Polarlichtjagd in Tromsø – Rückblick

Irgendwann krieg ich das mit dem Live-Bloggen vielleicht mal hin, aber wahrscheinlich erst, wenn ich alleine unterwegs bin. In einer Sechsergruppe mit Freunden gibt’s doch zu viel zu reden, man kommt ja sonst nicht dazu…

Mittlerweile bin ich wieder zurück und habe 32 Gig Bilder durchzusehen (incl. der RAW-Dateien). Uff. Am Samstag habe ich dafür noch Lightroom installiert – mal sehen, was es kann. Und im Internetradio läuft statt Radio Caroline jetzt NRK P1.

Die Tour war ein voller Erfolg. Nach dem ersten Test im Kongsparken vom Sonntagabend ging es am Montagabend nach einer Stadtbesichtigung und dem Abendessen auf den Storsteinen. Die Fjellheisen-Bahn fährt im Winter zurzeit alle halbe Stunde, und das Busticket dahin ist mit rund 20 Euro für vier Tage auch noch erschwinglich. Im Vergleich zum letzten Februar lag deutlich weniger Schnee, diesmal hatte das Geländer wirklich eine Funktion und diente nicht nur als Markierung. Die Lichter von Tromsø hellten den Himmel deutlich auf, aber ein recht langsames und dezentes Polarlicht war dennoch schön zu sehen.

Polarlichter vom Storsteinen aus.

Polarlichter vom Storsteinen aus.

Nach ein paar Schnappschüssen ging ich wieder in den Timelapse-Modus; da das Polarlicht recht schwach war, verzichtete ich allerdings auf die Montierung und ließ die Kamera auf dem festen Stativ arbeiten. Den Film muss ich noch einmal bearbeiten, aber er sieht schon jetzt beeindruckender aus als das Polarlicht an dem Abend mit bloßem Auge wirkte.

Nach etwa 2,5 Stunden packten wir zusammen, um die letzte Seilbahn noch zu erwischen – keiner hatte Lust, den Fußweg in die Stadt zu suchen. Die Eile hätten wir uns allerdings sparen können, die Gondel wartete noch auf ein paar Gäste, die an der Endstation ein Gelage veranstaltet hatten. Als eine halbe Stunde nach Abfahrt endlich alle an Bord waren, lag der Alkohol-Gehalt der Luft deutlich über dem Normalwert. Zum Glück hatte niemand das Bedürfnis, sich eine Zigarette anzuzünden…

Gar nicht so dunkel: Die Polarnacht. Tromsø kurz vor 11 Uhr Mittags.

Gar nicht mal so dunkel: Die Polarnacht in Tromsø am 25. November kurz vor 11 Uhr Mittags.

Dienstag war dann der große Tag: Um 19 Uhr erwartete uns Dan Steinbakk von Arctic Experience mit seinem Bus, um das Licht zu jagen. Das Wetter sah nicht sehr vielversprechend aus: In der ständigen Dämmerung der vor kurzem angebrochenen Polarnacht war es zwar noch recht hell, aber die Wolkendecke und der Wetterbericht versprachen nichts Gutes.

Wir nutzten den Tag, um das Vitensenteret zu besuchen: Ein Science-Center mit vielen Versuchen zum selbermachen und einem Planetarium. Der Besuch lohnt sich, wenn man die Zeit dafür hat, kann man sich gut austoben. Nur das Planetarium selbst besuchten wir nicht, auf die nächste englische Vorstellung hätten wir zu lange warten müssen. Dafür gab es eine kleine Wanderung durch die sehr schöne Uni zur (auf ihre Art) beeindruckende Skischanze und am botanischen Garten vorbei.

Zurück im Stadtzentrum gab es noch die Gelegenheit, die Kong Harald zu besichtigen – jeden Tag legen zwei Hurtigrutenschiffe in Tromsø an (einmal nachmittags nordgehend für mehrere Stunden, und einmal südgehend kurz vor Mitternacht für das Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale). Mit einem Ausweis erhält man eine Besucherkarte und kann sich auf dem Schiff umsehen. So konnten wir die halbe Flotte kennenlernen. Sehr nett.

Mittlerweile war von Dan, unserem Guide für die Nacht, auch eine EMail gekommen: Bitte die Pässe einpacken, da Regen vorausgesagt war, müssen wir eventuell bis Finnland fahren…

Nach dem Abendessen im Hotel Clarion Aurora (das entgegen der Kritiken und Befürchtungen nicht nur aus einer Suppe bestand, sondern lecker und ausreichend war) stiegen wir dann zu Dan von Arctic Experience ArcticX.no – einem netten Kerl, mit dem wir auch schnell ins Gespräch kamen. Schließlich wollten wir wissen, wie er die tollen Fotos machte, die er unter anderem auf https://www.facebook.com/ArcticEx immer wieder zeigt. Sehr vielversprechend war, dass er die selbe Kameraausstattung hat wie ich: Nikon D7100 und Tokina 11-16mm. Nice. Ich werde seine Tricks hier nicht verraten, sondern gebe nur einen Tipp: Wer in Tromsø ist und Polarlichter sehen will, ist bei Dan genau richtig. Er ist hochmotiviert und will die Aurora selber sehen, und durch den kleinen Bus ist es ein klasse Erlebnis, nur mit ein paar Leuten in der Wildnis zu stehen, während es am Himmel ein Schauspiel gibt.

Twin Peaks: Polarlicht hinter Wolken

Twin Peaks: Polarlicht hinter Wolken

Unser erster Halt war nach einer Stunde “Twin Peaks”, ein Berggipfel an der Straße nach Finnland. Durch ein paar Wolkenlücken waren Sterne zu erkennen, ebenso immer wieder das Tanzen des Polarlichts. Außerdem war es saukalt und windig, sodass wir uns für die Weiterfahrt entschieden. Nur Dan wollte noch ein kurz ein paar Fotos machen, daraufhin packte auch ich mein Stativ aus, und darauf auch alle anderen. Es hat sich gelohnt: Die ersten Kameratricks konnten gleich angewendet werden, und trotz Wolken gab es einige schöne Bilder.

Es ist immer gut, wenn der Guide motivierter ist als seine Gäste:-)

Nach dem kurzen Stopp ging es dann weiter, bis kurz vor die finnische Grenze. Auf einer riesigen, einsamen Ebene in der Nähe eines Sees hatten wir unser Ziel erreicht, und das gerade rechtzeitig: Unter einem beeindruckenden Sternenhimmel (Klassen besser als in den Alpen, alleine deshalb hatte sich die Tour schon gelohnt) bauten wir unsere Kameras auf. Nach einer kurzen Stärkung mit Dans würziger Suppe, Karottenkuchen und heißer Schokolade standen die nächsten eineinhalb Stunden unter dem Motto: Awesome! Holy Crap!

Das Polarlicht fing als breites Band über den gesamten Himmel an, und nach einer Stunde legte es richtig los: Ein rascher Tanz, bei dem neben Grün auch Rot zu sehen war. Unbeschreiblich, und als Fotograf konnte man nur das selbe machen wie Dan: Von einem Eck zum nächsten rennen und abdrücken, ohne sich um die Kameraeinstellungen zu scheren. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal überbelichtete Polarlichtbilder machen würde. Und Dan konnte kaum glauben, dass keinen von uns kalt war – zum Glück war es windstill, und nur wenig unter dem Gefrierpunkt. Er war hier auch schon bei -40 Grad gewesen; die Ebene reicht wohl bis Russland.

Gegen Mitternacht erreichten uns dann die Wolken, und Dan brachte uns sicher zum Hotel zurück – in Tromsø erwartete uns Schneeregen und das warme Bett. Wer sich auch einmal im Winter in Tromsø rumtreibt und die Aurora empfehlen will, dem kann ich Dan und Arctic Experience nur wärmstens empfehlen – mit ihm würde ich sofort wieder fahren; er ist mindestens so polarlichtverrückt wie ich und bestens vorbereitet.

Weihnachtsbäume für Norwegen auf der MS Lofoten

Weihnachtsbäume für Norwegen auf der MS Lofoten

Mittwoch war dann nach einem Besuch im Polarmuseum Pooltag (der Whirlpool auf dem Dach des Hotels ist sehr angenehm, wenn auch kochend heiß), Bilder davon gibt’s aber keine:-) Das Hurtigrutenschiff zum Abschied war die Lofoten mit einer Ladung Weihnachtsbäume, und am nächsten Mittag ging es dann auch schon zurück nach Deutschland. Die MS Midnatsol sahen wir dann nur noch vom Flieger aus.

Jetzt heißt es warten bis zum 20. Januar, wenn es wieder auf die Hurtigrute geht, und ich muss mich erst einmal wieder an die langen Tage hier im Süden gewöhnen…

Tromsø geht immer

Der Weihnachtsbaum in Tromsø.

Der Weihnachtsbaum in Tromsø.

Wie heißt es so schön? Tromsø geht immer, wenn’s um Polarlichter geht.

Obwohl wir auf dem Hinflug eigentlich nur Nebel sahen, nachdem wir den sonnigen Süden hinter uns gelassen hatten, empfing uns die Polarnacht in Tromsø mit klarem, kalten Wetter. Am Flughafen war nicht nur unsere kleine Gruppe, sondern auch alles Gepäck vollzählig eingetroffen, und mit einem Taxi-Bus war die Fahrt zum Hotel für sechs Personen sogar ein bezahlbares Vergnügen. Premiere: Ich habe noch nie vorher einen Kreisverkehr in einem Tunnel gesehen…

Wie üblich gab’s dann während dem Abendessen das erste Polarlicht; bis wir die Kameras bereit und den leckeren Nachtisch verputzt hatten, war es schon wieder schwächer. Aber sogar aus dem hellen Hafengebiet war es schon grün zu fotografieren und zumindest in grau auch zu sehen.

Polarlicht über dem Hafen von Tromsø – 23.11.2014, 21:48, 15 Sek. @400 ISO mit f/2,8 und 11mm.

Polarlicht über dem Hafen von Tromsø – 23.11.2014, 21:48, 15 Sek. @400 ISO mit f/2,8 und 11mm.

Die Suche nach einem besseren Standort endete im Kongsparken und mit der Erkenntnis, dass auch die hochwertigen, reflexfreien Schutzfilter Reflexe machen…

Also Filter runter, während das Polarlicht nochmal loslegte. Nächste Erkenntnis: Zumindest in Tromsø ist die Einstellung “Kunstlicht” für den Weißabgleich besser geeignet als “Sonne”. Aber wofür gibt’s das RAW-Format:-)

Polarlichter über dem Kongsparken.

Polarlichter über dem Kongsparken.

Das war’s dann zum Warmwerden, morgen soll das schöne Wetter halten. Zum Abschied gab’s um Mitternacht noch einen Blick auf die MS Polarlys. Ich hatte schon ganz vergessen, wie groß so ein Hurtigrutenschiff ist…

Nordlicht und Hurtigruten 2014/2015

Mittlerweile stehen meine Termine für diesen Winter in Norwegen, die Flüge sind gebucht, wieder umgebucht und schließlich bestätigt, die Hotels ebenfalls, und ich werde insgesamt immerhin einen Monat in Norwegen sein. Wenn das mal keine Heizkosten spart…

Die MS Nordkapp

Die MS Nordkapp

Hurtigruten darf ich dieses Jahr gleich zweimal machen: Eigentlich sollte ich die GRP100 vom 18.-29. Januar 2015 auf der Midnatsol begleiten, aber dann wurde kurzfristig umdisponiert, und ich starte zwei Tage später mit der Nordkapp: Vom 20. bis zum 31. Januar hoffe ich dann auf klaren Himmel und ruhige See. Das Schiff kenne ich ja, die Tour im letzten Februar war ja ebenfalls mit diesem Schiff. Das ganze ist die GRP107, es sind übrigens noch Plätze auf dieser Nordlicht und Sterne-Reise frei. Die Fahrt geht fast in die Polarnacht, das wird bestimmt spannend.

Dann schaue ich mal kurz in BaWü vorbei, bevor es vom 11. bis zum 22. Februar heißt: GRP101, die selbe Tour nochmal – dann wieder mit Volker und wieder auf der MS Nordkapp, wie letzten Februar. Selbes Schiff, andere Kabine und anderer TourGuide (Marco ist ja jetzt auf der Midnatsol). Die Februar-Tour ist bereits ausgebucht, wer mich live erleben will, muss also entweder im Januar mitfahren oder noch etwas warten.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Der Foto-Setup für Timelapse-Aufnahmen.

Bleiben wir mal regional: Am 2. Januar 2015 werde ich voraussichtlich meinen Hurtigruten-Vortrag im Keplersaal des Planetarium Stuttgart halten. Organisieren wird das die Schwäbische Sternwarte. Das ist noch ein bisschen unter Vorbehalt; wenn ganz Württemberg unter Neujahrsglatteis liegt, werde ich eher nicht nach Stuttgart rutschen… Der Vortrag ist vor allem ein Rückblick auf die letzte Hurtigruten-Tour, aber:

Vom 23.-27. November (also demnächst) bin ich für ein paar Tage in Tromsø, Polarlichter jagen. Heute Abend habe ich schon einmal das Equipment getestet (es gibt Fotoläden in Tromsø, aber wer will sich das schon leisten): Den StarAdventurer mal im TimeLapse-Modus getestet, Batterien getestet, Schutzgläser für die Objektive besorgt und ein Auto samt Fahrer fürs Polarlichtjagen organisiert (das war’s dann mit meinem Reisebudget). Die letzten Teile habe ich letzte Teile mal wieder bei Fernrohrland/Photo Universal besorgt. Jetzt muss ich nur noch ein paar Optiken putzen, Batterien kaufen und auf gutes Wetter hoffen.

Winter is coming – ich freu mich drauf!

Hurtigruten Tag 9 – Hammerfest, Øksfjord und Mitternachtsspektakel

Der erste Schneefall

Der erste Schneefall

Erneut nehmen wir Kurs auf Hammerfest, gut ausgeruht nach einer ereignislosen Nacht und einer überraschend ruhigen Barentssee. Allmählich gibt es sogar erste Spuren von Winter: Etwas Schnee liegt auf dem Sonnendeck und den Rettungsbooten. Für Ende Februar und diesen Breitengrad allerdings erschreckend wenig…

Bei der Gelegenheit noch ein Wort zur Schiffsausstattung: Um das Stromnetz zu schonen, stehen private Föns auf der Verboten-Liste, dafür gibt es in jeder Kabine einen fest installierten Fön. Dieses Milliwatt-Modell und ich werden aber wohl keine Freunde mehr. Der Schlauch wird zwar schön warm, aber mit der lauen Warmluftbrise, die er produziert, sind trockene Haare ein Geduldsspiel. Naja, besser als nicts, und die Hurtigruten-Schiffe sind ja bekanntlich keine Kreuzfahrtschiffe.

Mit 10.000 Einwohnern nennt sich Hammerfest nördlichste Stadt Europas, obwohl Honnigsvåg seit ein paar Jahren ebenfalls Stadtrecht hat. Das Städtchen hat einiges zu bieten, wie wir beim Studieren des Stadtplans (und beim Ausprobieren unserer Norwegischkenntnisse) herausfinden. Zum Beispiel das Lekeland, an dem wir leider vorbeistürmen. Oder den Mikkelgammen – das Zelt vom Mikkel, zu dem wir leider nicht vordringen können, da an Land doch noch einiges an Schnee liegt. Und natürlich der Isbjørnklubben, den wir auf Rat der erfahreneren Mitreisenden aber erst auf dem Rückweg machen.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Da in Hammerfest doch noch einiges an Schnee liegt, brechen Nick, Sandra und ich den Weg zum Mikkelgammen nach dem ersten Meter des steilen Zickzackwegs ab. Andere trauen sich fast bis ganz oben, und einige wenige unserer Reisegruppe sogar bis ganz oben – aber nicht mehr herunter. Zum Glück fährt ein Bus zurück zum Hafen… Mit rund 10.000 Einwohnern ist auch Hammerfest sehr übersichtlich, und die Zahl der Sehenswürdigkeiten ist überschaubar. Auf dem Rückweg treffen wir wieder mit Volker und Sabine zusammen und nutzen den örtlichen Supermarkt, um uns mit Süßigkeiten einzudecken. Eis gibt’s auch – wenn ich am Nordkap schon keines hatte, dann wenigstens in Hammerfest. Auf dem Weg zum Hafen treffen wir dann noch Kirsten, die uns zu einem Fotoshooting an einem Eisbärpärchen überredet. Dabei erregt die wohl nördlichste Dönerbude Europas unsere Aufmerksamkeit: Nach einer sehr fischlastigen Woche wäre das eine willkommene Abwechslung, aber sie macht erst um 13:00 auf – eine Viertelstunde, nachdem wir Hammerfest verlassen haben. Schlechtes Timing.

Im Isbjörnklubben gibt es Ausstellung und Souvenirshop (Immerhin: Ich finde einen kleinen Eisbär als Magnet, ideal um z.B. den Magnetstreifen der Cruisecard zu löschen…), und wer will, kann auch Clubmitglied werden. Damit haben wir Hammerfest dann auch abgehakt (einige Cafes sehen ganz einladend aus, aber die Zeit drängt), und die Fahrt geht weiter südwärts. Mein heutiger und letzter Vortrag gegen 15 Uhr (Thema: Sternbilder und Sternsagen) hat eine fixe Deadline: Um 16:30 sollen sich alle an Deck zum Gruppenfoto versammeln. Dann passieren wir nämlich den Øksfjord-Gletscher, der eine schöne Kulisse abgibt. Bei über 70 Teilnehmern habe ich zum Glück ein Weitwinkelstativ dabei…

Polarlicht-Tromsoe2014-1Beim Abendessen werden wir unter Druck gesetzt: Der Kapitän meldet erste Polarlichter. Und das heute, wo noch das Mitternachtskonzert in Tromsø auf dem Plan steht. Wir bleiben standhaft und essen brav auf (bezahlt ist bezahlt), und dann geht’s an Deck. Zunächst ist nicht so viel los, und die Polarlichter sind Bug voraus – da ist ohnehin kein Platz, sich mit der Kamera an Deck 5 zu positionieren. Nachdem das Polarlicht steuerbord voraus nachlässt, geht’s auf das Sonnendeck – und dann geht die Show erst richtig los. Mal zieht sich ein breiter, langsam verändernder Bogen quer über den Himmel, mal tanzt das Polarlicht richtig schnell über den Himmel. Die Grünfärbung ist deutlich zu erkennen – umwerfend.

Ach da kommt das Polarlicht her...

Ach da kommt das Polarlicht her…

Mal ist das Polarlicht eher schwach, um sich dann wieder voll ins Zeug zu legen – es gibt fast keine Pause, und das Himmelsschauspiel schlägt alle in den Bann. Die Frage, wohin man die Kamera richten soll, ist praktisch unbeantwortbar: Es flackert immer wieder an den verschiedensten Stellen auf. Einmal zischt sogar eine Sternschnuppe durch ein Polarlicht!

Mal unscheinbar und breit...

Mal unscheinbar und breit…

... mit langsamen Veränderungen...

… mit langsamen Veränderungen…

... und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

… und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

Irgendwann ist klar: Wenn das so weitergeht, kann das Mitternachtskonzert in Tromsø noch so toll sein: Dann wird Polarlicht geguckt! Nach fast drei Stunden, als wir uns Tromsø nähern, verblasst das Schauspiel aber dann doch langsam, und gegen die Lichter der Stadt dürfte es keine Chance mehr haben. Eigentlich schade…

Das Finale.

Das Finale.

Immerhin können wir uns so doch das Konzert in der Eismeerkathedrale anhören: Drei Musiker geben eine Stunde lang eine sehr schöne Darbietung, mit Orgelmusik, mal a capella. Die Stimmung passt zu dem Himmelsschauspiel, das wir erleben durften, und nach etwa einer Stunde geht es zurück auf’s Schiff. Feierabend für heute (auch wenn einige noch einmal Ausschau nach Polarlichtern halten, obwohl morgen früh der Vesterålen-Ausflug auf dem Programm steht).

Hurtigruten Tag 6 – Tromsø und erste Polarlichter

Heute ist mein freier Tag – genauer gesagt, es steht kein Vortrag an, und am morgen ist auch kein Ausflug fällig. Dementsprechend nutze ich die Nacht, um mal einen Blick in die Reiseunterlagen zu werfen: Das kleine Buch, das Hurtigruten verteilt (früher gab’s wohl mal einen DuMont Reiseführer, jetzt machen sie’s selber – und gut) ist sehr interessant, und gegen halb zwei morgens will ich dann doch Feierabend machen. Nur noch mal kurz rausschauen, ob Polarlichter zu sehen sind: Es ist taghell. Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir mittlerweile in Stokmarknes angelegt haben und daher alle Lichter an sind, wie im Hafen üblich. Der Gang um’s Schiff zeigt dann den geschäftigen Hafen und die alte Finnmarken, die mittlerweile Teil des Hurtigrutenmuseums ist. Um diese Nachtzeit gehe ich aber nicht rüber, sondern mache lieber ein paar Fotos und dann ab ins Bett.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen (mittlerweile ist Mittwoch, der 26. Februar – der sechste Tag unserer Reise und der fünfte im Schiffsplan – unser Tag in Bergen zählt ja nicht zum Schiffsprogramm) ist malerisch: Die Sonne ist nur hinter leichter Bewölkung versteckt, und die Berge sind schneebedeckt. Das ist fast der erste Schnee, den ich in diesem Winter sehe…

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Mit spätem Aufstehen, Gesprächen mit den Gästen, Frühstück und Mittagessen kriegt man den Tag auch sehr schnell rum, dazu noch ein bisschen Planung für die nächsten Vorträge: Ich versuche, sie schnell rum zu kriegen, da wir zwar einige Ausweichtermine haben, falls das Wetter doch einmal schlecht wird, aber man weiß ja nie… wenn ich vorne im Vortragsraum rumtanze, um Windstärke zehn auszugleichen, ist das nicht besonders produktiv, und von den Zuhörern hätte auch niemand was davon. Außerdem ist das Schiff zwar frisch aus der Werft und gut mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, aber bevor doch ein Virus zuschlägt, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Jedenfalls sind alle Termine so gelegt, dass möglichst alle an Bord sind (es werden doch einige Landausflüge angeboten) und wir nicht ständig anlegen bzw. nicht in einer Region sind, wo es viel zu fotografieren gibt. Morgen ist ein Abendtermin vorgesehen, ansonsten sind alle Vorträge tagsüber.

Den ersten Halt des Tages habe ich verschlafen: Harstad mit der nördlichsten mittelalterlichen Steinkirche der Welt. Macht aber nichts: Beim Vesterålen-Ausflug ist sie auch eine Station. A propos Ausflug: Heute war auch Anmeldefrist für den Ausflug zum Nordkap (das sich anders als unser Schiff wirklich nur mit einem p schreibt). Unser Tischnachbar beim Abendessen (neben dem wir auch schon auf dem Hinflug gesessen hatten) hat die Nordlicht-und-Sterne-Tour schon zweimal gemacht und will dem Nordkap ebenfalls noch eine Chance geben: Bislang kennt er es nur mit Schneegestöber oder Nebel – sehr mystisch, aber nicht sehr fotogen.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Der interessanteste Hafen ist heute Tromsø. Etwa vier Stunden haben wir in der größten nordnorwegischen Stadt zur Verfügung, von 14:30-18:30. Da die größte Stadt Nordnorwegens nur 69.000 Einwohner hat, sollte das reichen. Im Hafen liegen wir neben dem zum Glück einzigen Kreuzfahrtschiff, dem wir auf der Reise begegneten: Die 1973 in Dienst gestellte Boudicca. Schon im Vergleich mit ihr wirkt die Norkapp gar nicht mehr so groß, aber viel gemütlicher und sympathischer.

Wir erkunden Tromsø wieder auf eigene Faust. Der Weg führt uns am schnurstracks am Polarmuseum vorbei über die markante Brücke bis zur Eismeerkathedrale. Der moderne Bau prägt das Statdtbild und liegt mehr oder weniger auf einer Verkehrsinsel. Das Design ist nicht ganz mein Geschmack, aber durchaus interessant. Das Eintrittsgeld sparen wir uns allerdings – auf der Rückfahrt steht das Mitternachtskonzert auf dem Plan, da sind wir dann eh in der Kirche. Stattdessen ist der Storsteinen unser nächstes Ziel: Der Hausberg, auf den eine Seilbahn fährt. Über die zum Teil mit gut 5-10 cm Eis bedeckten Straßen finden wir die Talstation dann auch, und auf dem Weg erreicht mich auch der erste Anruf aus der Heimat: Auf meinem Blog tut sich gar nichts mehr – ob alles klar ist, oder ob ich mit dem Gepäck verloren gegangen wäre? Ich sollte die Seite doch besser pflegen…

Vom Berg aus bietet sich eine überwältigende Aussicht nicht nur auf Tromsø: Das eis- und schneebedeckte Plateau vermittelt einen Eindruck von Arktis oder Hochalpen, und die Geländer zum Abhang hin bieten einen Hauch von Abenteuer. Sie sind vorhanden, aber weitestgehend unter Eis und Schnee verborgen…

Sonnenuntergang über Tromsø.

Sonnenuntergang über Tromsø.

Auf dem Plateau sind wir alles andere als alleine, es wird nicht nur als Ausflugsziel genutzt, sondern auch von vielen Fotografen. Da steht einiges an professionellem Equipment, viele haben Fotostative aufgebaut. Nun, wir fotografieren uns und die Umgebung freihand, und als die Sonne sich vom Himmel zurückzieht, verlassen wir auch allmählich das Plateau. Immerhin haben wir ein Schiff zu erreichen. An der Seilbahn gab es erst einmal Stau, und wir können dem Quietschen der Bahn zuhören. Deutscher Standard ist das nicht, aber sie funktioniert, und unten angekommen entscheiden wir uns, mit dem Stadtbus zurück zum Schiff zu fahren. Von dem Plan, der Dame in der Hurtigrutenjacke zu folgen, nehmen wir Abstand: Der Bus macht erst noch eine kleine Stadtrundfahrt, und sie steigt fern vom Hafen aus – wohnt wohl hier und gehört nicht zur Nordkapp.

Domkirche in Tromsø

Domkirche in Tromsø

Am Hafen angekommen bleibt noch genügend Zeit für einen kurzen Stadtrundgang. Sehr sehenswert (und für meinen Geschmack hübscher als die Eismeerkathedrale) ist die Domkirke, die vor dem tiefblauen Abendhimmel noch schöner wirkt. Ein Reinfall ist der weltbeste Souvenirshop ein paar Meter weiter, den wir ohne Beute wieder verlassen. Schade eigentlich. Der Drop-In-Tattoo-Laden reizt auch niemanden von uns.

Zurück auf dem Schiff ist beim Abendessen die Spannung hoch: Wird es heute was geben? Noch ist alles ruhig, aber später gibt der Kapitän dann Alarm: Polarlichter! Um 20 Uhr gelingt mir meine erste Polarlichtaufnahme, die ich weiter unten ja schon gepostet hatte.

Tour Guide Marko gibt Tipps zur Fotografie (maximal 800 ISO, ruhig 20-30 Sekunden belichten), und damit gelingen einige gute Aufnahmen. Was weniger gut geklappt hat: Mein Rat vom ersten Vortrag, man möge sich doch im Voraus schon einmal mit seinen Kameraeinstellungen vertraut machen. Aber die meisten Probleme sind lösbar, und es wird fotografiert was das Zeug hält. Andere halten sich auch an meinen Rat, sich nicht nur mit der Technik zu beschäftigen, sondern das Schauspiel auch mit bloßem Auge zu beobachten. Ich hab da leicht reden: Meine Kamera steht auf Serienaufnahme und werkelt alleine vor sich hin, was auch gut so ist: Sie steht an der Reling, und vor lauter Menschen komme ich eh nicht mehr an sie ran. Bös erwischt hat es unser junges schweizer Pärchen: Das hat zwar ein gutes Stativ und eine gute Kamera, aber der Händler hat keine Adapterplatte beigepackt. In dem seiner Haut möchte ich nicht stecken, wenn die beiden wieder zuhause sind. Später verleiht Volker immer wieder sein Stativ, während eine Auswahl meiner Aufnahmen den Teilnehmern zur Verfügung steht (die Geheimseite ist mittlerweile online, mit einer Auswahl der gelungen Fotos). Problematisch sind eigentlich nur die Leute, die ständig vor Kameras stehen oder über Stative fallen – anscheinend sind die Polarlichter immer da am schönsten zu sehen, wo gerade eine Kamera steht, obwohl sie sich über den gesamten Himmel erstrecken. Noch besser ist eigentlich nur der Kollege, dem bei dem Schauspiel nur die Frage einfällt: “Wo ist eigentlich das Sternbild Krebs?” Das hat mich dann doch etwas aus der Bahn geworfen…

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Und wie sieht ein Polarlicht aus? Ich nenne mich zwar Schriftsteller, aber ich wünschte, ich hätte die richtigen Worte… Die Bilder und Filme vermitteln einen falschen Eindruck. Sie bestehen aus Einzelaufnahmen von 5-30 Sekunden, dementsprechend läuft das Schauspiel wesentlich langsamer ab (obwohl wir im Lauf der Reise auf innerhalb von Sekunden Veränderungen sehen). An diesem Abend ist es eher ein breites Band mit vertikalen Strukturen, das sich langsam verändert. Die grüne Färbung ist sehr dezent, aber es ist auch kein besonders starkes Polarlicht, das wir heute sehen. Da geht noch mehr! Das geisterhafte Schimmern lässt aber leicht verstehen, welchen Eindruck das Polarlicht früher auf die Menschen gemacht haben muss. Fast zwei Stunden lang können wir es beobachten, dann verblasst das Schauspiel, ohne ganz zu verschwinden. Gegen Mitternacht mache ich die letzten Bilder, aber hier ist es nur schwach hinter Wolken zu erkennen. Und in unserer Gruppe herrscht Erleichterung: Entgegen aller Befürchtungen seit dem regnerischen Bergen hatten wir Erfolg, (fast) alle sind beeindruckt, und die Pflicht ist erledigt. Was jetzt an Polarlichtern kommt, ist die Kür.

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck