Tag 3: Von Trondheim ins Boblebad

Wenn es das erste wirklich gute Polarlicht schon in der ersten Nacht gibt, wird die Reise sehr entspannt: Der Erfolgsdruck ist weg, jeder (der den Weckruf um 1 Uhr gehört und darauf reagiert hat) glaubt uns, dass es wirklich grünes Polarlicht gibt, und die ersten Bilder haben auch geklappt. Auch deshalb packe ich den ersten Vortrag samt Fototipps nach Möglichkeit in den ersten Tag.

Vår Frue Kirke

Vår Frue Kirke

Den dritten Tag der Reise können wir daher entspannt angehen. Das Schiff liegt zwar schon seit 6 Uhr morgens im Hafen von Trondheim, aber Marcus und ich starten erst nach dem Frühstück so gegen halb zehn in Richtung Innenstadt, um im Starbucks zu frühstücken etwas zu trinken und kurz die Highlights abzuklappern: Am Rockheim-Museum vorbei (ein Museum zu Rock- und Popmusik) geht es über Bahnhof und Fluss Richtung Innenstadt zum Marktplatz mit Einkaufszentrum, der steinernen Marienkirche (Vår Frue Kirke) und dem Starbucks mit angeschlossener Buchhandlung (diesmal ohne Beute – den Ringens Herrene [Herr der Ringe] werde ich mir nicht auf Norwegisch antun).

Die königliche Residenz

Die königliche Residenz

Diesmal suche ich endlich auch Stiftsgården, die Residenz des Königs, die ich bislang noch nie bewusst gesehen hatte. Bemerkenswert: Stiftsgården ist das größte Holzhaus Norwegens und für eine königliche Residenz überraschend unauffällig. Keine Ahnung, wie oft ich schon daran vorbei gegangen bin. Der gelbe Holzbau ist nicht sonderlich umzäunt oder geschützt – überraschend volksnah. Kein Wunder, dass mir das nie als königliche Residenz ins Auge gestochen war.

Viel Zeit bleibt nicht, daher beschränken wir uns auf einen kurzen Besuch am Nidarosdom, bevor es raschen Schrittes über vereiste Straßen durch Bakklandet mit seinen hübschen Holzhäuschen zurück zum Schiff geht, das wir auch pünktlich zehn Minuten vor Abfahrt erreichen. Wegen der vielen Passagiere soll man auf dieser Tour ja schon zehn Minuten vor Abfahrt an Bord sein.

Etwas irritierend sind die vielen Plastikflaschen, die in einigen Bäumen an unserem Weg hängen. Vielleicht wird hier gegen das niedrige Flaschenpfand von nur 1 NOK protestiert? Ich weiß es nicht…

Munkholmen

Munkholmen

Pünktlich um 12 Uhr verlassen wir dann Trondheim und fahren in Schlangenlinien an der Insel Munkholmen vorbei durch den Trondheimfjord. Die Trollfjord kann sich ganz schön in die Kurve legen… Da vorerst keine besonderen Termine oder Fotoziele mehr anstehen, ist es Zeit für das Mittagessen. Es bleibt aber bei einer Kleinigkeit, da wir recht bald die Werft in Rissa passieren. Hier erledigen wir auf einen Schlag die meisten Schiffsbegegnungen auf dieser Tour: Kong Harald und Polarlys werden gerade in Rissa umgebaut, und die neue Spitsbergen liegt versteckt vor der Polarlys.

Zum Ausgleich dafür gab es heute früh kein Treffen mit der Midnatsol, die wegen Nacharbeiten erst später als geplant wieder in den Liniendienst einstieg – mittlerweile ist sie aber wieder auf Tour.

Anschließend bleibt etwas Zeit, um Kameras zu erklären und den heutigen Vortrag vorzubereiten, bevor der nächste Termin ansteht: Der unaussprechliche Leuchtturm Kjeungskjær Fyr.

Gegen 16 Uhr fahren wir dann durch den wirklich engen Stokksund; die nächsten Felsen sind nicht weit entfernt. Und auch unter der Brücke ist nicht mehr viel Platz, wenn sich die Trollfjord durchquetscht. Beeindruckend, und eine Route, die relativ selten genommen wird.

Dann sind wir wieder gefragt, der nächste Vortrag steht an. Marcus erklärt den Sternenhimmel, anschließend gibt Margit noch eine Vorschau auf die nächsten Tage, dann ist Abendessen angesagt und ein ruhiger Tagesausklang. Wir treiben uns in der Bar herum, bis ich meinen nächsten Termin in Rørvik habe: Den Pfandzettel im Coop einlösen, den ich vor gut zwei Wochen vergessen hatte. Immerhin 17 Kronen und die Gelegenheit, die Vorräte wieder aufzufüllen…

Chic: Die Nordlys

Chic: Die Nordlys

Bei nur einer halben Stunde Aufenthalt bleibt immerhin noch etwas Zeit, um die vor uns liegende MS Nordlys zu knipsen, zumindest von außen. Im April bin ich ja wieder auf der Trollfjord, vielleicht langt es dann für einen Blick in das Schiff.

Da der Himmel nun bedeckt ist und es in Rørvik leicht zu regnen anfängt, lassen wir den Tag gemütlich ausklingen. Gegen 22 Uhr sind Marcus und ich weitestgehend alleine – das nächtliche Polarlicht und die frühe Stadtrundfahrt durch Trondheim fordern wohl ihren Tribut, zumindest finden wir kaum vertraute Gesichter auf dem Schiff. Ein letzter Rundgang über das Oberdeck zeigt statt Grün nur Wolken am Himmel, aber der Whirlpool lächelt uns an. Wird es in den nächsten Nächten klar? Wer weiß, aber vielleicht ist das unsere einzige Chance, den Whirlpool in Ruhe zu nutzen, also tun wir das – der perfekte Tagesausklang. So macht der Job Spaß, und den Himmel haben wir auch immer im Blick.

Und morgen früh übernimmt das Schiff den Weckruf, wenn wir voraussichtlich kurz nach sieben den Polarkreis überqueren. Und ich stelle entsetzt fest, dass wir morgen früh eine Schiffsbegegnung mit der Nordkapp haben – Zeit das Blog zu beenden, damit ich morgen früh rechtzeitig an Deck bin. Geht ja nicht, dass ich der Lofoten winke und die Nordkapp verschlafe…