AME-Ausbeute: Neuester Himmels-Atlas und Winkel-Polsucher

Fast unwiderstehlich: Der kleine Bär von Astronomie, der es sich zwischen Sweatshirts und Polohemden bequem gemacht hat.

Fast unwiderstehlich: Der kleine Bär von Astronomie, der es sich zwischen Sweatshirts und Polohemden bequem gemacht hat.

Die AME in Villingen-Schwenningen – die zweite große Astro-Messe in Deutschland – ist jetzt auch schon wieder eineinhalb Wochen vorbei. Von der Messe hab ich weniger mitgekriegt als geplant, da ich kaum vom Stand von Astronomie.de weggekommen bin. Dabei ist das eigentlich die Messe, auf der ich Zeit habe… Macht aber nichts, es hat Spaß gemacht, und zumindest für einen kurzen Rundgang hat es gelangt. Und bei A.de gab’s nicht nur die traditionellen Gratis-Gummibärchen und die Gelegenheit, Teilnehmer vom Einsteigerkurs persönlich zu treffen, sondern auch neues Merchandising: Der kleine Bär ist wirklich süß.

Am Stand sind natürlich einige alte Bekannte vorbeigekommen, die man sonst irgendwo auf dem Gelände getroffen hätte, sodass es doch Gelegenheit zum Quatschen gab. Und da wir zu zweit am Stand waren (Bilder gibt’s auf Facebook), gab es auch die Chance, einmal in Ruhe über die Messe zu gehen. Erster Eindruck: Es scheint weniger los zu sein als in den letzten Jahren – von Meade war nichts zu sehen (kein Wunder, bei dem Trubel gerade), und ein paar Händler haben auch gefehlt.

Die interessanteste Messe-Neuheit, die ich bemerkt habe, ist der Prototyp eines Fokussierers für Schmidt-Cassegrains am Stand von Avalon – die bieten immer mehr eine Rund-Um-Lösung an, fein.

Beeindruckend groß sind die Weitwinkel-Okulare von Explore-Scientific, während die NexStar Evolution-Teleskope von Celestron schön und stabil kompakt wirken. Die WLAN-Steuerung ist ein nettes Gimmick, interessanter ist der eingebaute Akku. Und bei Astroshop bin ich auf das Fernglas gestoßen, das wir auch auf der Sternwarte haben – bei Astroshop aber auf der Original-Montierung.

Einkaufstechnisch war die AME trotzdem nicht ganz so erfolgreich – eigentlich hatte ich nach einem Mondmeteorit gesucht, war aber nicht erfolgreich. Dafür war ich an anderer Stelle erfolgreich:

Zubehör für die StarAdventurer

Der Star Adventurer mit Winkel-Polsucher und Leuchtpunktsucher

Der Star Adventurer mit Winkel-Polsucher und Leuchtpunktsucher

Ich habe mir ja neulich schon die Star Adventurer geleistet (regional einkaufen: Bei Fernrohrland in Fellbach, es muss ja nicht alles online gekauft werden). Groß zum Testen bin ich noch nicht gekommen, aber der erste Versuch im Italienurlaub war ganz vielversprechend (mal abgesehen davon, dass ständig Stechmücken beim Einnorden gestört hatten). Sie ist einiges größer als der NanoTracker, dafür halten die Batterien länger – zumindest in der Theorie, da sowohl die Polsucherbeleuchtung als auch die eigentliche Nachführung keinen verriegelbaren Ausschalter haben und sich im Rucksack gerne mal anschalten. Schon mal versucht, in Italien eine CR2032-Batterie zu kaufen? Nur mit eingerosteten Latein-Kenntnissen?

Das Einnorden mit dem Polsucher ist nicht ganz bequem, daher habe ich zu zwei Verbesserungen gegriffen: Um Polaris besser zu finden, habe ich einen Blitzschuh am Gehäuse montiert, an den ich einen SkySurfer III Leuchtpunktsucher montieren kann – den passenden Blitzschuh-Adapter von Lacerta habe ich ja schon auf der letzten AME als Kamerasucher mitgenommen. Im Polsucher sehen alle Sterne irgendwie gleich hell aus, und so ist Polaris schneller und sicherer im Bildfeld, wenn wieder mal Schnaken attackieren. Und damit das ganze bequemer wird, kam noch ein 90°-Aufsatz für den Polsucher dazu, Teleskop-Austria hatte zum Glück noch einen passenden dabei. Nie wieder unter der Montierung knien:-)

Neuester Himmelsatlas

Faksimile des neuesten Himmels-Atlas von 1799

Faksimile des neuesten Himmels-Atlas von 1799

An der Bücherecke konnte ich natürlich auch nicht vorbeigehen. Zugeschlagen habe ich dann beim Albireo-Verlag: Die machen sich gerade einen Namen mit Nachdrucken von alten Himmelsatlanten. Letztes Jahr kam der Neueste Himmelsatlas für Schul- und Akademischen Unterricht von 1799 heraus, und Exemplar #102 von 300 ist  jetzt bei mir. Das Buch ist keine glattrestaurierte Neuauflage, sondern gibt auch die Zeichen des Alters wieder, die die Vorlage abgekriegt hat. Vor allem die Sternkarten sind daher nicht ganz leicht zu entziffern, aber es gibt einem das Gefühl für das Alter der Vorlage.

Ich finde es immer wieder faszinierend, durch die alten Atlanten zu blättern und zu sehen, was sich am Himmel alles geändert haben. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass die Sternbildgrenzen festgelegt wurden, und so finden sich in dem Atlas auch Sternbilder wie Friedrichsehre (zwischen Eidechse und Andromeda), Harfe und Brandenburgisches Szepter (zwischen Walfisch und Hase) oder Herschels Teleskop (neben Orion). Wirklich knifflig ist es aber, sich auf den alten Sternkarten zurechtzufinden.

Ebenfalls im Buch enthalten sind Auszüge aus Voigts Lehrbuch einer populairen Sternkunde und eine Kopie von Lacailles Sternkarte des Südhimmels (mit deutscher Beschriftung).

Das ganze ist ein faszinierender Einblick in die Astronomie-Geschichte und sehr schön und hochwertig aufgemacht. Allein dafür hat sich die Fahrt schon gelohnt.