In den letzten Jahren endeten unsere Touren in Trondheim, jetzt geht es wieder bis Bergen. Viel steht aber nicht mehr auf dem Programm: Wir liegen bis zehn Uhr in Trondheim. Frühaufsteher könnten noch einmal durch Trondheim schlendern (auch wenn die meisten Läden erst um 10 aufmachen) oder eine Bustour machen: ich bringe lieber mein Leergut zum nächsten Rema und besuche anschließend kurz die Polarlys, die neben uns am Kai liegt.
Ehrlich gesagt: Nachdem auch dieses Schiff das arktische Hotel-Design erhalten hat, lohnt sich ein Besuch nicht wirklich – die Schiffe unterscheiden sich kaum mehr. Immerhin wurde die Nordnorge nach der Polarlys umgebaut und hat im Gegensatz zu Polarlys nicht mehr die Puppenstube auf Deck 7, mit den nach innen gerichteten Bänken vor den Fenstern. Aber das Wandgemälde an Deck der Polarlys ist hübsch.
Bis Kristiansund um 16:30 fahren wir durch, hier im Süden gibt es mehr Transportunternehmen als die Hurtigrute. Damit ist die Fahrt entlang der Küste auch weitestgehend ereignislos, wir müssen an keinem Hafen halten. Wir passieren wieder die Fosen-Werft, auf der die Richard With immer noch ausgekernt und auf das arktische Design umgebaut wird. Diesmal habe ich die große Kamera griffbereit und erwische die Nordstjernen besser, die als Hotelschiff ebenfalls in der Werft liegt.
Ansonsten hält Nataša noch einen Vortrag auf Englisch über Seemonster vor der norwegischen Küste, und viel mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Ein Tag, um noch einmal die Seele baumeln zu lassen und schon einmal die Koffer zu packen: Um 10 Uhr muss die Kabine geräumt werden, und wer nicht den ganzen Tag auf seinem Koffer sitzen will, muss ihn schon bis 9 Uhr vor die Fahrstühle stellen.
Einen Ausflug gönnen wir uns aber doch noch auf dieser Tour: Das Marmorbergwerk Bergtatt. Um 16:30 starten wir in Kristiansund zu einem seltsamen Ausflug: Nur wenn wir in einem Berg oder Tunnel sind, ist es hell; draußen herrscht stockfinstere Nacht. Interessant ist es trotzdem: Die deutsche Reiseleiterin im Bus weiß viel zu erzählen, sodass es nicht langweilig wird. Irgendwo an der Atlantikstraße halten wir dann für eine Viertelstunde an, dem Atlantik nahe kommen.
Wer schnell genug draußen ist, um unserer Reiseleiterin zu folgen, kann auf einem kaum sichtbaren Rundweg durch die Nacht wandern; wer zu spät ist wundert sich über den Sinn dieses Zwischenstopps. Ich mache eine kurze Langzeitbelichtung vom Mond, der gerade noch sichtbar ist. Bei 1s und f/1,4 geht ein bisschen was. Auch schön.
Schließlich erreichen wir das Bergwerk, und rund 400 m über dem Meeresspiegel fahren wir in den Berg hinein. Auf zwei Flößen geht es zu Herr-der-Ringe-Musik durch einen alten, gefluteten Stollen mit kristallklarem Wasser: Eindrucksvoll. Das ist mal eine ganz andere Erfahrung auf dieser Tour. Anschließend gibt es im Konzertsaal des Bergwerks Eintopf und Informationen. Bis 2009 wurden hier noch 500.000 Tonnen Marmor pro Jahr gefördert, heute noch 50.000 Tonnen. Der Grund: Er ist von extrem guter Qualität und zu hart für die normale Verarbeitung zu Platten, im Gegensatz zu dem billigen Zeug aus Italien. Stattdessen wurde er kleingemahlen und für die Papierindustrie verwendet, Hochglanzpapier besteht bis zu 40% aus Marmor. Dank EBooks und Smartphones ist der Bedarf zurückgegangen, und die Zukunft des Bergwerks liegt wohl in der Datenverarbeitung: Unter dem Namen Trollhousing ist ein Standort für ein gut geschütztes Datencenter geplant. Viel Glück!
Die Weiterfahrt nach Molde dauert dann noch eine halbe Stunde, dann erreichen wir das Schiff rechtzeitig. Der Rest vom Abend geht für einen kurzen Barbesuch drauf (auf die Schweinshaxe zum Abendessen verzichte ich), bevor die Koffer endgültig gepackt werden