Tag 7: Wendepunkt Kirkenes

Kurs auf Kirkenes

Kurs auf Kirkenes

Im Frühjahr zu fahren hat seine Vorteile, wenn man etwas von der Landschaft sehen will – sogar als Spätaufsteher. Mir bietet sich diesmal die Chance, die Anfahrt auf Kirkenes mitzuerleben. Normalerweise nutze ich diesen Aufenthalt gerne, um mit allem auf den aktuellen Stand zu kommen und das Schiff zu fotografieren, wenn alle auf Ausflügen sind, aber diesmal ist meine To-Do-Liste angenehm klein. Da kann ich nach dem Frühstück ganz entspannt die 20-Minuten-Wanderung in den Ortskern auf mich nehmen.

Im Hafen von Kirkenes treiben einige Eisschollen herum, da er vor dem Golfstrom geschützt ist – den östlichsten Punkt der Route haben wir mit Vardø in der Nacht passiert und sind nun schon wieder ein Stück südlich in einer großen Bucht. Trotzdem sind die Temperaturen recht angenehm, rund +5°C. Nach dem Frühstück und dem obligatorischen Blick in den Kiosk am Hafen geht es dann also ab in das Städtchen.

Das Feuerwehrauto ist nicht mehr im Dienst.

Das Feuerwehrauto ist nicht mehr im Dienst.

Viel zu bieten hat Kirkenes aber nicht, auch wenn die Häuser mittlerweile gut gepflegt sind und es ein paar nette Details gibt, zum Beispiel die Bären an den Laternenpfosten des Rathausplatzes, das Russendenkmal oder der Schutzbunker Anders-Grotta. Auch das alte Feuerwehrauto, das bis etwa 2002 noch im Einsatz war, hat seinen Reiz. Wohnen wollte ich hier oben trotzdem nicht, und es gibt nicht viel Wehmut, als wir pünktlich um 12:30 in See stechen und die neuen Gäste an Deck auf den Beginn ihrer Reise anstoßen können.

Die Überfahrt nach Vardø ist etwas holprig, einige Wellen sorgen für ein wenig Action. Einigen Passagieren ist es schon zu viel… mich stört zum Glück nur, dass wir Vardø wieder einmal mit Verspätung erreichen. Erst kurz vor 16:00 erreichen wir den Hafen. Die gute Nachricht: Die Liegezeit wird verlängert, wir haben doch eine volle Stunde Aufenthalt! Das langt für einen Besuch am Steilneset Hexendenkmal. Mit sehr zügigem Schritt schaffen wir den Weg in 11 Minuten – aber auch nur, weil es hell ist, der Weg zu sehen ist und kein Schnee liegt.

Bei finsterer Nacht und alleine wirkt es noch bedrohlicher, dafür sehe ich es jetzt auch einmal von außen. Rund 100 Menschen wurden hier im 17. Jahrhundert verbrannt, nachdem sie sich unter Folter der Hexerei für schuldig bekannt hatten. Ein kleines Infoheft fasst die Schicksale zusammen. In Hammerfest und Vardøhus fanden die Prozesse statt. Unter der norwegischen Bevölkerung traf es vor allem Frauen verbrannt, während bei den Sami eher Männer zum Tode verurteilt wurde – wohl auch Schamanen, die man bei der Gelegenheit gleich los wurde.

Die Festung Vardøhus

Die Festung Vardøhus

Neben dem düsteren Gang, in dem Lampen an jedes Opfer erinnern, steht noch ein Glasbau, in dem ein Stuhl brennt. Die Spiegel an der Decke sollen es jedem ermöglichen, sich einmal virtuell auf diesen Stuhl zu setzen. Das klappt nur mäßig… Aber es bleibt ohnehin nicht allzu viel Zeit, und schon bald heißt es ab zum Schiff. Noch ein paar Fotos der Festung Vardøhus von der anderen Seite, und dann ertönt auch schon die Schiffshupe – noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Da wird einem schon etwas anders, aber wir schaffen es als letzte noch an Bord. Hier ist dann genügend Zeit, um die Infobroschüre durchzulesen, die am Steilneset auslag.

Båtsfjord

Båtsfjord

Heute haben wir keinen Vortrag nach Vardø, und Eismeerbaden gab es auch keines. Damit können wir den Abend ruhig ausklingen lassen, und trotz des Abendessens bleibt noch Zeit für einen Blick auf Båtsfjord. Das Städtchen hat anscheinend einen Spitzenplatz bei den angelandeten Fischmengen; viel mehr als Fischerei ist hier oben aber auch kaum möglich.

Als Spätprogramm ist noch eine kurze Modenschau geplant – die wird ansonsten gerne vor Tromsø gemacht, um die Zeit bis zum Mitternachtskonzert zu überbrücken, aber diesmal findet sie einen Tag vorher statt. So können wohl alle, die in Tromsø aussteigen, noch einen Blick in den Shop werfen. Ich muss aber nicht mitmachen, schließlich laufe ich schon die ganze Reise mit der roten Hurtigruten/Helly-Hansen-Jacke rum.

Modenschau

Modenschau

Dafür werden Kari und Thomas als Models verpflichtet und auf den Catwalk geschickt, um die aktuelle Mode vorzuführen – zusammen mit einigen anderen der Crew. Das Ereignis ist recht kurz, aber trotzdem nett anzuschauen. Weniger Spaß macht dagegen der Himmel. Die Kong Harald am Hafen von Berlevåg habe ich verpasst, dafür kann ich ein paar Schneeflocken bewundern. Das einzige Nordlys gibt es heute Abend wieder an der Bar, wo wir den Tag ausklingen lassen. Schade eigentlich.