Die partielle Mondfinsternis vom 28. Oktober 2023

Es gibt so ein paar astronomische Ereignisse, die nimmt man nach ein paar Jahren im Hobby eher zur Kenntnis, anstatt sich groß darauf vorzubereiten. Partielle Mondfinsternisse sind so was: Eigentlich nicht besonders spektakulär (ein bisschen Mond ist halt angeknabbert), aber wenn es soweit ist, ist es dann doch immer wieder schön.

Die partielle Mondfinsternis vom 28. Oktober war dafür mal wieder ein schönes Beispiel. Für Baden-Württemberg war mehr oder weniger Wolken plus Regen angesagt, und für die Rheinebene gab es keine Ausnahme. Daher hatte ich außer dem gelegentlichen Blick vom Balkon aus nichts geplant. Von der Zeit her lag die Finsternis eigentlich optimal – Samstagabend von 20 Uhr bis 0:30 –, aber außer einem kleinen schwarzen Schatten am unteren Rand gegen 22:30 war eh nichts groß zu erwarten. Unspektakulär.

Aber ich hatte Glück, so etwa zur maximalen Phase lockerten die Wolken auf, und der angeknabberte Mond war zwischen den Wolken zu sehen, links von ihm der helle Jupiter. Also schnell ein Bild freihand mit Kamera (Panasonic G91) und Teleobjektiv (70-300): Ja, schaut sogar besser aus als mit bloßem Auge.

Die partielle Mondfinsternis freihand mit Teleobjektiv
Mondfinsternis mit dem Handy durch’s Spektiv

Die Wolkenlücke hielt sogar noch ein bisschen länger durch – Zeit genug, um das Fotostativ auf den Balkon zu stellen und das Spektiv draufzupacken. Durch die Wolken war das ganze zwar wie durch einen Weichzeichner (das Foto mit der Kamera darf man auch nicht zu groß anschauen), aber trotzdem nett.

Noch ein kurzes Souvenirbild mit dem Handy durch das Okular und ein paar Blicke auf den Mond, bevor der extrem warme Wind die nächsten Wolken und den ersten Regen bringt.

Viel mehr gibt’s auch nicht zu erzählen – war doch wieder ein schöner Anblick und nett, mal ganz ohne großen Aufwand einen Blick in die Sterne zu werfen und das Monatsereignis mitzukriegen.

Viel los auf der Sonne

Nur mal wieder ein Lebenszeichen: In den letzten, warmen Wochen gab es einige Chancen für einen Blick auf die Sonne. Unter anderem konnte ich die neue 4x Telezentrik (TZ4S) von Baader ausprobieren, auch an der Sonne im Weißlicht. Kombiniert mit der guten Sonnenaktivität kam das hier raus:

Das dürfte schon recht nah am Maximum dessen sein, was man aus einem kleinen ED80/600 rausholen kann. Mir gefällt es jedenfalls:-)

Reducer visuell eingesetzt

Ein Reducer am Teleskop ist eine feine Sache – für die Fotografie. Er reduziert die Brennweite und erhöht somit die Lichtstärke. Das hat zwei Vorteile: Auf einen gegebenen Sensor passt am selben Teleskop ein größerer Himmelsausschnitt, und die Belichtungszeit sinkt, weil das ganze Licht auf eine kleinere Fläche projiziert wird.

Aber die Technik hat Grenzen: Der Bildausschnitt, den ein Teleskop zeigt, wird spätestens durch die Linsenfassungen und die Steckhülsen begrenzt. Ein Reducer lohnt sich also in erster Linie, wenn man einen kleinen Kamerasensor hat. Bei einem großen Vollformatsensor werden die Bildränder rasch im Dunkeln liegen, und man hat nur noch einen Bildkreis.

Und wie ist das jetzt mit einem Okular? Die Frage taucht in den Foren immer wieder auf. Auch hier begrenzt die Steckhülse (und im Okular dann die Feldblende) das nutzbare Bildfeld. Solange die Feldblende deutlich kleiner ist als das Steckmaß, bringt ein Reducer einen Effekt – allerdings hat ein längerbrennweitiges Okular den selben Effekt, und in der Regel auch eine bessere Abbildung.

Wenn ich das Steckmaß ausreize, sieht das schon anders aus: Ein 32mm-Okular kann eine Feldblende von etwa 26mm haben – mehr ist kaum machbar, da die Steckhülse ein M28,5-Gewinde hat. Es passt also schlicht nicht mehr Feld in die Steckhülse. Ein Okular ist ja im Prinzip nichts anderes als eine Lupe, die das Bild in der Ebene der Feldblende vergrößert.

Ein Reducer verkleinert also das in der Steckhülse vorhandene Bild, ohne mehr zeigen zu können – und die rund 50° Eigengesichtsfeld eines Okulars werden kleiner, es gibt einen Tunnelblick.

Die Testokulare

Da das immer wieder bezweifelt wird, habe ich das einmal ausprobiert – mit einem 30mm Eudiaskopischen Okular von Baader, einem 32mm Classic Plössl Okular (beide von Baader Planetarium) und einem 25mm Silber-Plössl von Celestron.

Dazu kam ein billiger Einschraub-Reducer für das 1,25″ Filtergewinde, der unter den verschiedensten Markennamen erhältlich ist.

Die drei Okulare setzte ich an meinen ED80/600 und fotografierte mit dem Handy durch das Okular, um den Gesichtsfeldrand mit abzubilden und so zu dokumentieren, ob man mit Reducer mehr sieht. Die Helligkeitsunterschiede gehen dabei unter, weil das Handy natürlich im Automatik-Modus die Belichtungszeit anpasst.

Den Anfang macht das Classic Plössl – mit dem Reducer ist das reale Bildfeld sogar noch kleiner, was wohl an der Linsenfassung des Reducers liegt. Links jeweils ohne Reducer, rechts mit.

Nächstes Testbild: Das 30mm Eudiaskopische Okular.

Selbes Ergebnis, nur etwas schwerer zu fotografieren, daher der abgeschnittene Rand.

Und das 25mm Silber-Plössl?

Hier ist die Feldblende kleiner als die Steckhülse, und der Reducer zeigt tatsächlich einen größeren Bildausschnitt – aber auch nicht mehr als die langbrennweitigen Okulare. Dafür ist das Bild trüber.

Wie erwartet bringt ein Reducer visuell also nichts, was ein gutes Okular mit maximalem Feldlinsendurchmesser nicht auch kann. Übrigens gibt es ja auch 40mm-Okulare mit 1,25″ – die funktionieren ähnlich und zeigen den selben Ausschnitt wie ein 32mm-Okular, nur weniger stark vergrößert. Statt etwa 50° Bildfeld haben sie nur noch etwa 43° und den berühmten Tunnelblick, den auch der Reducer produziert. Wer wirklich mehr Feld will, muss zu 2″-Okularen greifen. Damit ist bei 32mm ein größeres wahres Feld am Himmel möglich, bei selber Vergrößerung.

November-Vollmond

Bei etwa 96,6% Beleuchtung konnte ich letzte Nacht auf den fast vollen Mond halten.

  • Celestron ED80/600
  • Baader 7,5nm Solar Continuum Filter & 2,25x Q-Barlow
  • QHY 163M

25% von 1000 Bildern, bearbeitet mit Autostackert und Registax.

Mit der Barlow passt er schön auf den Kamerasensor. Nur die Brennweite muss ich noch bestimmen. Und USB3 ist bei der Bildauflösung der QHY ganz schön ausgelastet, da geht die Framerate trotz 18ms ganz schön in den Keller.

Baader Solar Continuum Filter 7,5 nm

Manchmal lohnt es sich, Dingen nach vielen Jahren eine neue Chance zu geben. Panta rhei, wie es so schön heißt…

Der Solar Continuum Filter ist so ein unscheinbares Ding, das ich nach einem ersten schnellen Test vor 15 Jahren weitestgehend ignoriert hatte und das nun in der aktuellen Version mit Baader 7,5nm vollkommen überzeugt hat. Dies liegt sowohl an meiner Beobachtungserfahrung als auch an der Produktentwicklung und einem größeren Fuhrpark an Teleskopen, der mir jetzt zur Verfügung steht.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn man ihn richtig einsetzt, hat er ein wahnsinniges Potential – nicht nur, um wie erwartet den Farbfehler von Achromaten zu beseitigen, sondern zu meiner großen Überraschung auch für die Sonnenfotografie selbst an farbreinen Teleskopen.

Hier ein Vergleichsbild am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mit Baader Herschelkeil und integriertem ND3-Filter – links mit ND0,9-Filter (wie beim visuellen Einsatz), daneben mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum. Kamera war jeweils eine monochrome ZWO ASI Mini. Unten jeweils ein Screenshot der Aufnahmeeinstellungen, darüber das gestackte Endergebnis.

Obwohl der Baader Solar Continuum eine längere Belichtungszeit benötigt, ist der Kontrastgewinn an dem Halbapo beeindruckend und hat zu weiteren Experimenten eingeladen. Unter jedem Bild ist ein Screenshot mit den Einstellungen bei der Aufnahme und dem Livebild.

Theorie – Wozu ein Baader 7.5 nm Solar Continuum Filter?

Erst einmal kurz zur Theorie: Man kann die Sonne entweder im Weißlicht bzw. Continuum beobachten (auch bekannt als Kontinuum, d. h. in allen Farben auf einmal, die von der Photosphäre – ihrer glühend heißen Oberfläche – abgestrahlt werden), oder in speziellen Spektrallinien (vor allem H-alpha bei 656,3nm und Kalzium bei 396,8 nm und 393,4nm).

Diese speziellen Spektrallinien fluoreszieren in der Chromosphäre der Sonne und leuchten daher weniger hell als die übrige Oberfläche der Sonne, sodass die Filter das Licht vorzugsweise nur exakt innerhalb der ausgewählten Emissionslinie durchlassen dürfen. Dies erfordert extrem engbandige Filter, die unverschämt teuer sind. Aus diesem Grund müssen insbesondere 656,3nm H-alpha-Filter extrem schmal sein, mit einem Transmissionsfenster von etwa 0,06nm oder 0,6 Angström (+/- 0,1 Ang).

Zum Vergleich die selbe Region der Sonne, die am 19. April auch dem Solar Continuum fotografiert wurde, durch meinen 0,6Å Baader SunDancer II H-alpha Filter, ebenfalls mit dem Vixen 80/910Mf. Das Bild wurde nachträglich eingefärbt.

Andererseits ermöglichen die breiteren 396,8 nm und 393,4 nm Calcium-Filter im Vergleich dazu die gleichzeitige Beobachtung beider Calcium-Linien und liefern einen ausgezeichneten Kontrast, auch wenn ihr Durchlassfenster wesentlich breiter ist als H-alpha. Für die Kalziumbeobachtung – nur mit einer Kamera! – ist jedoch ein fotografischer Weißlicht-Sonnenfilter (Astrosolar-Folie ND3.8, Herschelkeil oder spezielle Energieschutzfilter, wie sie in den Triband-SCsverwendet werden) vor dem eigentlichen, schmalbandigen Kalziumfilter erforderlich.

Noch engbandigere Kalziumfilter mit unter einem Angström Halbwertsbreite zeigen weitere Details im Kalziumlicht und verwenden im Grunde die gleiche Technik wie H-alpha-Filter. Beide Filter sind daher ähnlich teuer. Allerdings liegt die Kalziumlinie fast im UV, was zwei Nachteile hat: Sie ist bereits schädlich für das Auge, und selbst wenn die optische Berechnung des Teleskops diese Wellenlänge in ausreichender Qualität durchlassen würde, nehmen wir das Kalziumlicht mit unseren Augen kaum wahr. Die Kalzium-Sonne ist daher lediglich ein Ziel für die Fotografie.

Wenn wir uns die Kontinuumsstrahlunganschauen – also die Sonne im Weißlicht– , gehen diese speziellen Fraunhofer-Fluoreszenzlinien unter, da sie schwächer sind als die Strahlung der glühendheißen Sonnenoberfläche. Wir beobachten im Weißlicht also ausschließlich die Photosphäre. In einem Herschelkeil mit guten Neutraldichtefiltern zur zusätzlichen Helligkeitsdämpfung erscheint die Sonne daher rein weiß; manche Filter verleihen ihr eine bläuliche oder gelbliche Tönung – die aber rein durch den Filter verursacht wird.

Daher können wir uns bei der Sonnenbeobachtung im Weißlicht auch ohne Informationsverluste auf einen beliebigen Bereich des Sonnenspektrums beschränken. Der Baader Solar Continuum Filter hat in seiner Version von 2022 eine Halbwertsbreite von 7,5 nm (statt zuvor 10 nm). Das ist zwar viel breiter als die spezialisierten H-alpha- oder Kalzium-Filter, hat aber erstaunliche Effekte. Der Durchlass liegt bei 540nm und somit im grünen Teil des Spektrums. Damit zeigt er einen Ausschnitt des Sonnenkontinuums in dem Bereich, in dem die meisten Linsenteleskope das beste Bild liefern, ohne dass Strukturen verloren gehen – die Strukturen im Continuum sind in allen Wellenlängen des sichtbaren Spektrums vorhanden.

Erster Eindruck – visueller Einsatz: Bestes Bild am Achromat

Meine ersten, wenigen Beobachtungen machte ich vor gut 15 Jahren noch mit einem nicht gestackten 10nm Solar Continuum Filter (der ersten Generation, der 2006/2007 zum Lieferumfang meines Herschelkeils gehörte. Damals war ich vorwiegend visuell unterwegs und von dem Filter wenig beeindruckt: Ich testete ihn am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Sternwarte Heilbronn und an meinem Celestron ED80/600 – beides Teleskope, die ein sehr farbreines Bild liefern, wenn man nicht gerade die Wega im Spektroskop betrachtet. Der Effekt war eher dezent: Die knatschgrüne Sonne zeigte am Zeiss-Refraktor bei niedriger Vergrößerung (so 50-100x) etwas mehr Details, bei hoher Vergrößerung war der Unterschied zur Beobachtung mit einem ND-Filter kleiner. Am ED80 zeigte er dagegen bei hoher Vergrößerung über 100x etwas mehr Details. Immerhin: das Bild war besser als mit einem einfachen Grünfilter, aber solange ich visuell mit farbreinen Teleskopen unterwegs war, war mir ein einfacher Polfilter lieber, mit dem ich die Helligkeit durch Drehen des Okulars hinter dem Herschelkeil anpassen kann und weiterhin eine reinweiße Sonne sehe.

Visuell zeigt der Baader 7,5 nm Solar Continuum seine Stärken am besten am großen, schnellen Achromat.

Nun, die Zeiten ändern sich, man sammelt mehr Erfahrung und Ausrüstung, und im Frühjahr 2022 hielt ich dann die neueste Version des Baader Solar Continuum Filters in den Händen: mit geschwärzten Rändern, einer alterungsbeständiger, reflexfreier LifeCoat-Vergütung, besserem Kontrast und nur noch 7,5nm Halbwertsbreite.

Visuell erlebte ich keine Überraschung: Am 150/2250 Zeiss AS und am ED80/600 war der Effekt gering. Wesentlich effektiver war der Filter an den Achromaten, die seitdem dazu gekommen waren – ein 150/1200 Achromat, der von der ehemaligen Sternwarte Schriesheim nach Heilbronn gelangt war, und ein Vixen 80/910Mf in meiner eigenen Sammlung. Hier verschwand der Farbfehler erwartungsgemäß, und das Sonnenbild wurde deutlich kontrastreicher. Hier lohnt es sich tatsächlich, eine grüne Sonne zu beobachten, man kann deutlich höher gewinnbringend vergrößern. Soweit, so gut.

Der Wow-Effekt mit der monochromen Kamera

Anders als vor über 15 Jahren stehen mir nun auch einige Digitalkameras zur Verfügung. 2006 beschränkte sich meine Sonnenfotografie noch auf Einzelaufnahmen der gesamten Sonnenscheibe mit einer Nikon D50 DSLR. Um so verblüffter war ich von den Bildergebnissen des ersten Tests des Baader 7,5nm Solar Continuum Filters (erhältlich ab September 2022) am 150/2250 Zeiss AS mit Baader Herschelkeil und einer monochromen Kamera, die ich am Anfang dieses Berichts schon gezeigt hatte. Mit diesem großen Unterschied zwischen Graufilter und 7,5 nm Solar Continuum hätte ich nicht gerechnet, vor allem nicht an einem praktisch farbreinen Halb-Apo!

Ein paar Tage später hatte ich nach Ostern die nächste Chance. Diesmal kam mein kleiner Vixen 80/910Mf dran, den ich vor allem für H-alpha benutze. Dank f/11 ist er kein übler Farbwerfer, aber er zeigt doch schon etwas Farbe, wenn man höher vergrößert. Man merkt doch, dass Vixen hier keine japanische Optik verbaut hat.

Nun, zu einem günstigen Teleskop gehört ein günstiger Filter, also setzte ich zuerst den ASSF80 Filter Astrosolar-Folie ND5 in einer Fassung ohne Temperaturkompensation vor das Objektiv. Zusätzlich verwendete ich einen zweiten Graufilter mit ND1,8, um auf vergleichbare Belichtungszeiten zu kommen wie mit dem Baader 7,5 nm Solar Continuum.

Das Vorschaubild auf dem Laptop (diesmal mit SharpCap, mit dessen Kontrastbeurteilungsfunktion auch fokussiert wurde) war so lala, aber in den Daten steckte mehr: Die Bildbearbeitung mit Autostakkert und Registax lieferte ein ganz brauchbares, wenn auch überraschend streifiges Bild.

Nächstes Bild: Wieder mit Astrosolar-Folie, aber jetzt wurde der ND1,8 durch den 7,5nm Solar Continuum ersetzt: Die Vorschau war bereits deutlich schärfer und somit auch leichter zu fokussieren. Das Ergebnis wurde wieder durch Autostakkert und Registax gejagt und zeigt im Vergleich schon deutlich mehr:

Nach dem Test mit vergleichbaren Belichtungszeiten ist natürlich noch interessant, was mit kürzeren Belichtungszeiten geht. Dazu verwendete ich wieder den Vixen 80/910Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter. Das Ergebnis war überraschend…Obwohl ich noch deutlich kürzer hätte belichten können, ist das Bild der ZWO ASI Mini unbrauchbar. Jede Menge Streifen. Da hilft auch Stacking und nachträgliches Einfärben nicht viel.

Vixen 80/910 Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter

Also doch stärker filtern, damit die Kamera zufrieden ist? Soviel zu kurzen Belichtungszeiten…

Zum Abschluss also noch zwei Bilder, diesmal nicht mit Folie, sondern mit Herschelkeil, ND3 und ND0,9 bzw. 7,5nm Solar Continuum. Zuerst mit dem ND0,9, dann mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum: 

Auch hier ist noch einmal ein deutlicher Kontrastgewinnzu sehen. Überraschend ist auch, wie gut die Astrosolar-Folie im Vergleich abschneidet – aber eine höhere Vergrößerung war bei dem Seeing nicht sinnvoll.

DSLR und Systemkameras – Die Sonne in Farbe

Was bleibt jetzt noch? Natürlich die ganze Sonne, mit einer Farbkamera. Ich griff zur Panasonic G91; der MFT-Sensor ist bei 910mm Brennweite groß genug. Da die Kamera nicht per PC gesteuert werden kann, musste über den Monitor fokussiert werden. Nicht ganz trivial im Sonnenschein…

Hier machte sich dann wieder bemerkbar, dass bei einer Farbkamera und einem Farbfilter nur ein Teil des Sensors genutzt wird; die roten und blauen Pixel liegen im Dunkeln. Daher sind die Unterschiede nicht so deutlich; dafür hat Autostakkert Probleme mit 24-Megapixel-Dateien, und die Wavelets von Registax waren praktisch ohne Effekt. Stattdessen habe ich das gestackte Bild dann in Luminar bearbeitet, mit Schärfen und Detailverbesserung.

Einmal ND3 und ND09 am Herschelkeil: Es gibt einige Stacking-Artefakte, aber sonst nicht wesentlich schlechter als im Anschluss mit ND3 und Solar Continuum Filter.

Fazit

Mein Fazit des Tests ist zweigeteilt. Zuerst einmal der visuelle Einsatz:

Für Benutzer von Achromatenlohnt sich der Filter eindeutig, da die Teleskope dann endlich auch an der Sonne scharfe Bilder bei höherer Vergrößerung zeigen.

An hochwertigen, farbreinen Apochromatenist der Effekt subtiler. Am Apo lohnt sich der Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm) wohl vor allem, wenn man wirklich auf feine Details bei hoher Vergrößerung aus ist und nicht nur gelegentlich beobachtet. Am Herschelkeil ist mir ein einfacher Polfilter zur Lichtdämpfung bei gleichzeitig weißem Sonnenbild lieber.

Fotografischsieht es ganz anders aus. Wer ernsthaft die Sonne fotografiert und eine Schwarzweiß-Kamera verwendet, wird enorm von dem Baader Solar Continuum Filter profitieren, auch am Apochromat. An Spiegelteleskopen dürfte der Effekt ähnlich beeindruckend sein.

Wer dagegen nur mit einer Farb-DSLRdie gesamte Sonne fotografiert und ggf. auch ohne Stacking arbeitet, wird weniger von dem Filter profitieren, da nur die Hälfte der Pixel genutzt wird. Hier ist der Kontrastgewinn ähnlich dem visuellen Eindruck und hängt davon ab, wie stark der Farbfehler des Teleskops ist.

Nachtrag

Seit dem Test ist einige Zeit vergangen, und ich habe mir noch eine neue Kamera geleistet: Eine monochrome, gekühlte Astro-Kamera, die QHY 163M. Mit der konnte ich zwar noch nicht auf die Weißlicht-Sonne halten, habe aber auch einmal den Mond mit SolarContinuum-Filter, ED80/600 und 2,25x Q-Barlow anvisiert. Nicht ganz schlecht für den ersten Schuss:

Astro-Gadget EQStarPro Montierungssteuerung

Es ist schon einige Zeit her, dass ich mir die erste EQStar-Steuerung aus der Ukraine geholt hatte, um meine GP-DX auf den aktuellen Stand zu bringen, mit Goto, Autoguiding und PC-Steuerung. Damals gab es nur die reine Steuerung zu kaufen, die Motoren musste ich noch selbst organisieren, ebenso die Kabel löten. Seitdem habe ich auf alle Fälle gelernt, dass Löten nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört… jedenfalls konnte ich die meisten Probleme, die ich mit der Steuerung hatte, lösen, indem ich die Stecker mal wieder neu zusammenlötete. Den Zusammenbau hatte ich hier beschrieben: GoTo und Zahnriemen für die Vixen GP-DX.

Seit 2019 hat sich viel getan: Mittlerweile gibt es neue Revisionen der Steuerung, die nun auch komplett mit Motoren und Motorbefestigung für eine Vielzahl von Montierungen angeboten wird. Auf Astro-Gadget.net gibt es eine reiche Auswahl an Modellen, sodass jeder etwas finden dürfte.

Die EQStar hatte sich nun einige Jahre im mobilen Einsatz bewährt, nur die PC-Verbindung über ASCOM hatte ich nie zum Laufen gebracht – wobei mein Exemplar auch einmal einen Kurzschluss abbekommen hatte, was sich im Nachhinein als die Fehlerursache herausgestellt hat. Augen auf bei der Netzteilwahl…

Meine zweite EQStar

Davon abgesehen lief sie einwandfrei, sodass ich mir dann doch eine aktuellere Version der EQStar besorgte – et voilà, auf einmal hat auch alles über ASCOM funktioniert. Die Steuerung über Stellarium lief nun einwandfrei, die per Handy oder Handcontroller sowieso. Meine Probleme waren also auf einen Überspannungsschaden zurückzuführen; seitdem verwende ich am Teleskop nur noch den Celestron PowerTank oder die Baader Outdoor-Netzteile. Man ist ja lernfähig…

Nur mit dem Guiding bin ich nie klar gekommen – aber ich hatte PHD-Guiding auch vorher nie zum Laufen bekommen. Deshalb bin ich auch vom StarAid Revolution so angetan, den wir auf der Sternwarte haben und mit dem ich erstmals unser C14 guiden konnte – mit PHD war mir das nie gelungen.

Ohne jegliche Erfolgserlebnisse mit PHD ist die Fehlersuche natürlich knifflig, warum PHD-Guiding ausgerechnet bei mir nicht sauber lief. Astro-Gadget hat übrigens einen hervorragenden Support, mit dem ich ein paar Mal Kontakt hatte. Das Fazit: Es gibt durchaus Anwender, die mit der EQStar erfolgreich guiden, aber die kleine EQStar-Steuerung kann immer nur eine Achse bewegen, was man über die Einstellungen wohl ausgleichen kann – mit dem StarAid der Sternwarte konnte ich ja auch meine Montierung schon mal zusammen mit der EQStar guiden, nur die Auto-Kalibrierung von PHD versagte regelmäßig. Jetzt hatte ich die Wahl: So lange mit den Guiding-Settings rumspielen, bis das auch bei mir mit PHD läuft – oder ich gönne mir die EQStarPro, die eine leistungsstärkere Hardware verbaut hat und beide Achsen gleichzeitig steuern kann, außerdem ist das WLAN-Modul jetzt integriert. Dass sie auch stärkere Motoren ansprechen kann und noch schnelleres Goto ermöglicht, ist für mich nebensächlich. Dann ist zumindest eine Fehlerquelle schon mal eliminiert.

Der Griff zur EQStarPro

Frisch geliefert: Montierungssteuerung EQStarPro und der FocusDream-Adapter für den Motorfokus, samt Kabeln und Handcontroller.

Die Bestellung hatte sich etwas verzögert, aber nachdem Astro-Gadget den Firmensitz wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine vom Osten in den Westen der Ukraine verlagert hatte und den Betrieb wieder aufnahm, ging meine Bestellung für die neue Steuerung raus. Bei der Gelegenheit leistete ich mir auch gleich noch den Focus Dream Motorfokussierer (hier geht’s zum Blogbeitrag dazu). Abgesehen davon, dass doch Zoll fällig war und die Deutsche Post dafür nur Bargeld akzeptiert, hat die Lieferung einwandfrei geklappt.

FocusDream (vorne) und EQStarPro (links hinter der Säule) im Einsatz.

Da ich die Motoren und Anschlusskabel bereits habe, konnte ich die Steuerung einfach austauschen. Genau wie die kleinere EQStar steckt sie in einem kleinen Alu-Kästchen, das ich entweder mit einem Gummiband am Stativ befestige, oder mit Klett an der Säule.

Kurz zu den Eigenschaften, und warum sie mir so gut gefällt:

  • Die Steuerung selbst ist ein kleines Kästchen, in dem die Elektronik steckt, dazu Anschlüsse für die beiden Motoren über Netzwerkkabel, das WLAN-Modul (abschaltbar), der kombinierte Eingang für Handcontroller oder ST4-Autoguider, USB für die Verbindung mit dem PC und der übliche 12V-Eingang für die Stromversorgung.
  • Steuerung über den Handcontroller: Im einfachsten Fall wird die Montierung einfach aufgestellt, angeschaltet und über den kleinen Handcontroller bedient. Er hat vier Richtungstasten, dazu einen Wahltaster, um die Nachführgeschwindigkeit (Aus, Sonne, Mond, Stern) und eine von vier Geschwindigkeiten einzustellen. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Goto unterwegs ist und einfach nur beobachten will. Schnell und einfach, und perfekt z.B. für die Sonnen- oder Mondbeobachtung, wenn man nur Nachführung und Feineinstellung braucht.
  • Steuerung über das Smartphone mit WLAN: Wenn man das WLAN-Modul aktiviert, kann man die Montierung über die SkyWatcher SynScan-App steuern. Die ist etwas rustikal, aber wenn man SynScanLink zusätzlich installiert, kann man sie auch ganz komfortabel z.B. über SkySafari Plus steuern. Dabei ist wichtig, dass das Teleskop am Anfang in der Homeposition steht – also auf den Himmelspol ausgerichtet. Wenn man das mal weiß, kann man die Referenzsterne für das Alignment anfahren und hat ein präzises Goto. Die mitgelieferte Anleitung erklärt das mittlerweile sehr gut, wie man die Programme auch auf dem iPhone zum Laufen bringt.
  • Steuerung über den PC: Funktioniert über das mitgelieferte USB-Kabel und ASCOM/EQMod. Das war für mich auch immer so ein Buch mit sieben Siegeln, weil ASCOM keine besonders intuitive Anleitung hat. Was man tun muss: Zuerst einmal die Steuerung mit dem PC verbinden und den USB-Treiber installieren. Dann im Geräte-Manager nachschauen, welchen COM-Port die Steuerung erhalten hat. Dann kann man das Setup-Programm aufrufen, um ggf. die Getriebeübersetzung, maximale Motorspannung und die Rampengeschwindigkeit beim Beschleunigen/Abbremsen einzustellen – wenn man ein fertiges Kit mit Motoren kauft, entfällt das natürlich; da ich andere Motoren und eigene Kabel verwende, war das für mich nötig. Dann ASCOM installieren und den COM-Port einstellen. Hier hatte ich etwas Probleme, weil der Motorfokussierer und die Steuerung den selben USB-Treiber verwenden und ich einen USB-Hub verwende – mit anderen Worten, obwohl ich immer die selben Buchsen verwende, vertauscht Windows ab und zu die COM-Ports. Ich muss also ab und zu schauen, welchen COM-Port welches Gerät verwendet – wenn ich die beiden direkt am Rechner anschließen könnte, wäre das kein Problem. Wenn das läuft, muss man die ASCOM-Geräte nur noch in der PC-Software einrichten – das sind bei mir SharpCap für die Sonnenfotografie und APT für DeepSky mit der DSLR.

Nachdem das alles geschafft war, konnte ich loslegen. Tja, viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen – Die Steuerung über den Handcontroller funktioniert wie gewohnt und ist meine erste Wahl, wenn ich mal auf dem Acker bin oder auf dem Balkon die Sonne beobachte. Einfach anschalten, Sonnengeschwindigkeit einstellen und in Ruhe beobachten. funktioniert.

Goto per WLAN funktioniert auch einwandfrei, und mittlerweile verbindet sich das Handy auch wieder, wenn es in den Ruhemodus gegangen war. Ich muss mich nur ggf. mit der Steuerung/dem Steuerungs-WLAN neu verbinden, und es hat die Position wieder. Ach ja: Einnorden muss man ganz klassisch per Polsucher o.ä.; SkySafari bietet keine so netten Funktionen wie Celestrons AllStar Polar Align. Aber für visuell braucht man ja auch nicht die höchste Genauigkeit beim Einnorden.

Meine Einstellungen in EQMod; ich spiele noch mit der RA/Dec-Rate oben rechts rum – Werte zwischen 0,6 und 0,9 scheinen zu funktionieren.

Der PC-Anschluss hat mich wegen ASCOM die meisten Nerven gekostet, was aber daran liegt, dass ich mit ASCOM nicht vertraut war. Die Teleskope auf der Sternwarte werden entweder direkt aus Guide 9 angesteuert, oder über Celestrons CPWI-Software-Paket. Letzteres funktioniert wunderbar, aber nur mit Celestron-Montierungen und Zubehör. Aber mit den richtigen COM-Port-Einstellungen lief dann auch ASCOM, und mittlerweile kapiere ich auch die Logik, wie die Programme mit ASCOM kommunizieren. Langer Rede kurzer Sinn: Aus SharpCap heraus kann ich die Montierung und den Motorfokussierer komfortabel steuern (und es ist doch sehr angenehm, mit dem Laptop im Schatten zu sitzen, wenn man die Sonne fotografiert), und APT steuert meine Nikon und die Montierung problemlos, auch wenn Stellarium immer wieder abstürzt, wenn ich nach einem Platesolving (automatische Sternerkennung, damit die Montierung weiß, wo sie gerade hinzeigt) zu Stellarium wechsle, und die Kommunikation mit PHD-Guiding klappt auch.

Einnorden ist bei der Fotografie auch kein Problem: Da habe ich eh Kamera und Laptop dabei. Auf dem Acker ist das mit SharpCap ein Kinderspiel: Da werden einfach durch das Leitrohr (50/200mm-Sucher) ein paar Fotos rund um den Himmelspol gemacht, und die Software zeigt mir, wie ich die Montierung zum Einnorden verstellen muss. Ohne Blick auf den Polarstern hat APT ähnliche Funktionen.

Was noch nicht ganz funktioniert – und weshalb ich auch dazu neige, der einfacheren EQStar hier auch die Absolution zu erteilen – ist das Autoguiding. PHD funktioniert mittlerweile ziemlich gut, wobei ich etwas mit den Einstellungen kämpfen musste. Press Here, Dummy klappt doch noch nicht perfekt – jetzt habe ich im EQMod-Treiber eine hohe Korrekturgeschwindigkeit eingestellt, und PHD macht den Rest. Die Kalibrierung funktioniert jetzt meistens, wenn sie nicht wegen zu viel Getriebespiel meckert, und runde Sterne gibt’s auch.

Die Kalibrierung mit PHD klappt noch nicht immer, aber immer öfter.

Was nur sporadisch klappt, ist das Nachführen auf Sonnenflecken aus SharpCap heraus. Die Montierung reagiert zwar schön schnell, aber SharpCap ist nur manchmal zufrieden. Aber hier gibt es etwa fünf Stellschrauben, an denen man drehen kann, und manchmal hat es auch schon geklappt. Nur wenn SharpCap dann mal guided, macht es gleich Riesenschritte. Aber dieses Feature-Guiding deklariert SharpCap ja selbst noch als experimentell.

Manchmal klappt Sonnen-Guiding aus SharpCap nicht (links), manchmal klappt es (rechts). Mit den Einstellungen muss ich noch eine Zeit lang herumspielen.

Aber immerhin: Da ich jetzt sicher weiß, dass die Steuerung einwandfrei läuft, kann ich mit den Parametern herumspielen und habe schon mal eine Fehlerquelle weniger. Wer gleich ein Komplettset mit Motoren kauft und im Idealfall ASCOM (oder zumindest einen ASCOM-Benutzer) schon kennt, wird es einfacher haben als ich.

Es hat seinen Reiz, jetzt das komplette Teleskop bei der Sonnenfotografie aus dem Schatten zu steuern und in SharpCap prinzipiell sogar Autofokus nutzen zu können. Andererseits muss ich sagen, dass das mit Sternegucken zur Entspannung nicht mehr viel zu tun hat, wenn man am Rechner sitzt und die Kamera-Einstellungen bearbeitet. Aber dafür kann man ja einfach ohne Kamera und Laptop auf den Acker gehen und nur den Handcontroller benutzen.

Die kleinere EQStar wird übrigens in Zukunft eine alte HEQ5 ansteuern. Da man die Getriebeübersetzung einfach ändern kann und andere Leute als ich auch Kabel löten können, ist das kein Problem:-) Für mich hat sich das Upgrade jedenfalls gelohnt, und bei rund 20€ Preisunterschied kann ich eigentlich jedem dazu raten, sich nicht nur die EQStar, sondern auch die EQStarPro einmal anzuschauen. Klare Empfehlung für alle, die eine Steuerung nachrüsten wollen, ohne gleich zum Lötkolben greifen wollen.

Ach ja: Die Steuerungen gibt es hier: https://astro-gadget.net/gadgets/category/control-of-telescopes/eq-control

Das Handy als Goto am Teleskop

Wobei mir einfällt, dass ich noch ein neues Spielzeug gar nicht vorgestellt habe: Ich habe mir einen billigen Celestron StarSense Explorer geholt und geschlachtet. Das war ein einfaches Einsteigerteleskop mit App, die den Sternenhimmel per Platesolving mit der Handy-Kamera analysiert und Push-To bietet – einen einfachen Goto-Ersatz, bei dem man das Teleskop selbst verstellt, aber die Ziele trotzdem findet.

Die App läuft auf bis zu fünf Geräten, und ich nutze dieses sehr komfortable PushTo jetzt an zwei Geräten: Das originale Dock hängt an einem Dobson (Celestron bietet mittlerweile auch eigene Dobsons mit StarSense-Dock an), und mit einem selbstgebastelten Adapter und einem Umlenkprisma, das ich noch übrig hatte, kann ich das auch am ED80 auf der Vixen Porta nutzen. Sehr cool. Das muss ich irgendwann auch noch verbloggen, bislang habe ich es nur hier auf Astronomie.de mal vorgestellt.

Astro-Gadget Focus Dream – Motorfokussierer-Steuerung

Es war mal wieder Zeit für was Neues: Ich habe nicht nur meiner Montierungssteuerung ein Upgrade gegönnt, sondern auch meinem Sonnenteleskop. Insbesondere für H-alpha benutze ich einen alten Vixen 80/910 Mf, dessen originalen Okularauszug ich zügig gegen einen gebrauchten TS Monorail getauscht hatte.

Seit den Vorbereitungen für die Sonnenfinsternis 2017 habe ich außerdem einen (damals) billigen Motorfokussierer von TS, den ich 2016 mal am Kameraobjektiv getestet hatte und der seitdem in der Schublade lag. Die Adaption ans Objektiv ist hakelig, und mit der SoFi war es auch nichts geworden.

Zum Glück hatte ich mich noch an diesen Beinahe-Fehlkauf erinnert: Mit einem 3D-gedruckten Adapter und einer flexiblen Welle konnte ich ihn nun, sechs Jahre später, an den Okularauszug des Vixen anschließen und ab da zumindest per Handsteuerbox fokussieren. So ein Motorfokussierer ist sehr angenehm, wenn man fotografiert: Das Teleskop wackelt nicht mehr, wenn man es scharf stellt. Visuell ist mein Aufbau stabil genug, aber bei 910mm (oder gar 2730mm mit H-alpha) sieht man jedes Wackeln. Für visuell würde ich zwar von einem Motorfokus eher abraten, da finde ich die manuellen Fokussierrädchen wesentlich angenehmer, schneller und intuitiver (und mit Motorfokussierer kann nur noch per Motor fokussiert werden), aber fotografisch ist das wirklich sehr hilfreich.

Bei der Fotografie kommt noch dazu, dass man das Kamerabild ohnehin nur am Monitor sieht – da ist es hilfreich, wenn man den Fokus gleich direkt steuern kann.

Was mit dem TS-Set (das mit SkyWatcher wohl baugleich ist) nicht geht: Die Steuerung über den PC vornehmen. Das Anschlusskabel ist ein Telefonstecker. Nun gibt es Adapter: von Ertl oder Pierro Astro. Beide für über 100 Euro (Stand 2022) und beide mit eigener Stromversorgung.

Und dann gibt es noch den Focus Dream von Astro-Gadget – dem kleinen Hersteller in der Ukraine, von dem auch schon meine Montierungssteuerung kommt. Mit aktuell 79$ deutlich billiger, und benötigt keine eigene Stromversorgung (Übrigens gibt es auch fertige Sets mit Motor). Trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine gibt es Astro-Gadget noch, er ist rechtzeitig von Donezk in den Westen des Landes umgesiedelt und hat den Betrieb wieder aufgenommen. Nach knapp zwei Wochen war meine Bestellung dann angekommen – interessanterweise war doch Zoll fällig (obwohl die EU eigentlich gerade auf Zölle aus der Ukraine verzichtet?), und die Deutsche Post, die ihn eintreiben wollte, akzeptierte natürlich nur Bargeld, keine Karte. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Der Focus Dream ist ein kleines Adapter-Kästchen, das das Spiralkabel des Fokussiermotors mit einem USB-Kabel verbindet. Damit das funktioniert, benötigt man noch einen USB-Treiber und entweder den ASCOM-Treiber oder die eigene Software von Astro-Gadget – alles steht zum Download auf der Webseite bereit und funktioniert soweit auch einwandfrei.

Aber: Wenn man den Fokussiermotor über USB mit Strom versorgen will, geht das nur, wenn er direkt an den Computer angeschlossen ist. Die Alternative wäre ein aktiver USB-Hub. Ich hatte es zuerst mit einem passiven Hub hatte ich nur Probleme und bin an den COM-Ports fast verzweifelt, nur wenn ein USB-Anschluss am Laptop genutzt wurde, hatte es problemlos geklappt.

Es ist aber auch möglich, optional eine Stromversorgung anzuschließen. Wer also weder einen freien Port direkt am Rechner hat noch einen aktiven USB-Hub verwendet, muss das Gehäuse aufschrauben und einen Jumper umsetzen – dann kann der Motorfokussierer auch über ein 9-12V-Netzteil mit Strom versorgt werden, und alles kann auch an einen passiven USB-Hub angeschlossen werden. Dank des hervorragenden Supports von Astro-Gadget war das dann schnell geklärt, nachdem der Hub als Problemquelle identifiziert war.

Es wird voll am Teleskop…

Seit die Sache mit der Stromversorgung geklärt ist, läuft er einwandfrei, und mit externer Stromversorgung auch wesentlich flotter als wenn er nur über den USB-Port mit Strom versorgt wird.

Die Software ist simpel, kann aber alles nötige: Den Fokussierer um eine beliebige Schrittzahl bewegen.

In der Praxis benutze ich die Astro-Gadget-Software aber nur, um den Fokussierer zu testen. In der Regel benutze ich Sharpcap zum Fotografieren. Über ASCOM kann ich so sowohl die Montierung als auch den Fokussierer steuern. So kann ich auch einstellen, ob er grob- oder fein Fokussieren soll, wie viel Getriebespiel oder Schlupf er hat oder ob er immer von einer Seite den Fokuspunkt anfahren soll. Prinzipiell geht damit sogar Autofokus, aber das muss ich noch testen.

Der größte Vorteil ist aber, dass ich mit dem Laptop jetzt im Schatten sitzen kann und ganz entspannt Sonnenfotografie machen kann. Der Nachteil ist, dass ich jetzt bald genug Kabel am Teleskop habe, dass sich eine fest aufgebaute Sternwarte lohnt…

Der Focus Dream ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, um einen einfachen Fokussiermotor zum Laufen zu bringen und komfortabel über den PC zu steuern. Ein “vernünftiger” Motorfokussier hat im Idealfall noch Sensoren für den Anschlag bzw. zum Eichen, Temperatursensoren für die Fokusdrift in der Nacht und vielleicht sogar Encoder, damit eine Stellung immer reprozierbar ist, trotz Schlupf und Getriebespiel – das ist hier schon deshalb nicht möglich, weil nur ein simpler Motor am Fokussiertrieb sitzt. Dafür kostet er aber auch nur einen Bruchteil, vor allem wenn man schon einen Schrittmotor hat, den man am Fokustrieb montieren kann. Und im semi-mobilen Betrieb wie bei mir langt das – ich bin ja immer in Reichweite vom Teleskop.

Die nächste Baustelle ist jetzt, das Guiding zum Laufen zu bringen. So wie es aussieht, hat meine Montierung noch zu viel Backlash, vor allem in der Deklinations-Achse. Davon abgesehen hat sich auch das Upgrade auf die EQStarPro-Steuerung gelohnt (deutlich bessere Steuerung über das WLAN per Handy, und beide Achsen bewegen sich gleichzeitig). Aber dazu mehr, falls ich mal ein reproduzierbares Autoguiding mit der Montierung hinkriege…

Nachtrag:

Auf Astronomie.de kam die Frage nach dem Adapter auf, den ich gedruckt habe, um den Fokussiermotor zu befestigen. Hier ist die Druckdatei für FreeCAD und als .obj für Druckdienstleister:

https://kerste.de/wp-content/uploads/2022/08/Motorfokus-Adapter.zip

Bei meinem ursprünglichen Druck haben die Löcher nicht ganz gepasst, und ich musste noch einmal nacharbeiten. Ich hoffe, hier passt es besser.

Als Kupplung habe ich so eine Welle verwendet – bitte überprüft die Durchmesser eurer Achsen, ich weiß nicht mehr, welches Modell es war.

Okularsonnenfilter – wirklich für die Tonne!

Nachdem ich in knapp zwei Wochen einen kleinen Vortrag über Sonnenbeobachtung für die FasziAstroOnline vom Haus der Astronomie halte, habe ich mir spaßeshalber einmal einen Okularsonnenfilter besorgt. Immerhin wird seit Jahrzehnten vor den Dingern gewarnt, da kann man auch mal zeigen, warum. Eigentlich habe ich nur eine Filterfassung benötigt, aber warum nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Was dann ankam, war beeindruckend:

Der Filter war so locker in der Fassung, dass nach oben ein paar Millimeter Luft waren. Also erst mal den Filter richtig in der Fassung positionieren.

Dann hatte ich schnell mal ein Teleskop (80/910) mit Astrosolarfolie vor dem Objektiv auf die Sonne gerichtet, scharf gestellt und nur den Filter in der 1,25″-Steckhülse im Okularauszug gelassen. Dann den Objektivfilter ab und warten.

Mit einem einfachen IR-Thermometer hatte ich die Filtertemperatur überprüft: Nach zwei Minuten war er bereits bei 60-70°.

Nach fünf Minuten zeigte sich ein heller Reflex auf meiner Hand, als ich mit dem Thermometer kam.

Also Deckel auf Teleskop, von der Sonne wegschwenken und den Filter anschauen:

Schöner Riss einmal quer durch. Damit habe ich meine leere Filterfassung.

Klar: Ich hätte das Teleskop auch etwas abblenden können (dafür ist das Loch im Staubschutzdeckel einiger Teleskope ja ursprünglich gedacht), dann hätte er vielleicht zwei, drei Minuten länger durchgehalten. Aber ein mit f/11 eher lichtschwacher 80mm-Refraktor ist kein so ungewöhnliches Einsteigerteleskop, Sicherheitshinweise gibt’s auch keine, und wie flott der Filter in die ewigen Jagdgründe ging, war dann doch beeindruckend. 

Ist mir völlig unverständlich, dass die Teile immer noch verkauft werden dürfen. Wer damit beobachtet, hat keine Chance.

Ich hätte nicht gedacht, dass sich der alte Anwendungshinweis so schnell bewahrheitet: Wer einen Okularsonnenfilter hat, nimmt einen Hammer, haut damit drauf und entsorgt die Reste in der Tonne. Für den Blick auf die Sonne sind diese Filter absolut ungeeignet.

Der Baader SunDancer II H-alpha-Filter

Ich hatte das Glück, mit einem der ersten SunDancer II H-alpha-Filter „spielen“ zu können und ihn auf Herz und Nieren testen zu dürfen. Auch wenn ich nicht zu den erfahrensten H-alpha-Beobachtern gehöre, konnte ich die Sonne mit den beiden H-alpha-Teleskopen der Heilbronner Sternwarte die Sonne seit über 20 Jahren immer wieder beobachten. Das sind ein 20/20-Ansatz von Wolfgang Lille mit 0,8Å am 150/2250-Refraktor (der einen klassischen Protuberanzenansatz ergänzt), und ein Lunt LS-60 Teleskop. Dabei gebe ich unumwunden zu, dass ich das Konzept des Lunt gerade für die Öffentlichkeitsarbeit überzeugend finde: Ein vollständiges Teleskop, bei dem nichts schief gehen kann. Idiotensicher also, was gerade in einem Verein wichtig ist.

Das hatte ich auch Herrn Baader gegenüber erwähnt, als ich bei einem Besuch vor Ort zufällig einmal die Gelegenheit hatte, durch einen SolarSpectrum-Ansatz zu schauen, der gerade vor dem Verkauf getestet wurde: Sehr schönes Bild, aber mit Energieschutzfilter vor dem Objektiv und Stromanschluss für die Heizung für mich eher uninteressant. 

Vielleicht verdanke ich nicht zuletzt dieser Bemerkung die Chance, mir den neuen SunDancer II einmal anzuschauen. Ein Danaer-Geschenk, wenn ich das mal so sagen darf – H-alpha macht eh schon süchtig…

“Meine” H-alpha-Geräte: Der 6″-Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mein ED80/600 mit SunDancer II, und das Lunt 60 der Sternwarte

Verwenden des SunDancer II

Der SunDancer II hat nämlich mit meinen Vorbehalten gegenüber beheizten Filtern gründlich aufgeräumt. Er braucht zwar Strom, aber das hat sich in der Praxis als irrelevant erwiesen: Da ich bei der Sonnenbeobachtung ohnehin mit Nachführung arbeite, ist sowieso Strom vorhanden, und mein PowerTank hat ausreichend Ampere, um neben dem Teleskop auch noch die Heizung des H-alpha-Filters zu betreiben. Der Aufwand für den beheizten Filter beschränkt sich also darauf, ein Y-Kabel zwischenzuschalten und die Stromkabel zu verbinden. Den Rest übernimmt die Elektronik, die den Filter auf die Betriebstemperatur hochheizt; die H-alpha-Linie muss also nicht wie bei den anderen Geräten über ein Drehrad eingestellt werden. Das ist vor allem bei längeren Beobachtungssessions interessant, wenn sich durch Temperaturschwankungen das Durchlassfenster des Filters verschieben kann. Gerade bei einer öffentlichen Führung schaut man nicht nach jedem Gast selbst durch das Teleskop um zu sehen, ob das Objekt noch zentriert und optimal dargestellt wird; da ist es Gold wert, wenn man sich um nichts weiter kümmern muss.

Der SunDancer II besteht aus zwei mit dem üblichen T-2-Gewinde verbundenen Teilen, die am Stück bleiben können: Das eine ist die 3x-Telezentrik mit integriertem Blockfilter, das andere ist das Etalon (also der eigentliche H-alpha-Filter) mit seinem “Ofen”. Dazu kommen noch die kleine Elektronikbox, die Temperatur regelt, und Netzteil bzw. optionales Akkupack.

Der SunDancer II und die Kontrolleinheit für die Temperatursteuerung.

Kurz zur Funktionsweiße von H-alpha-Filtern: Das Etalon ist ein Interferenzfilter, der die H-alpha-Linie bei 656nm durchlässt, ebenso wie Vielfache davon. Die exakte Wellenlänge, die durchgelassen wird, hängt dabei von der Filterdicke ab, und die Heizung regelt die Filterdicke – Wärme dehnt ja bekanntlich aus. Bei unserem alten Filter von Wolfgang Lille wird die Durchlasslinie durch Verkippen des Filters geregelt: Wenn der Filter schräg steht, legt das Licht einen längeren Weg durch den Filter zurück, und andere Wellenlängen werden durch Interferenz ausgelöscht. Das erklärt auch die hohen Ansprüche an die Oberflächengenauigkeit und den stolzen Preis. 

Damit der Interferenzfilter funktioniert, muss das Lichtbündel zwingend aus parallelen Lichtstrahlen bestehen und idealerweise ein Öffnungsverhältnis von etwa f/30 erzeugen – dafür sorgt die Telezentrik, die anders als eine Barlow nicht nur das Öffnungsverhältnis verändert, indem sie den Brennpunkt verschiebt, sondern auch für ein parallelen Strahlengang sorgt. (Deshalb kann ich den Filter auch nicht ohne Telezentrik an meinem 125/3500 f/28 Schiefspiegler verwenden – das Öffnungsverhältnis würde passen, aber das Licht ist trotzdem in einem Brennpunkt gebündelt statt parallel. Außerdem bräuchte ich immer noch einene Blockfilter und müsste mir überlegen, wo ich einen Energieschutzfilter platzieren könnte.)

Der hartvergütete Blockfilter des SunDancer II sitzt vor dem Etalon und sogar noch vor der Telezentrik. Er blockiert nicht nur die unerwünschten Nebenlinien, sondern auch fast alles andere, was den H-alpha-Filter an Sonnenstrahlung erreicht. Dadurch sieht er aus wie ein Spiegel und schützt das empfindliche Etalon davor, dass die Sonnenstrahlung eingebaute Polarisatoren oder seine Ölfügung einfach verdampft. Bis 80mm Öffnung langt beim SunDancer II dieser Blockfilter als Schutz, für größere Geräte ist ein zusätzlicher Energieschutzfilter vor dem Teleskop zwingend notwendig. Der einziger Nachteil bei der Arbeit ohne Blockfilter am kleinen Teleskop: Man darf nicht von vorne in das Teleskop schauen, da die am Blockfilter reflektierte, gebündelte Sonnenstrahlung durch das Objektiv hindurch zurückgeworfen wird. Darauf muss geachtet werden, wenn Teleskop und Sonne recht niedrig stehen und man zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit macht, wo doch immer wieder jemand neugierig in das Teleskop blicken kann. Auf einer hohen Montierung oder beim Blick vom Balkon spielt das keine Rolle. Natürlich kann auch bei kleineren Teleskopen ein Energieschutzfilter sinnvoll verwendet werden. 

Der SunDancer II am Teleskop

An meinem ED80/600 habe ich es daher so einfach wie es nur geht: Ich muss lediglich den SunDancer II an den Strom anschließen, in den Zenitspiegel stecken und ein Okular hineinstecken. Nach vielleicht zwei Minuten zeigt das Display keine Temperaturänderung mehr an, und er ist vollständig einsatzbereit. 

Für das Finetuning der H-alpha-Linie kann man den Filter über eine Mikrometerschraube leicht verkippen und so den Dopplereffekt ausgleichen: Wenn sich eine Materiewolke auf der Sonne in unsere Richtung bewegt, verschiebt sich die H-alpha-Linie in den blauen Flügel des Spektrums. Mit der Mikrometerschraube kann man schnell überprüfen, ob es gerade Ereignisse gibt, die eine Verschiebung der H-alpha-Linie erforderlich machen. So lässt sich die Durchlasslinie schnell und einfach verschieben, wenn der voreingestellte Wert nicht passt.

Über die Temperaturregelung der Steuerbox kann die H-alpha-Linie ebenfalls verschoben werden. So vermeidet man die Filterkippung, was für höchste Ansprüche interessant sein mag, und kann den Filter bei Bedarf auf das eigene System finetunen, falls die Werkseinstellung der Temperatur nicht optimal ist. 

Die Mikrometerschraube dient dazu, schnell einen Blick in den blauen Flügel der H-alpha-Linie zu werfen

Optimal arbeitet der Etalon ab f/30, die eingebaute Telezentrik hat den Faktor drei. Perfekt ist er daher an Teleskopen mit f/10; bei schnelleren Teleskopen kann eine Temperaturanpassung für das Finetuning sinnvoll sein. Mein ED80/600 mit f/7,5 ist eigentlich zu schnell (der Filter arbeitet so bei f/22,5), aber das Bild war trotzdem hervorragend – das ist eindeutig ein Vorteil des von der Telezentrik parallelisierten Strahlenbündels. Eine 4x Telezetrik hat Baader in Vorbereitung, aber aktuell kann niemand sagen, wann sie endgültig verfügbar ist. Corona sei Dank sind ja schon existierende Produkte nur schwer erhältlich…

Zuletzt noch wichtig für das Handling: Die Fokuslage unterscheidet sich mit der 2″-Steckhülse kaum von der eines üblichen Okulars, wenn die Sonne im Weißlicht mit Astrosolar-Folie beobachtet wird. Er sollte also (entweder mit 1,25″ oder 2″ Steckhülse, beides ist vorhanden) an praktisch jedem Teleskop in den Fokus kommen, auch an Newtons.

Beobachten

Der SunDancer II ist ein vollständiger H-alpha-Filter mit rund 0,6 Å Durchlassbreite, der kaum größer ist als ein Okular und auch nicht aufwändiger zu bedienen: An Teleskopen bis 80mm ist kein Energieschutzfilter nötig, damit passt er ohne Aufwand an meinen ED80/600. Als Zenitspiegel habe ich einen alten dielektrischen Baader MaxBright 2“ Zenitspiegel.

Allerdings habe ich ein kleines Problem: Durch die Telezentrik arbeite ich bei 1800mm Brennweite, und mein Standard-Okularpark macht einen Sprung vom 36mm 2″ Hyperion Aspheric zum 9mm Morpheus. Also in diesem Fall von 50x auf 200x. Da sind 80mm Öffnung natürlich überfordert. Aber im Schrank habe ich noch einen Satz Baader Classic Orthos; mit dem 32mm Plössl (56x) und dem 18er Ortho (100x) kann ich gut arbeiten.

Auch das 36mm 2″-Hyperion lässt sich verwenden und bietet einen angenehmeren Einblick als 1,25″-Okulare

Sehr schön: Ich sehe mit 600mm Teleskopbrennweite die ganze Sonne! Und was für ein Bild: Mit 0,6Å zeigt er Protuberanzen und Scheibe gleichzeitig mit schön ausgewogenem Kontrast. Mein erster Eindruck: Der SunDancer II raucht die beiden H-alpha-Filter auf der Sternwarte in der Pfeife. Aber ohne Probleme. Sehr, sehr chic.

Die H-alpha-Linie wurde auf Anhieb getroffen, ich habe noch nichts nachgeregelt. Ganz wichtig bei der Sonnenbeobachtung: Schatten! Seitliches Streulicht ruiniert den Kontrast, schon eine gute Augenmuschel bringt mehr als ein besseres Okular. Die beste Kontraststeigerung erziele ich durch das Astrogarten Beobachtungstuch, das ich mir vor einiger Zeit geleistet hatte. Das ist wohl das wichtigste Zubehörteil für die H-alpha-Beobachtung, falls man dabei nicht im Schatten sitzen kann. (Prinzipiell funktioniert auch eine Jacke – aber unter der wird es sehr schnell sehr stickig).

Nach dem ersten Wow-Effekt müssen natürlich ein paar Dinge ausprobiert werden, um zu sehen, was alles geht. Kriege ich mein 36mm-Hyperion an den SunDancer? Ja – entweder mit einer 2″/T-2-Okularklemme (die ich nicht in meinem Fundus habe), oder dem Gewindering M48 auf T-2 (T-2 Bauteil #29) # 2458110, den ich für irgendein anderes Projekt noch rumfahren hatte. Damit kann ich das Okular direkt auf den H-alpha-Filter schrauben: Sehr chic. Das Bildfeld scheint sogar etwas größer zu sein als im 32er Classic Plössl, und der Einblick ist auf jeden Fall entspannter als im 1,25“-Okular. Die Kombination entwickelt sich später zu meiner Standard-Kombi am SunDancer II – mit einem T-2-Schnellwechsler kann ich zwischen dem 36er Hyperion und der 1,25″-Okularklemme aus dem Lieferumfang wechseln und spare mir die Schrauberei bzw. eine 2″ Okularklemme. 

Ebenfalls zum ständigen Begleiter ist ein normaler Sonnenfilter geworden: Wenn die Sonne nicht perfekt zentriert ist, ist sie auch mit einem einfachen Sonnensucher kaum zu finden. Also vorher kurz einen Blick auf die Sonne im Weißlicht, bevor der Herschelkeil durch den SunDancer ersetzt wird.

Bino

Und dann mache ich einen großen Fehler: Ich schließe ein Bino an – das Großfeldbino von unserem Verein, mit einem Satz Eudiaskopischen Okularen. Das haut mich wirklich von den Socken. So beeindruckend habe ich die Sonne wirklich noch nicht gesehen, auch nicht im kleinen Lunt, an dem ich das Bino schon ein paar mal verwendet hatte. Fokus ist auch kein Problem: Durch die Telezentrik ist der Strahlengang ja schon perfekt parallel, und alle Fokussierprobleme lösen sich auf einmal in Luft auf. Sogar der Glaswegkorrektor kann entfallen, und ich muss trotzdem nur rund drei Zentimeter näher ans Teleskop als ohne Bino. Das macht deutlich mehr Spaß als am Lunt mit 1,6x Glaswegkorrektor. 

Der SunDancer II mit Bino-Ansatz. In dem Moment war klar: Haben will!

Und warum war das ein Fehler, das Bino anzuschließen? Weil das der Moment war, als klar war, dass der SunDancer II bei mir bleiben muss. Zum Glück waren letztes Jahr fast alle Urlaube ins Wasser gefallen, und es war noch etwas Geld in meinem Portemonnaie. Aber das heißt auch, dass ein Bino her muss, sobald das MaxBright II wieder lieferbar ist. Und passende Okulare. Diese Leihgabe wurde wirklich zum Danaer-Geschenk – aber wie ich immer zu sagen pflege: Solange es nur einmal weh tut – beim Bezahlen – und danach nicht mehr, ist es das wert. Und dank freiberuflichem Schaffen im Homeoffice ist der schnelle Blick auf die Sonne für mich kein Problem, da wird er noch öfter benutzt werden. Kein billiger Spaß, aber ein großer (und der Filter soll alterungsbeständig sein, über die Jahre rechnet sich das).

Einige Zeit später konnte ich dann auf unserer Sternwarte noch ein paar Vergleiche anstellen. Ich betreibe ihn ja eigentlich an einem viel zu schnellen Teleskop, also blendete ich meinen ED80/600 auf 60mm ab. Der Effekt war vernachlässigbar: Auf den ersten Blick ist da kein großer Unterschied zu sehen, wahrscheinlich gleicht der Auflösungsverlust den Kontrastgewinn aus – der Sprung von 80 auf 60mm ist zumindest bei der Deep-Sky-Beobachtung schon spürbar, schließlich sagt die Faustregel, dass man sich mindestens um die halbe Öffnung verbessern sollte, um den Unterschied zwischen zwei Teleskopen zu merken. Das Abblenden hat mir jedenfalls keinen für mich ersichtlichen spürbaren Vorteil gebracht.

Nächstes Teleskop: Ein alter Vixen 90/1000 mit Baader Clicklock-Zenitspiegel. Hier arbeitet der Filter bei f/33 etwa mit dem optimalen Öffnungsverhältnis, und der Kontrast ist noch ein gutes Stück besser. Bei 90mm und fehlendem Energieschutzfilter mache ich das aber nur kurz, auch wenn die Energiebelastung aus dem Bauch heraus kaum größer sein dürfte als am lichtstärkeren ED80. Bei nur einem Zentimeter mehr Öffnung geht das bessere Bild wohl eindeutig auf das optimalere Öffnungsverhältnis zurück.

Was mir bei 1000mm Brennweite negativ auffällt: Der Filter hat intern eine 19mm-Blende, bei effektiv 3m Brennweite passt die Sonne also nicht mehr vollständig ins Bild. Die 600mm sind ziemlich genau der Sweet Spot, bei dem die Sonne noch ganz durch den Filter passt. Das passt wunderbar zu den vielen kleinen, feinen APOs, die grad auf dem Markt sind, und größere Filter kosten natürlich mehr Geld. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen: Die Zunahme der Bildqualität mach das eingeschränkte Bildfeld mehr als wett. Wenn ich höher vergrößere, um Details zu beobachten, passt die ganze Sonne ohnehin nicht mehr ins Okular.

Wetterbedingt konnte ich auf der Sternwarte nur einen weiteren Test machen: Wie war denn das Bild im kleinen Lunt? Zugegeben, die komplette Sonnenscheibe erschien gar nicht so viel schlechter, und das Bild war heller. Nur mit Vergrößern ist nicht viel: Da geht den 60mm des Lunt doch rasch die Luft aus. Damit ist es immer noch nett, aber – ja, eben nur nett. Vor allem im Bino fehlt der Wow-Effekt, der mich beim SunDancer II von den Socken gehauen hat (abgesehen davon, dass das Lunt dafür einen Glaswegkorrektor braucht).

Nur zum Vergleich mit dem Ansatz von Lille bin ich noch nicht gekommen. Aber: Hier hängt ein ähnlich großer Filter mit 0,8Å an einem auf 10cm abgeblendeten 150/2250-Refraktor, bei 4,5m Brennweite. Also ist nur ein noch kleinerer Ausschnitt der Sonnenscheibe zu erkennen, in einem Filter mit größerem Durchlass und okularbedingt (1,25″) bei 140x Minimalvergrößerung – den Test kann ich mir eigentlich schenken. 

Fotografie

Dann gibt’s natürlich noch den Wunsch nach dem perfekten Foto… bei 1800mm Brennweite würde die Sonne noch auf eine Vollformatkamera passen; in meinem Fundus ist aber nur eine DSLR mit APS-C: Da fehlt der Sonnenrand. Spaßeshalber probiere ich einmal aus, ein Kameraobjektiv an das Okular anzuschließen: Prinzipiell bekomme ich so die gesamte Sonne sogar mit einer Micro-Fourthirds-Kamera aufs Bild, aber durch einen noch größeren Linsenstapel und immer noch nur mit einer Farbkamera – also eine für die Sonnenfotografie denkbar ungeeignete Kombination. 

Erster Test: Die partielle Sonnenfinsternis mit MFT-Farbkamera und Telekompressor

Was dagegen wunderbar funktioniert, nachdem die Adaptionsfrage einmal geklärt ist: Der SolarSpectrum Research Grade H-alpha 0.4x Telekompressor 2″ # 2459260. Er hat bei der starken Kompression zwar nur noch ein Bildfeld von 16mm, aber da der Filter selbst nur 19mm hat, ist das kein Problem, und ich bekomme die komplette Sonnenscheibe sogar auf meiner MFT-Kamera formatfüllend auf den Sensor. Chic. Auch der Kompressor muss also bei mir bleiben. Mein erster Schnappschuss mit etwas Nachbearbeitung in Lightroom und Photoshop ist zwar weit von dem entfernt, was der Filter kann, aber ich mache ja schließlich Astrofotografie für Anfänger (So viel Eigenwerbung muss sein, wenn Sie schon bis hierher durchgehalten haben: Das Buch gibt‘s jetzt schon in zweiter Auflage!). Und wenn ich mir die Youtube-Tutorials anschaue, die eine Dreiviertelstunde Bildbearbeitung zeigen, bleibe ich wohl auch erstmal dabei.

Als Schwarz-Weiß-Kamera habe ich ohnehin nur die kleine ZWO ASI Mini, die ich als Guider einsetze. Prinzipiell funktioniert sie wunderbar, aber sie zeigt die Streifen, die bei vielen H-alpha-Setups zu sehen sind und wohl auf die Kamera zurückgehen. Zumindest ist das die gängige Erklärung, vor allem weil nicht jede Kamera am selben Gerät den Effekt zeigt. Eventuell ist es durch Kippen von Kamera oder Filter zu beseitigen – oder durch ein Flatframe, aber mach mal ein Flatframe für H-alpha…

Im Fall meiner ASI Mini hilft Kippen aber nicht: Die Streifen sind von der Verkippung unabhängig und ändern sich auch weder in Position noch Form, wenn ich den Filter vor der Kamera drehe oder kippe – es muss also an der Kamera liegen. Aber: Wenn ich mit nicht perfekter Nachführung auf Protuberanzenjagd gehe und die Bilder stacke, mitteln die Streifen sich wohl auch raus. Zumindest bin ich mit meiner ersten Aufnahme einer Protuberanz ganz zufrieden – 10 Sekunden Aufnahmesequenz, gemittelt und bearbeitet in Registax, mit dem ED80/600 und der integrierten Telezentrik bei effektiv 1800mm Brennweite. Für den Erstling passt das schon ganz gut:

Eine hübsche Protuberanz am 2. September 2021. Nicht schlecht für meine erste Aufnahme einer Protuberanz mit einer monochromen Kamera:-)

Fazit

Mein Teleskop wird nun noch häufiger genutzt.

Das Fazit ist einfach: Der Filter muss bleiben, obwohl ich das gar nicht wollte. Einfach zu geil, salopp gesagt. Für das Geld eines Lunt H-alpha-Teleskops kriege ich zwar nur den Filter, aber an einem kleinen 80er-Refraktor schlägt er das vertraute 60er Lunt von unserem Verein um Längen, und ein Teleskop habe ich ja eh schon. Jetzt hat sich seine Nutzungszeit auch vervielfacht – ich hätte nicht gedacht, dass ein Filter mit Elektronik so leicht zu bedienen ist und so viel Spaß macht. Vor allem binokular…

Die Sonnenfinsternis im Zeitraffer

So, den ersten Schwung Bilder der Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021 habe ich nun durchgeschaut, den Rückblick gab’s ja schon im letzten Blogbeitrag. Meine Nikon D7100 hing ja am Coudé-Refraktor der Heilbronner Sternwarte und schoss jede Minute ein Foto. Das Teleskop ist ein 150/2250mm-Refraktor, mit Reducer liegt er etwa bei 1500mm Brennweite, sodass die Sonne komplett auf den Sensor der APS-C-Kamera passt.

Nun ist das Gerät aus den 1980ern, und irgendwo ist noch die Anleitung, die beschreibt, wie man die Nachführung auf Sonnengeschwindigkeit einstellen kann. Daher lief die Sonne regelmäßig aus dem Bild, und ich musste die Fotos manuell zentrieren. Die Helligkeitsschwankungen kommen daher, dass ich die Kuppel auch manuell drehen musste und nicht immer daran gedacht hatte.

Immerhin: Die erste Wolke kam erst in der Minute, nachdem der Mond nicht mehr vor der Sonne stand. Dafür kann man richtig zusehen, wie sich Staub auf dem Sensor ablagert. Da die Sonne über den Sensor wanderte und die Bilder nachträglich auf die Sonne zentriert wurden, sieht das so aus, als ob der Staub über die Sonne wandert. Immerhin ist er so besser von den kleinen Sonnenflecken zu unterscheiden.

Zeitraffer der partiellen Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021

Kleines Update: Der Vollständigkeit halber hier noch das originale Video, das nicht ausgerichtet wurde und das schön zeigt, wie sich Sonne und Mond mit anderen Geschwindigkeiten bewegen als die Sterne, auf die die Nachführung eingestellt war:

Ein Zeitraffer aus den selben Bildern, nur ohne manuelle Ausrichtung auf die Sonne.