Tag 9: Risøyrenna, Stokmarknes & Raftsund

Tageslicht!

Tageslicht!

Nach Tromsø geht es mit Riesenschritten südwärts. Ein besonderes Highlight erfreut viele: Es gibt langsam wieder Tageslicht! Auch wenn es selbst in der Polarnacht nie richtig dunkel wird, sondern in dem Dämmerlicht immer noch genug zu sehen gibt (es ist vergleichbar mit der Zeit kurz vor Sonnenaufgang), ist es doch immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man die Sonne langsam erahnen kann. Die hohen Berge entlang der Route verhindern zwar heute noch den direkten Blick auf unser Zentralgestirn, aber es wird doch deutlich, wo hinter den Wolken sie stehen müsste. Was mag das für ein Gefühl sein, hier oben zu wohnen? Kein Wunder, dass Hammerfest ganz schnell dabei war, elektrische Straßenbeleuchtung einzuführen…

Wir tuckern derweil durch die Inselwelt der Vesterålen, da mir die Bustour zu früh war. Auch die Schiffsreise ist wunderschön und führt durch die Risøyrenna. Der 4,5 km lange Kanal ist nur unwesentlich tiefer als unser Schiff, sodass der Kurs genau gehalten werden muss. Als die Schiffe der neuen Generation (Finnmarken, Trollfjord und Midnatsol) in Betrieb genommen wurde, musste die Fahrrinne extra vertieft werden. Für uns sind nur die zahlreichen Leuchtmarkierungen sichtbar, auf denen es sich unzählige Kormorane bequem gemacht haben.

Big Party für den Ausflugsbus

Big Party für den Ausflugsbus

Von Risøyhamn (der Kapitän wendet das Schiff noch vor der Brücke; nur einmal sind wir rückwärts wieder unter der Brücke durch gefahren) geht es weiter nach Sortland, wo traditionell die Ausflugsbusse gegrüßt werden – sie fahren über die Brücke, wenn unser Schiff darunter hindurch fährt. Ideal für Fotos. Die Finnmarken mit ihrem begehbaren Bug ist dafür natürlich perfekt gerüstet, und Tourguide Heinz versorgt uns mit Norwegen-Flaggen und einem großen Transparent.

Für die Ausflügler ist das die Chance, einmal Bilder des Schiffs von oben oder beim Anlegen zu machen; und für die auf dem Schiff gebliebenen ist es die beste Gelegenheit, um als erste am Mittagsbuffet zu sein. In der blauen Stadt halten wir ohnehin nur eine halbe Stunde. Den Name verdankt Sortland der Idee, möglichst viele Häuser blau zu streichen, wozu die Stadt die Farbe kostenlos zur Verfügung stellte – wobei anscheinend vor allem Firmen zugriffen.

Die alte Finnmarken in Stokmarknes

Die alte Finnmarken in Stokmarknes

Das zweite Highlight ist Stokmarknes, die alte Heimat von Richard With, dem Gründer der Hurtigrute. In den letzten Jahren war der Eintritt in das Museum für Reisende auf der Hurtigrute frei, letztes Jahr wurde kurzzeitig Eintritt erhoben, bis er wenig später für Rundreisende wieder entfiel. Seit dem 1. Januar sind wieder 50 NOK fällig. Auch wenn Hurtigrute ASA einen neuen Eigentümer hat (einen britischen Finanzinvestor), wäre es schön, wenn sie sich nicht von ihrer Vergangenheit distanzieren würden. Die fünf Euro ist das Museum allemal wert, und da wäre es besser, eine der mittlerweile zahlreichen Aktivitäten an Deck einzusparen als das Museum. (Heute steht um 15:15 Fischfilettieren auf Deck 8b an.)

Da ich aber auch schon einige Male im Museum war, gehe ich – wie zahlreiche andere Passagiere – in Richtung Ortszentrum. Wir kommen verspätet an, aber eine Dreiviertelstunde bleibt uns trotzdem bis zur angekündigten Abfahrt. Stokmarknes hat ein hübsches Stadtzentrum (wenn man bei einem 3300-Einwohner-Ort von Stadt reden will), und die alte Finnmarken bietet auch von außen einen hübschen Anblick. Die Rettungsboote, die unter ihrem Rumpf liegen, waren mir noch nie vorher aufgefallen.

Pünktlich zur angekündigten Abfahrt sind alle wieder an Bord, trotzdem fahren wir erst eine weitere halbe Stunde später ab – mein Verdacht ist ja, dass der Kapitän den 50%-Verkauf eines Outdoor-Ladens genutzt hat; auf wen sonst würde das Schiff so lange warten, ohne ihn auszurufen?

Egal, irgendwann setzen wir uns in Bewegung und rauschen durch die Nacht. Da wir nicht mehr am Trollfjord halten, der in dieser Jahreszeit ohne Beleuchtung ohnehin unsichtbar bleibt, kommen wir mit nur leichter Verspätung in Svolvær an. Die Zwischenzeit hatten wir eigentlich für unseren Abschlussvortrag nutzen wollen, aber wie das bei einer Seereise ist, können Unwetter oder andere Katastrophen den Reiseverlauf durcheinander bringen. In diesem Fall waren es Unternehmensberater, die die Konferenzräume in Beschlag nahmen und auch sonst an Bord nicht gerade durch freundliches Verhalten auffielen…

Bei knapp zwei Stunden Aufenthalt und verfrühtem Abendessen bleibt genug Zeit, um entweder zur Magic Ice Galerie zu gehen oder einen Spaziergang durch die hübsche Stadt zu unternehmen. Mit Ekkehard machen wir einen kleinen Stadtrundgang, durch das hübsche Scandic-Hotel (der Anker hat heute geschlossen) und an einigen Galerien vorbei. Dagfinn Bakke, der die Karikaturen an Bord der Finnmarken geschaffen hat, war heute sogar in seiner Galerie, wir kommen allerdings zu spät an ihr vorbei. Die Lofotposten hat seine Zeichnungen übrigens als Bildergalerie im Netz.

Ikke lys:-(

Ikke lys i Norge 🙁

Die Wolkenlücke über uns hat im Lauf der Nacht zwar einige Lücken, aber die Aurora-Aktivität ist deprimierend gering – daher lassen wir den Abend gemütlich im Panorama-Salon ausklingen und nutzen die Zeit auch, um schon einmal zu packen – wegen der Planänderung heute ist morgen Nachmittag ist volles Programm, neben unserem Vortrag steht noch einiges mehr auf der To-Do-Liste.

Die Fahrt über den Westfjord verläuft wieder sehr ruhig, nur für den Whirlpool bleibt vor lauter Geselligkeit wieder keine Zeit. Vielleicht morgen…

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