Hurtigrute Tag 5: Tromsø

Der Plan für heute: Erst einmal ausschlafen. Klappt beinahe, irgendwann gegen acht bin ich wach und kümmere mich um die ganzen Bilder, die über Nacht zu einem Zeitraffer gerendert wurden. Das ist auch ganz gut so, da sich um halb neun die Zimmertüre öffnet, ob meine Kabine gereinigt werden soll? Soviel zum Bitte-nicht-stören-Schild.

Von Harstad viertel vor acht bekomme ich dankenswerterweise nichts bis wenig mit, und nach dem Aufstehen geht es mit dem Laptop und Keksen auf Deck 7.

Der erste Hafen den ich mitbekomme ist Finnsnes. Das Bordthermometer zeigt -13°, die Wetterprognose -15°. Das ist schon frisch… aber ein paar Fotos von Deck aus sind kein Problem.

Wolken Richtung Tromsø

Durchaus beeindruckend: Der Golfstrom dampft hier. Ohne könnte man es in diesen Breitengraden wirklich nicht aushalten. Zumindest würde hier dann niemand freiwillig Urlaub machen. Die weitere Fahrt nach Tromsø ist recht ereignislos und wird nur von ein paar Filmen und dem Mittagessen unterbrochen. Zumindest eine Suppe gönne ich mir, bevor um 15 Uhr unser dritter Vortrag ansteht: Die Sonne, der Stern von dem wir leben. Wenn wir schon in der Polarnacht sind, darf es wenigstens um die Sonne gehen. Wir hatten zwar den Vortragsraum gebucht, aber der Captain hatte ihn für eine interne Veranstaltung übernommen – also weichen wir in den zweiten, offenen Vortragsraum aus.

Etwas zeitversetzt passieren wir den Rystraumen mit einem Interessenspunkt auf Deck 7 – bei der Veranstaltungsdichte auf der Kong Harald ist es fast unmöglich, Vorträge ohne Überschneidung mit anderen Veranstaltungen durchzuführen. Aber am Rystraumen gibt es auch nicht viel zu sehen: Eine Insel, und das Schiff braucht mehr Treibstoff, um gegen die Strömung anzukämpfen. Was ist das schon gegen die Wunder des Universums? Nun, der Tip, den ich für jede Fahrt mit der Hurtigrute gebe, gilt immer: Alle Veranstaltungen sind keine Pflichtveranstaltungen, wichtig ist, die Reise zu genießen und sich nicht unter Stress zu setzen.

Nach unserem Vortrag bleibt noch eine gute Dreiviertelstunde, bis wir Tromsø erreichen – mit leichter Verspätung. Aktuell dauert der Aufenthalt vier Stunden, das war auch schon einmal etwas länger. Aber ich kenne Tromsø ja – da langt das für die üblichen Fotostops und Läden. Damit ist das Weihnachtsshopping auch erledigt. Neu ist das Riesenrad am Kai bei der alten Touri-Info und die große Anzahl der Souvenirshops. Ein paar Ladenleerstände gibt es noch, aber es füllt sich. Die ehemalige Ark-Buchhandlung ist jetzt eine Galerie.

Tromsø, das “Paris des Nordens”, ist immer noch meine Lieblingsstadt auf der Route. Leider wird Urlaub hier gerade immer unbezahlbarer, obwohl ein Hotel nach dem anderen aus dem Boden gestampft wird. Das Gute daran, wenn man einen Ort schon kennt: Man kann ihn ganz entspannt besuchen. Wir enden im Yonas, einer Pizzeria am Hafen. Bestellt und gleich auch bezahlt wird per QR-Code und Webseite, mit Kredikarte oder Apple Pay. Man braucht in Norwegen wirklich kein Bargeld mehr. Die Pizza ist eine willkommene Abwechslung zur gehobeneren Schiffsküche.

Und auf dem Rückweg zum Schiff: Polarlicht über dem Hafen. Der Bogen ist über der Stadt sichtbar; die Ausflügler bei der Hundeschlittensafari sehen in deutlich grün über sich, wie sie später erzählen. Genau wie beim Sternegucken ist ein dunkler Himmel wichtig, um das Polarlicht gut zu sehen.

Es war also wieder eine weise Entscheidung, das Abendessen vom Schiffsrestaurant nach Tromsø zu verlegen. Sogar das Schiff macht eine Durchsage, bevor wir ablegen – trotz Essenszeit. Da unsere Sitzung noch vor der Abfahrt beginnt, kann man aber bei Bedarf vorher essen.

Wir bauen trotzdem eine Kamera auf, wann hat man schon einmal Polarlicht über Tromsø? In den letzten Jahren war hier gerne bedeckter Himmel, und auf der Herfahrt sah es auch eher nach Wolken aus.

Schön, dass Tromsø doch noch funktioniert.

Ein Zeitraffer musste davon natürlich auch noch sein:

Für Volker und mich bedeutete das eine lange, kalte Nacht: Ab Tromsø stehen wir an Deck und fahren ziemlich genau am Rand einer Wolkendecke entlang – mit klarer Sicht bis etwa eine Stunde vor Skjervøy. Das bedeutet über drei Stunden Polarlicht, vom deutlichen, blassgrünen Band zu zahlreichen breiten, hellen Bändern, die immer wieder kurz vor dem großen Ausbruch stehen und im Sonnenwind flattern. Und dann, als wir uns den Wolken nähern, wird sie wieder heller, und es gibt kurze Tänze und bessere Farben: Das ist das, wir sehen wollen!

Die Bilder oben stammen alle von meiner Panasonic G70, auch wenn die mit der Kälte zu kämpfen hat und sich immer wieder aufhängt. Aber deshalb habe ich ja zwei Kameras: Die Panasonic, um flexibel zu sein, und die Nikon D7100, die an der Reling Zeitraffer macht. Neu ist die Handy-Kamera, die sich jetzt auch wacker schlägt – besser als meine Thermosohlen jedenfalls…

Skjervøy

Schade nur, dass wir weitestgehend alleine an Deck sind, trotz Durchsagen. Aber im Vortragsraum laufen Filme über Spitzbergen und Antarktis, die man ja nicht verpassen darf (Die Filmkritik sagt später: Das waren überhaupt keine Hurtigruten-Werbefilme, neiiin). Wie dem auch sei, keiner ist allzu böse (wenn auch vielleicht traurig), als die Polarlichtaktivität nachlässt und die Wolken kommen. Es wird nicht wärmer… Ich habe eine 32 GB Karte vollgemacht (pünktlich zur stärkeren Aktivität – dann schaue ich es halt einfach so an), und auf der Nikon sind noch zwei von 128 GB frei.

Das Ende des Polarlichts fiel übrigens ziemlich genau mit der Schiffsbegegnung mit der südgehenden Richard With zusammen (bei der keine brauchbaren Fotos). In Skjervøy schaue ich noch kurz an Deck für ein paar schnelle Handy-Fotos, danach geht es in die Kabine, aufwärmen und Bilder überspielen und bearbeiten.

Das gibt eine lange Nacht, vor allem, weil LRTimelapse nicht mehr startet und ich es morgens um 2 Uhr noch neu installieren darf… Aber das Ergebnis ist doch ganz nett:

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