht wird’s nächstes Mal wieder besser, wenn mehr Passagiere an Bord sind.

A propos leeres Schiff: An dieser Stelle einen ganz herzlichen Gruß an unsere holländischen Mitfahrer: Hat Spaß gemacht mit euch! War wirklich eine sehr angenehme Reise!

Ein ernsteres Thema ist übrigens der Generalstreik, den es am 28.1.2015 zwischen 14 und 16 Uhr in ganz Norwegen gab und an dem auch die Besatzung der Nordkapp teilnahm. Der Grund: Die Regierung will mehr Zeitarbeit statt fester Verträge ermöglichen, die Regelungen zur Sonntagsarbeit lockern und generell die Arbeitszeiten verändern. 60-70% der Norweger sind dagegen, ich wünsche ihnen viel Erfolg.

Informationen zum Grund des Streiks gab es an Bord kaum, dank Hurtigforum war ich eine der Informationsquellen für unsere Besatzung. Etwas deprimierend fand ich den Gast, der mir ein paar Tage vorher noch lang und breit eine ideale und gerechte Gesellschaftsform erklärt hatte und bei der Ankündigung des Generalstreiks nur daran dachte, ob er eine Minderung des Reisepreises für sich herausschinden könne, falls der Besuch der Hurtigrutenmuseums in Stokmarknes ausfiele. Anstatt sich zu freuen, dass es noch Leute gibt, die für ihre Rechte eintreten, statt nur von Utopien zu träumen…

Das Hurtigrutenmuseum.

Das Hurtigrutenmuseum.

Außer einem verfrühten Mittagessen und einer bis 16 Uhr verlängerten Liegezeit in Stokmarknes war an Bord von dem Streik jedoch nichts zu spüren. So konnten wir fast zwei Stunden im Museum verbringen (das nicht am Generalstreik teilnahm) und hatten genug Zeit, um sowohl die aufgedockte Finnmarken als auch das Museum und den Shop in Ruhe zu erkunden.

Und unser Weltverbesserer? Von meinem Vorschlag, Hurtigruten mehr zu zahlen, da er ja auch länger im Museum sein konnte, wollte er nichts wissen. Stattdessen wurde darüber gemeckert, dass man den Maschinenraum der Finnmarken nicht besichtigen konnte. Manchen kann man es echt nicht recht machen.

Pünktlich um 16 Uhr nach Ende des Streiks ging die Reise dann weiter, und wer wollte, konnte auf dem Sonnendeck zusehen, wie Fisch fachmännisch filetiert wird. Außerdem: Norwegisches Sushi – die Chance, frischen Fisch zu probieren. Genau: Der erste Ausblick auf das Abendessen:-)

In Svolvaer kolliderte die Essenszeit etwas mit der Liegezeit, aber es blieb doch genug Zeit, um die Magic-Ice-Gallerie zu besichtigen oder kurz in die Stadt zu gehen. Ob die vereisten Gehwege auf den Generalstreik oder das gelassenere Verhältnis der Norweger zum zum Winter zurückgehen, darf jeder selbst entscheiden.

Svolvaer-Panorama

Svolvaer-Panorama

Nach Svolvaer war zwar ein Hauch von Grün am Himmel zu sehen, aber die “Hauptstadt des Lichts” versteckte sich hinter Wolken – doch einmal eine ruhige Nacht und die Chance, etwas Schlaf nachzuholen:-)

Tag 8: Hammerfest

Gefühlt mitten in der Nacht (und laut Uhr kurz nach acht) hat mich das Hupen der Polarlys geweckt. Nach viel zu wenig Stunden Schlaf wurde ich dann von den Gästen auch noch mit “Und, die Polarlichterlichter um halb vier gesehen? Was für eine Show!” begrüßt. Nein, habe ich nicht gesehen – aber ich freue mich ja, wenn die Gäste mehr sehen als ich und auf ihre Kosten kommen. Ehrlich:-)

Dafür gab’s dann kurz vor Hammerfest einen wunderschönen Mond. Ist doch auch hübsch:

DSC_5602

Halbmond bei Hammerfest

Projekt Schneewittchen

Projekt Schneewittchen

Vor Hammerfest gab es statt des Energietees vom letzten Jahr einen Energiekaffee, der viel Chili und Schokolade enthielt – geschmackliche eine deutliche Steigerung. Anlass dafür ist die Erdgasverflüssigungsanlage auf der Insel Melkøya, das “Projekt Schneewittchen”.

Hammerfest ist zumindest für die Werbung ja immer noch die nördlichste Stadt, auch wenn Honningsvåg mittlerweile ebenfalls Stadtrecht hat. Was mir dieses Jahr auffiel: Wie wenig Schnee dort liegt! Im letzten Jahr waren die Bänke noch bis zur Sitzfläche eingeschneit, und heute fast frei. Bei Temperaturen um die 0° eigentlich kein Wunder.

Die Tour “Hammerfest auf eigene Faust” führte mich mich über eine Buchhandlung (diesmal ohne Beute) zu Sicksackveien und dem blauen Pavillon, den ich schon vom letzten mal kannte. Hier war der Vergleich zum Vorjahr extrem: Auch ohne Spikes sah er begehbar aus, während ich vor elf Monaten keinen Meter weit gekommen war. Mein Touristenprogramm führte mich anschließend zu den beiden Polarbären vor dem Rathaus, zum Getränkekaufen und dann in den berühmten Isbjørnklubben. Ja, jetzt bin ich auch Mitglied im ehrwürdigen und so weiter Club. Ist doch ein netter Gag, und der Eisbären-Pin ist auch nett.

So waren die zwei Stunden Aufenthalt auch rasch vorbei, und nicht nur am Wetter wird deutlich, dass wir langsam im Endspurt sind: Um 15:00 und bei leichter Dünung stand mein Vortrag zum Thema Sternbilder und Mythen auf dem Programm. Durch den Zwischenstopp in Ørnes hampelte ich nicht allzusehr vor der Leinwand herum und verlor kaum Zuhörer an die See. Die Kollegen auf der Midnatsol hatte es schwerer getroffen: Zwei Tage Regen, gestern schwerer Sturm, und während unseres Telefonats am frühen Abend kam dann die erneute Sturmwarnung mit dem Hinweis, dass alle, die nicht wirklich seefest sind, doch bitte in ihre Kabinen gehen sollten. Nach dem Polarlichtsturm, den wir nur am Rande mitgekriegt hatten, hatten die also auch den richtigen Sturm voll abgekriegt. Wo bei uns das Vier-Gänge-Menü auf dem Plan stand, gab’s da Reisetabletten…

Kurz vor Mitternacht war noch alles ruhig in Tromsø

Kurz vor Mitternacht war noch alles ruhig in Tromsø

Das exzessive Abendessen zog sich über fast zwei Stunden hin, wobei es kein Buffet gibt, sondern immer wieder mal etwas serviert wird. Es war als also nicht das große Fressen, das man erwarten könnte. Der Grund für den langen Zeitraum: Am Abend stand erneut Tromsø auf dem Plan, mit dem sehr empfehlenswerten Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale. Polarlichter waren keine zu sehen, aber ein schönes Panorama bei fast milden Temperaturen und Windstille. Die Polarlichtvoraussage war mäßig und für vier Uhr war klarer Himmel vorausgesagt, es sah also wieder einmal nach einer langen Nacht aus… und als kurz nach eins die Konzertbesucher wieder auf dem Schiff waren, war die erste Frage: Hast du die Polarlichter über der Eismeerkathedrale fotografiert?

Nein, hatte ich nicht – auf dem Schiff war es gerade auch zu hell, um sie zu fotografieren, aber der Steuermann ließ mit sich reden und schaltete erst die Beleuchtung auf dem Umlaufdeck aus und nach dem Verlassen des Hafens auch die Beleuchtung auf Deck 7. Nur der Schornstein strahlte noch hell auf.

Es gab nicht die ganz große Show, aber über lange Zeit viel Grün, teilweise auch hell genug für das bloße Auge. Der blaue Dunst auf den Fotos ist übrigens die Dampfwolke der MS Nordkapp. Der Film wird mehr hergeben als die Einzelbilder, aber es war ein netter Abschluss.

Kleine Schocker zuletzt: Die Kamera habe ich um 3 Uhr abgebaut, das gibt wieder eine kurze Nacht… Für Morgen (Mittwoch) ist von 14-16 Uhr Generalstreik angesagt, vielleicht mache ich mit und tauche auch erst um 16 Uhr auf:-)

Tag 6: Meeting Midnatsol

Nordkapp meets Midnatsol um 8:20 Uhr.

Nordkapp meets Midnatsol um 8:20 Uhr.

Die Midnatsol (in höherer Auflösung)

Die Midnatsol.

Eine kurze aktuelle Zwischenmeldung: Gerade eben haben wir die südgehende MS Midnatsol passiert, zusammen mit der anderen Nordlicht-und-Sterne-Gruppe. Die Vorhersage war gar nicht so einfach, da die letzte Positionsmeldung der Midnatsol auf Marinetraffic schon etwas länger her war und erst zum Treffen aktualisiert wurde. Was heban die Menschen nur früher ohne Internet gemacht?

Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich die Kollegen auch gesehen habe; auch dieses Mal gab es keine großartige Winkekonkurransje. Aber die Schiffe haben sich mit zusätzlicher Beleuchtung begrüßt, und es waren auf jeden Fall einige an Deck zu sehen, wie auch das ein oder andere Taschenlampenlicht. Und jetzt geht’s weiter an den Klippen und Kaps Richtung Nordkapp vorbei. Noch haben wir den Wendepunkt unserer Reise nicht erreicht. Zum Glück:-)

Die Midnatsol

Die Midnatsol

Tag 4: Polarkreis und Bodø (und noch mehr Polarlichter)

Letztes Jahr war die Polarkreisüberquerung ja ein ziemliches Highlight: Gefühlt waren alle 300 Passagiere an Deck, der Tourguide hatte gut Spannung aufgebaut, und gegen 7:12 morgens passierten wir mit lautem Gehupe die Insel mit dem beleuchteten Globus, und in wenigen Sekunden entstanden hunderte unterbelichtete und verwackelte Bilder der Insel.

Irgendwo da ist die Polarkreiskugel. und die paar wackeren Passagiere, die schon auf waren.

Irgendwo da ist die Polarkreiskugel. und die paar wackeren Passagiere, die schon auf waren.

Dieses Mal forderte das Polarlicht seinen Tribut, und nur eine Handvoll Gäste waren auf Deck 7 versammelt, sodass die Crew kaum Sekt verkaufen konnte. Der Globus lag im Dunkel und wurde nur sporadisch vom Suchscheinwerfer gestreift. Immerhin der Schiffstyphon war wie gewohnt, und um 7:20 passierten wir die Insel. Anschließend: Frühstück. Gähn.

Aber wieder ins Bett gehen lohnte sich auch nicht mehr, stattdessen suchte ich den Panoramasalon auf – während der letzten Reise gab es da keine Plätze am Fenster, diesmal hatte ich eine Chance und konnte mich gleichermaßen den EMails wie auch der Landschaft widmen. Derweil tuckerte die Nordkapp weiter Richtung Ørnes, einem der schöneren Häfen in einer grandiosen Landschaft.

Ørnes. Der Berg im Hintergrund erinnert mich an einen liegenden Trollkopf. Ist der seit der letzten Vesterålenreise hierher gewandert?

Ørnes. Der Berg im Hintergrund erinnert mich an einen liegenden Trollkopf. Ist der etwa seit meiner letzten Vesterålenreise hierher gewandert?

Der Platz am Bug war zugig, aber die Aussicht lohnt sich immer wieder. Während der kurzen Liegezeit im Hafen widersetzten sich einige Passagiere der Kälte, und wir konnten einige Bilder der letzten Nacht vergleichen. Es ist sehr angenehm, dass dieses Mal schon so weit im Süden und vor meinem ersten Vortrag geübt werden konnte: So hatte jeder ausreichend Zeit, sich doch mit seiner Kamera zu beschäftigen, und auch manche kleine Kompaktknipse konnte das Grün am Himmel festhalten. Mittlerweile kennt man auch einige Reiseteilnehmer und ist per Du, es wird langsam familiär. Und es ist sogar etwas von meinem Vortrag hängen geblieben: Gegenüber der Sonne, die gerade am Horizont kratzte, konnten wir den Erdschatten samt Venusgürtel erspähen. Die Idylle rundeten ein paar Seeadler auf einer kleinen Insel ab.

Kunst auf der Nordkapp

Kunst auf der Nordkapp

Von Ørnes aus geht die Reise weiter nach Bodø. Letztes Mal war ich mit Vortragsvorbereitungen beschäftigt und hatte von der Stadt nichts mitgekriegt, diesmal hatte ich etwas Zeit dafür. Bis dahin war aber noch volles Programm: Unser Reiseleiter Kai gab eine Kunstführung durch das Schiff. Wie alle Hurtigrutenschiffe ist auch die Nordkapp ein Gesamtkunstwerk, und die Bilder haben sogar eine Bedeutung. Und nach dem unterhaltsamen kleinen Rundgang weiß man sogar, was dahinter steckt: Welche Sagen hier verewigt wurden, und dass manche Szene den Fischfang und -transport vor gerade einmal 100 oder 150 Jahren zeigt. Die Bilder sind nicht nur Deko, und auch der Künstler hat sich wohl in dem Tryptichon verewigt. Sehr nett.

King Neptune ließ sich aber nicht blicken – hatte der Herrscher des Meeres etwa auch wegen Polarlichtern verschlafen?

Wandschmuck in Bodø. Heilbronn hat das auch, aber da sind die Graffiti nicht so schön.

Wandschmuck in Bodø. Heilbronn hat das auch, aber da sind die Graffiti nicht so schön.

Für Bodø hatte ich nicht ganz so viel Zeit wie unsere Passagiere, da um 15:30 mein zweiter Vortrag anstand – diesmal über die Sonne, und kurz nach der Abfahrt. Allerdings erinnert mich Bodø auch an Heilbronn: Es wurde im Krieg weitestgehend zerstört und viel zu schnell wieder aufgebaut. Der Glockenturm ist noch das sehenswerteste Ziel, neben ein paar Wandmalereien. Meine Tour führte mich zum Getränkekauf ins REMA1000, und dann wieder zurück in den Vortragsraum auf dem Schiff. Das war gar nicht so einfach – weniger wegen der vereisten Straßen als vielmehr wegen des starken Gegenwinds.

Zum Vortrag waren dann auch alle Gäste wieder an Bord, und ich handelte die Sonne und das Leben der Sterne ab. Weiterer Programmpunkt: Die drehbare Sternkarte und ein Crashkurs in Orientierung am Himmel. Die wichtigsten Sternbilder hatten wir schon am ersten Abend live gezeigt, ebenso den Komet Lovejoy in Felicitas’ Fernglas. Daher konnte ich mich hier kurz fassen. Problematisch war nur, dass nicht jeder die drehbare Sternkarte erhalten hatte. Zum Glück erhält man auch als Lektor gelegentlich ein Exemplar, das dann als Ersatz dient, aber der Hinweis sei gestattet: Wer die Themenreise bucht, sollte überprüfen, ob den Unterlagen auch wirklich eine Sternkarte beiliegt. Das gilt natürlich nur, wenn sie auch zum Umfang gehört – keine Ahnung, ob sie auch in Zukunft dazu gehört. Wer keine hat, kann den Sternenhimmel übrigens zum Beispiel mit seinem Smartphone und einer kostenlosen App wie Celestron SkyPortal erkunden.

Magischer Trolltrunk gefällig?

Magischer Trolltrunk gefällig?

Da die Wetter- und Weltraumwettervorhersagen so gut waren, verkniff ich mir dieses Jahr die Teilnahme am Lofotr Wikinger-Fest (obwohl ich eigentlich im Museumsshop noch einkaufen wollte). Eine weise Entscheidung: Wegen Niedrigwasser fuhr die Nordkapp nach dem Abendessen in Schleichfahrt Richtung Raftsund und Svolvaer. Mit rund einer Stunde Verspätung konnten wir dann in Svolvaer anlegen und die Ausflügler wieder an Bord nehmen. Wer wollte, konnte immer noch die Zeit nutzen, um die Magic Ice Galerie zu besichtigen.

Oder er nutze die Zeit zum Aufwärmen – es gab schon wieder Polarlicht, und gar nicht mal so schlecht. Über Svolvaer als “Hauptstadt des Lichts” standen zwar schon die ersten Wolken, aber bis dahin gab es wieder einen schönen ruhigen Tanz, bei dem auch etwas Farbe zu sehen war – trotzdem war es nicht immer leicht, zwischen Wolken und Aurora zu unterscheiden.

Nach gut 200 Aufnahmen und 80 Minuten beendete ich die Aufnahmeserie, um im Hafen die Speicherkarte zu leeren und den Akku zu laden. Der Batteriegriff mit dem zweiten Original-Akku von Nikon war eine geniale Anschaffung. Erinnert sich noch jemand an meinen letzten Reisebericht, bei dem mein Ersatzakku den Geist aufgeben hatte? Den mir mein örtlicher Fachhändler als super-robust und ganz toll verkauft hatte? Dieser Hähnel Extreme Li-Ion? Und der nach der ersten Nacht den Geist aufgegeben hatte? Der Austauschakku ist genauso gut – extrem bedeutet wohl, dass er keine extremen Breitengrade mag. Scheißdrecksgelump, außerschwäbisches. Gut, dass ich noch die Originale dabei habe.

Aber wie es sich gehört, komme ich danach wieder an Deck und werde zuerst gefragt, ob ich auch im Hafen fotografiert hatte, es wäre gerade wieder ganz toll gewesen.

Toll. Ganz toll.

Natürlich hatte ich nicht fotografiert. Aber bei der anschließenden Fahrt durch den Raftsund wieder:-) Das Licht gab sich wieder Mühe, ich sah Farbe und manch anderer hielt sie auch im Bild fest. Von der Fahrt wird es kein Video geben, da das Licht seitlich von uns war und die Belichtungszeiten zu lang für die Landschaft, aber über den schneebedeckten Bergen war es ein beeindruckender Anblick. Wow.

Nur die Crew hatte ein Problem: Eigentlich gab es den magischen Trolltrunk und Fiskekake auf dem Sonnendeck, aber alle standen am Bug, Polarlichter gucken. Der Halt am Trollfjord fiel wegen unserer Verspätung aus, aber wenn er genauso gut angeleuchtet worden wäre wie die Kugel am Polarkreis, hätten wir ohnehin genauso viel gesehen wie bei der letzten Fahrt vorne am Bug.

Und sehr beruhigend: Ab Mitternacht ließ die Aktivität nach, und wir konnten beruhigt ins Bett gehen. Endlich schlafen… wobei der Raftsund auch bei Nacht sehr beeindruckend ist. Amazing!

Tag 3: Trondheim

Die Insel Munkholmen vor Trondheim

Die Insel Munkholmen vor Trondheim

Trondheim! Alte Hauptstadt! Der Nidaros-Dom! Wunderschön zu Fuß zu erkunden!

Ich hab’s verschlafen. Es war doch eine lange Nacht, und ich war ja schon mal da, und überhaupt gibt’s nur bis 10:00 Frühstück. Gegen halb zehn hatte ich es dann zum Frühstücksbuffet geschafft, gerade rechtzeitig. Da heute der erste Vortrag anstand, ging der Rest des Vormittags dann für Vorbereitungen drauf – ich bin ja nicht zum Spaß hier. Ein später Start in den Tag, aber für einen Blick auf die Insel Munkholmen hat es gelangt.

An Bord war dann auch für das Unterhaltungsprogramm gesorgt: Beim Mittagessen (man kann an diesen Schiffen irgendwie echt nur am Essen sein – da ist Selbstdisziplin gefragt, sonst steht die Tour unter dem Motto 11 Tage, 11 Kilo) waren ein paar Orcas zu sehen. Whale Watching wird auf dieser Tour auch erstmals angeboten. Das Tourismus-Programm wird immer weiter ausgebaut… Trotzdem noch einmal der Hinweis, dass die Hurtigrutenschiffe immer noch in erster Linie Fähren sind, auch wenn einige Punktabzug geben, weil nicht jeder Deutsch spricht oder irgendwas weißes an der Reling ist (könnte Salz gewesen sein). Es sind halt Arbeitsschiffe, und das macht den speziellen Reiz der Hurtigruten-Touren aus. Hoffen wir, dass er noch lange erhalten bleibt.

Orcas vor dem Restaurant.

Orcas vor dem Restaurant.

Die Orcas waren kleiner als ich gedacht hätte, aber kamen sehr nah ans Schiff heran. Natürlich hatte ich da nur die Händykamera dabei, aber bei der weißen Wellenkrone war tatsächlich einer abgetaucht. Glaubt mir:-)

Zwischen 12 Uhr (Abfahrt Trondheim) und 20:45 (Ankunft Rørvik) verbringt man diesen Tag komplett auf See. Langweilig wird es aber keinesfalls: Neben Essen und überraschenden Walen sorgt die grandiose Landschaft für Abwechslung, und um 15:00 gab es meinen ersten Vortrag über atmosphärische Phänomene, Polarlichter und Fototipps. Das war die Gelegenheit, um noch einmal darauf hinzuweisen: Lernen sie Ihre Kamera kennen – und zwar vor der Reise! Auch kleine Kompaktknipsen können heute schon sehr gute Bilder machen, wenn die Software nicht Belichtungszeit, ISO und Blende automatisch begrenzt. (Hallo Nikon, Canon, Panasonic, Olympus und Co.: Was soll der Blödsinn?)

Die Richard With vor der Nordkapp.

Die Richard With vor der Nordkapp.

In Rørvik gab es dann nach dem Abendessen wieder die Gelegenheit, die Richard With zu besuchen. Mit der CruiseCard (oder irgendeinem anderen Dokument) kann man problemlos an Bord der Hurtigrutenschiffe gehen und sich umsehen, und danach geht jeder wieder mit der Gewissheit auf sein Schiff zurück, dass er das beste hat:-) Da die Fahrpläne fix sind, begegnet sich immer die selben Schiffe. Für mich war das die Chance, mal die Richard With zu fotografieren – ich weiß ja schon, dass die Nordkapp schöner ist:-)

Nach Rørvik ging es dass weiter Richtung Polarkreis, und es gab wieder Aurora-Alarm. Eine ruhige Show: Von etwa 21:30 bis 23:30 gab es wieder Gedränge am Bug, während das Licht als breiter Bogen im Norden stand. Es war ausgedehnter, aber gefühlt etwas weniger intensiv als in der vorhergegangenen Nacht.

Immer wieder schön und mit leichten Veränderungen, aber gegen Mitternacht gaben die meisten Zuschauer dann doch auf, und ich ging auch zum Akkus aufladen und Bilder sortieren in meine Kabine. Das war natürlich ein Fehler, wie ich am nächsten Morgen erfuhr: Nach Mitternacht ging es noch einmal los. Aber wer rechnet schon damit, dass sich das schwache Polarlicht noch einmal so viel Mühe gibt, dass es sich gegen den Hafen von Brønnøysund durchsetzen kann?

In Brønnøysund hatte ich noch einmal aus dem Fenster geschaut, den hellen Hafen gesehen und Feierabend gemacht – der Kameraakku war wieder voll und die Bilder zu einem hübschen Filmchen zusammengestellt (der aber erst online geht, wenn ich wieder in Deutschland bin und DSL zur Verfügung habe – das Schiffs-WLAN ist damit etwas überfordert, und mein Handytarif auch). Und kaum war ich am einschlafen, kam die Durchsage: Polarlichter steuerbord voraus. Die sollten sich besser Mühe geben… also schnell wieder fertig gemacht, da bei 0°, aber eisigem, starken Wind sogar ich ganz gerne eine Jacke anziehe. Langer Rede kurzer Sinn: Eine Stunde später hatte ich nochmal 200 Bilder im Kasten, und ja, es hat sich gelohnt. Das Licht hat zwar wieder nur einen langsamen Tanz gezeigt, aber immer wieder mit einem Hauch von Grün. Auch die “Vorhänge” waren immer wieder zu erkennen.

Aber sehen Sie selbst, während ich meine Ernährung langsam auf Koffein umstelle:

Und der erste Programmpunkt morgen früh? Die Polarlichtüberquerung morgens kurz nach sieben. Na dann gute Nacht.

Nordlicht und Hurtigruten 2014/2015

Mittlerweile stehen meine Termine für diesen Winter in Norwegen, die Flüge sind gebucht, wieder umgebucht und schließlich bestätigt, die Hotels ebenfalls, und ich werde insgesamt immerhin einen Monat in Norwegen sein. Wenn das mal keine Heizkosten spart…

Die MS Nordkapp

Die MS Nordkapp

Hurtigruten darf ich dieses Jahr gleich zweimal machen: Eigentlich sollte ich die GRP100 vom 18.-29. Januar 2015 auf der Midnatsol begleiten, aber dann wurde kurzfristig umdisponiert, und ich starte zwei Tage später mit der Nordkapp: Vom 20. bis zum 31. Januar hoffe ich dann auf klaren Himmel und ruhige See. Das Schiff kenne ich ja, die Tour im letzten Februar war ja ebenfalls mit diesem Schiff. Das ganze ist die GRP107, es sind übrigens noch Plätze auf dieser Nordlicht und Sterne-Reise frei. Die Fahrt geht fast in die Polarnacht, das wird bestimmt spannend.

Dann schaue ich mal kurz in BaWü vorbei, bevor es vom 11. bis zum 22. Februar heißt: GRP101, die selbe Tour nochmal – dann wieder mit Volker und wieder auf der MS Nordkapp, wie letzten Februar. Selbes Schiff, andere Kabine und anderer TourGuide (Marco ist ja jetzt auf der Midnatsol). Die Februar-Tour ist bereits ausgebucht, wer mich live erleben will, muss also entweder im Januar mitfahren oder noch etwas warten.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Bleiben wir mal regional: Am 2. Januar 2015 werde ich voraussichtlich meinen Hurtigruten-Vortrag im Keplersaal des Planetarium Stuttgart halten. Organisieren wird das die Schwäbische Sternwarte. Das ist noch ein bisschen unter Vorbehalt; wenn ganz Württemberg unter Neujahrsglatteis liegt, werde ich eher nicht nach Stuttgart rutschen… Der Vortrag ist vor allem ein Rückblick auf die letzte Hurtigruten-Tour, aber:

Vom 23.-27. November (also demnächst) bin ich für ein paar Tage in Tromsø, Polarlichter jagen. Heute Abend habe ich schon einmal das Equipment getestet (es gibt Fotoläden in Tromsø, aber wer will sich das schon leisten): Den StarAdventurer mal im TimeLapse-Modus getestet, Batterien getestet, Schutzgläser für die Objektive besorgt und ein Auto samt Fahrer fürs Polarlichtjagen organisiert (das war’s dann mit meinem Reisebudget). Die letzten Teile habe ich letzte Teile mal wieder bei Fernrohrland/Photo Universal besorgt. Jetzt muss ich nur noch ein paar Optiken putzen, Batterien kaufen und auf gutes Wetter hoffen.

Winter is coming – ich freu mich drauf!

Hurtigruten Tag 12 – Trondheim und der Rückflug

So stellt man sich ein Postschiff vor: Die MS Lofoten.

So stellt man sich ein Postschiff vor: Die MS Lofoten.

Das wars also: Ein letztes Frühstück, alles in den Koffer stopfen, wo man gestern wegen dem letzten Polarlicht nicht dazu gekommen war, und um 9:00 war Treffpunkt an der Rezeption ausgemacht. Aber als gute deutsch-schweizer Reisegruppe waren um 9 Uhr natürlich schon alle am Transferbus. Für einen Besuch auf der Lofoten, die mit der Nordkapp am Kai liegt, bleibt keine Zeit: Man ist ja auch Ansprechpartner und will ggf. beim Gepäck helfen, außerdem ist das die Chance, einige Leuten noch Adieu zu sagen.

Anstatt direkt zum Flughafen zu fahren und uns dort die Beine in den Bauch zu stehen, machen wir noch einen längeren Halt am Nidaros-Dom: Fast eineinhalb Stunden bleiben uns, um noch einmal Trondheim unsicher zu machen. Einkaufen, die Gassen bewundern… wir entscheiden uns für die Festung Kristiansten, die mit einem flotten Fußmarsch gut zu erreichen ist. Da oben bleibt nach gut 20 Minuten Fußweg zwar nicht viel Zeit, aber es langt, um einmal durch die alte Festungsanlage zu schlendern und bei herrlichem Wetter den Blick über Trondheim und zurück zur Nordkapp schweifen lassen, die noch im Hafen liegt. Als sie noch einmal tutet, damit alle Passagiere an Bord kommen, wird so richtig bewusst, dass die Reise nun zu Ende ist.

Hoch über Trondheim: Die Festung Kristiansten

Hoch über Trondheim: Die Festung Kristiansten.

Der berühmte Fahrrad-Lift

Der berühmte Fahrrad-Lift

Auf dem Rückweg stolpern wir noch über eine Sehenswürdigkeit, über die uns an Bord vorgeschwärmt wurde, die wir beim letzten Mal aber glatt übersehen hatten: Den Fahrradlift. Trotz des frühlingshaften Wetters ist er nicht in Betrieb, aber das Prinzip wird klar: Man setzt sich auf sein Rad, einen Fuß auf den Lift, und der katapultiert einen dann den Hügel hoch. Cool. Mit Einstellmöglichkeit für Anfänger und Profis. Sehr nett.

Aber es gibt kein Zurück: Wenig später sitzen wir im Bus, auf dem Weg zum Flughafen Trondheim, ein gutes Stück außerhalb der Stadt. Wie in Frankfurt heißt es auch hier, sein Gepäck selber einchecken – obwohl es hier wenigstens noch echte Mitarbeiter gibt, falls es Probleme gibt. Die Security ist diesmal kein Problem (zumindest für alle, die weder braunen Käse noch Marmelade [läuft als Flüssigkeit und somit als Terrorwaffe {ich frag mich grad, ob die skandinavischen Airlines Surströmming im Handgepäck zulassen würden – es ist schon was dran an der Erkenntnis, dass der einzige Beitrag der Schweden zur internationalen Küche die Edelstahlküche ist…}] oder die Sprudelflasche fürs Vesper dabei haben – der Käse darf durch, der Rest muss verzehrt oder entsorgt werden), und dann bleibt genug Zeit, um den Duty-Free-Bereich zu erkunden. Der Versuch, unsere letzten Kronen bei der Pizzeria loszuwerden, scheitert kläglich: Die Gruppe um Volker und mich wird als Trinkgeld für die Fahrt noch auf eine Runde Pizza eingeladen. Besten Dank nochmal Richtung Bodensee:-)

Unwiederstehlich: Trollturen von Ivar Rødningen. Gab's auch auf Französich; die Wahl fiel leicht...

Unwiderstehlich: Trollturen von Ivar Rødningen. Gab’s auch auf Französisch; die Wahl fiel leicht…

In der Buchhandlung werde ich dann aber doch noch etwas Geld los: Nachdem das mit dem norwegisch lesen schon so gut klappt und die Fahrt nicht die letzte gewesen sein wird, schlage ich hier zu. Was gibt es besseres, um zuhause eine Sprache zu lernen, als Bücher in ihr zu lesen? Ich lande bei den Kinderbüchern. Der Verlag der Trollturen sitzt sogar in Trondheim. Beim Vergleichen der Beute hätte Kirsten dann beinahe verraten, wie die Geschichte ausgeht…

Und irgendwann ging dann die Abreise weiter, zuerst ins verschneite Oslo, wo wir am teuersten Burgerstand unsere letzten Kronen los wurden. Praktisch: Zahl mit Kronen und den Rest mit Kreditkarte. Blöd: Unsere Mitreisenden denken langsam, dass wir nur am Essen sind.

Vorher bot sich in einer Buchhandlung noch die Gelegenheit, weitere Kronen loszuwerden. Beim Angebot “Zwei Bücher zum Preis von einem” kann ich nicht wiederstehen, auch wenn’s englische Romane sind. Hier rächt sich meine Geizigkeit: Wenn ich mir das Datenroaming für eine weitere Woche gegönnt hätte, hätte ich gleich gesehen, dass Norwegen auch dann kein Schnäppchenland für Bücher ist, wenn eins umsonst ist. Was für Preise…

Bevor wir in die Maschine nach Frankfurt einsteigen, können wir der Gruppe noch Ade sagen, die weiter nach Süden fliegt, und und ab dafür. In Frankfurt kommt sogar alles Gepäck an, das Auto ist auch noch da, und dann sind wir fort. Das war’s mit Nordlicht und Sterne 2014 für uns.

Ich habd doch ganz schön viel fotografiert, wie die GPS-Daten verraten...

Ich hab doch ganz schön viel fotografiert, wie die GPS-Daten verraten…

Was bleibt? Die Idee, im Herbst mal nach Tromø zu fliegen, um Polarlichter von Land aus zu fotografieren. Die Überzeugung, die Reise nochmal machen zu wollen. Die Erkenntnis, dass dieses Pepsi Max gar nicht so schlecht ist (an Bord gab’s keine Coke). Über 6000 Fotos – alle 1,5 Kilometer eines, zum Glück fast alle mit GPS-Koordinaten. Und eindeutig dieser Hurtigrutenvirus. Ich bin jetzt auch im Ambassador-Programm und hoffe, dass sich dafür nicht Hurtigruten bei mir 5% Rabatt und 25% Frühbucherrabatt gönnt, wenn ich die nächste Tour begleite…

Am nächsten Tag kommt dann der Schock mit der Realität wieder, beim Blick in die Mailbox. Mit dem Schwanken an Land hab ich zum Glück keine Probleme, aber mir fehlen die å und ø. MÅ wäre doch ein viel passenderes Kennzeichen für “Monnem” als MA, oder?

Mit anderen Worten: Wann geht das nächste Schiff?