Hurtigrute Tag 3: Trondheim

Angeblich begann der Tag mit einem Schneesturm über Trondheim beim Anlegen – das kann ich nicht bestätigen, da ich das Anlegemaneuver regelmäßig verschlafe. Aber um 8 Uhr ist Trondheim weiß gepudert, und wir liegen wieder in Ila. Anscheinend war das Wetter zu schlecht, um am normalen Hurtigrutenkai festzumachen, sodass wir heute doch keine Gelegenheit haben, um die Vesterålen zu besuchen. Schade eigentlich. Aber der Hafen im Ila-Viertel ist eh schöner.

Anders als beim letzten Mal mit der Nordlys bleiben wir diesmal aber nicht in Ila, sondern parken um: Um 10 Uhr fährt die Nordkapp zum normalen Hurtigrutenterminal. Mit einem Stadtrundgang wird es diesmal also nichts, stattdessen geht es für mich einmal quer durch die Stadt. Etwa um 9 Uhr mache ich mich nach dem Frühstück auf, um die üblichen Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Ohne Rundtour fehlen mir so zwar ein paar Einkaufsmöglichkeiten, aber wir haben ja in Tromsø eine Viertelstunde länger als üblich.

Ila ist zwar wohl ein absoluter Ausnahme-Liegeplatz, aber der Weg in die Stadt ist schöner, da er durch ein Wohngebiet führt. Die klassischen kleinen Holzhäuschen bieten ebenso wie die Kirche und die Eisenbahnbrücke nette Fotomotive, und der Weg bis zur Stadtmitte ist etwa genauso weit. Über die königliche Residenz (Norwegens größtes Holzhaus) gehts über den Marktplatz zum Nidaros-Dom, weiter über die Gamle Bru nach Bakklandet, und über das alte Hafenviertel Nedre Elvehavn mit seinen wunderschön restaurierten Backsteinhäusern weiter zum Schiff – rund zwei Stunden dauert mein Ausflug, inklusive einem Ausflug ins Trondheim Torg. Jetzt habe ich die ins Einkaufszentrum integrierten Häuschen auch einmal bewusst von außen gesehen.

Um zehn Uhr ertönt dann das Horn der Vesterålen, die sich auf den Weg nach Süden macht, und vom anderen Ende der Stadt das der Nordkapp, die umparkt – irgendwo ein seltsames Gefühl…

Unsere Abfahrt in Trondheim verzögert sich etwas, da wir noch Fracht aufnehmen müssen – die Gabelstapler tun zwar ihr Bestes, um die verkürzte Liegezeit am richtigen Kai aufzuholen, aber eine halbe Stunde länger bleiben wir doch in der alten Königsstadt, bevor es weiter nach Rørvik geht, auf unser längstes Stück Seestrecke. Hier im Süden muss die Hurtigrute noch keine kleinen Ortschaften versorgen, hier trauen sich auch andere Schiffe im Winter raus auf See.

Point of Interest: Munkholmen

Munkholmen ist ein Point of Interest – das heißt, Martin vom Expeditionsteam erzählt an Deck etwas über die Mönchsinsel, zuerst auf Englisch, dann auf Deutsch. So haben auch die aus unserer Gruppe etwas davon, die nicht so gut Englisch können. Fein.

Munkholmen war in der Wikingerzeit Hinrichtungs- und Gefängnisinsel, bevor sie zum Kloster wurde. Der Legende nach waren die Mönche auch begeisterte Bierbrauer, deren Gelage noch im einige Kilometer entfernten Stadtzentrum zu hören war. Zumindest sollen sich die Städter darüber beschwert haben. Das muss ein starker Tropfen gewesen sein, der da gebraut wurde…

Durch die verzögerte Abfahrt verschieben sich die Termine an Bord alle etwas nach hinten. Draußen gibt es auch nicht viel zu sehen: Das schöne Wetter in Trondheim wird durch Schneetreiben ersetzt, mal gibt es null Sicht, mal ist es ganz nett, und dazu kommt noch etwas Seegang. Der Stokksund fällt somit aus. Um 14:45 gibt es eine Smacksprobe mit Miesmuscheln, dann passieren wir den berühmten roten Leuchtturm. Kjeungskjærfyr könnte Leuchtfeuer (fyr) auf der Schäre (skjær) des Zickleins (Kjeung) bedeuten… wo da eine Ziege gelebt haben soll (oder wovon), bleibt mir aber ein Rätsel.

Kjeungskjærfyr

Wie dem auch sei, nachdem wir den Leuchtturm passiert haben, bin ich mit meinem Vortrag über den Sternenhimmel dran. Parallel dazu gibt es vom Expeditionsteam auf Englisch einen Vortrag über die Wikinger. Anschließend heißt es wieder, ein paar Kameras einstellen – so langsam dürften die meisten gut vorbereitet sein, nur das Wetter ist unvorhersagbar. Die nächsten ein, zwei Tage gibt es eine Mischung aus Sonne, Wolken und Schnee – wobei sich Yr und Storm mit ihrer værvarsel, der Wettervorhersage, nicht ganz einig sind. Alles ist möglich.

Ruckzuck ist es 17 Uhr, und Johan gibt für das Expeditionsteam den Tagesrückblick auf Englisch, und um 17:30 das Ganze nochmal auf Deutsch. Und um 18 Uhr, pünktlich zur nächsten offenen Seestrecke, gibt es schon wieder Abendessen.

Auf der Folda schaukelt es wenig, einige sind froh, als wir mit etwas Verspätung um 21 Uhr Rørvik erreichen. Bis 21:25 liegen wir dort, damit bleiben knapp 15 Minuten, um die Richard With zu besuchen. Die Richard With wurde ja noch nicht umgebaut, da sie von Hurtigruten nur (zurück)geleast wird. Bei meinem ersten Besuch fand ich sie noch dunkel und düster, als ich von der Nordkapp rüber kam; heute kommt fast Heimweh auf. Irgendwo zwischen interessant und beruhigend finde ich, dass sie auch einigen unserer Gäste sehr gut gefällt. Wenn wir in Kirkenes sind, muss ich mal Bilder vom Innenleben der Nordkapp machen. Ich fühle mich hier immer noch wohl, aber ein paar Dinge hätte ich doch lieber so gelassen. Aber dazu mehr an einem anderen Tag.

Nach Rørvik gibt’s immer wieder mal Schnee – da morgen früh schon die Polarkreisüberquerung ansteht, ist das vielleicht gar nicht mal so schlecht, wenn wir heute ins Bett kommen.

Storytime mit Johan

Vorher sorgt Johan aber noch für das Abendprogramm: Nach Rørvik erzählt er (auf Englisch) ein Märchen, anschließend greift er zur Gitarre und singt einige Lieder aus den 60ern und 70ern, als die Musik noch gut war. Ein schöner Tagesausklang, und wenn es heute keine großen Wolkenlücken mit Grün dahinter mehr gibt, war es das für heute. Morgen geht’s dann schon über den Polarkreis.

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